Ebersberg:Brief an den Erzbischof

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Poings Bürgermeister wirbt für Kooperation beim Wohnungsbau

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Wer nach Poing zieht, muss für eine Mietwohnung inzwischen fast so viel hinlegen wie in der Großstadt München, 14,50 Euro pro Quadratmeter kalt sind bereits üblich. An Wohnungen, die auch für Menschen mit geringem Einkommen bezahlbar sind, mangelt es hingegen in der Wachstumsgemeinde gravierend, ebenso wie im restlichen Landkreis und im gesamten Münchner Umland. Zwar geschieht - jedenfalls im Landkreis Ebersberg - inzwischen schon einiges, um dieses Defizit zu beheben, doch nicht genug, wie Poings Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) findet: Er will nun an die Kirche appellieren, sich stärker zu engagieren. Das Erzbistum besitze viele Grundstücke im Umland, die sich für Wohnbebauung eigneten, sagt er. Wenn diese Grundstücke in Erbpacht zur Verfügung gestellt würden, könnten schnell viele Wohnungen geschaffen werden, die sich auch Menschen mit kleinen oder mittleren Einkommen leisten könnten. Konkret will Hingerl seinen Vorschlag Erzbischof Reinhard Marx persönlich in einem Brief unterbreiten und ihn um ein Treffen in dieser Sache bitten.

Seine Idee hatte Hingerl bereits bei den Haushaltsberatungen des Kreistags kurz vorgestellt und auch bei Vertretern anderer Fraktionen Zustimmung gefunden. Das sei eine "grandiose Idee", urteilte etwa Johanna Weigl-Mühlfeld (ÖDP). Und auch im Erzbischöflichen Ordinariat stößt auf Anfrage der SZ die Idee des SPD-Politikers auf Zuspruch. "Dem Vorschlag von Bürgermeister Hingerl stehen wir natürlich positiv gegenüber, denn vielfach wird er bereits umgesetzt", so eine Sprecherin. Die Kirchenstiftungen, die in der Regel die Eigentümer von in Frage kommenden Grundstücken sind, das Erzbischöfliche Ordinariat als Stiftungsaufsicht und die Kommunen seien in der Regel in gutem Kontakt, wenn es darum gehe, Grundstücke in Erbpacht zur Verfügung zu stellen, denn die Schaffung von Wohnraum sei ein gemeinsames Anliegen. Im sozialen Wohnungsbau ist nach Angaben der Sprecherin des Ordinariats in erster Linie das Katholische Siedlungswerk aktiv.

Zusätzlich vergebe das Erzbistum selbst mehrere Hundert Wohnungen nach dem kirchlichen Mietmodell, bei dem sich die Miete nach dem Einkommen richtet, zum Beispiel in einer große Wohnanlage in der Münchner Cosimastraße. Generell würden alle Wohnungen, die das Erzbistum vergibt, zunächst den kirchlichen Beschäftigten angeboten, wie etwa in ener neu gebauten Wohnanlage in der Münchner Hansjakobstraße. Daneben engagierten sich natürlich zahlreiche kirchliche Verbände und Einrichtungen im Bereich Wohnen für Menschen mit einem erhöhten Betreuungsbedarf, zum Beispiel von Wohnungslosigkeit betroffene Männer und Frauen, Menschen mit Behinderung oder Jugendliche aus sozial schwierigen Situationen.

In Ebersberg nimmt unterdessen eine andere Initiative für bezahlbaren Wohnraum bereits an Fahrt auf: In seiner jüngsten Sitzung billigte der Kreistag die Satzung für das gemeinsame Kommunalunternehmen für den Wohnungsbau. Neben eine Einlage von 10 000 Euro auf das Stammkapital bietet der Kreis dem Unternehmen auch 233 000 Euro als Darlehen auf zwei Jahre, um den Geschäftsbetrieb in Fahrt zu bringen.

© SZ vom 22.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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