Ebersberg:Blühende Hoffnung

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Von der Ruhebank bis zum Wanderweg, vom Aussichtsturm bis zu den Badesitten reicht die Zuständigkeit des 1890 gegründeten Verschönerungsvereins

"Manche müssen lächeln, wenn sie den Namen Verschönerungsverein hören", sagt der Vereinsvorsitzende und 2. Bürgermeister von Ebersberg, Toni Ried. Dabei ist der ursprüngliche Name noch origineller. Um 1850 gründeten honorige Ebersberger Bürger die "Gesellschaft zur Erheiterung". "Sie bemühten sich, Ebersberg noch schöner zu machen. Und das tut unser Verein noch heute", sagt Ried.

1890 wurde der Verschönerungsverein Ebersberg ins Leben gerufen und machte sich sogleich mit Feuereifer an die Arbeit. Die allermeisten der prachtvollen Alleen rund um Ebersberg würde es, so Ried, ohne den Verein nicht geben. Ruhebänke wurden und werden immer noch aufgestellt. "Heute sind es schon 130. Und es sollen noch mehr werden", sagt Toni Ried. Und auch die gut ausgeschilderten Wanderwege rund um die Stadt gehen mit auf das Konto des Verschönerungsvereins.

Dank der Spenden von Georg Schuder und Mathias Demmel konnte 2013 eine Brücke über die Ebrach errichtet werden. Das ermöglicht einen durchgehenden Wanderweg vom Egglburger See bis zur Kumpfmühle. Derzeit plant der Verein eine Erweiterung des Rundweges am Kumpfmühlweiher entlang in Richtung Haselbach und Kleinmühlweiher. Die Bausumme inklusive Wegebau betrage etwa 10 000 Euro.

Die Landschaft ringsum betrachten kann man von der Ludwigshöhe aus. Hier gab es früher einen "Steigbaum" mit vielen Ästen. Auf den kletterten die Ebersberger Burschen gerne, um die schöne Aussicht zu genießen. 1860 erwarb die "Gesellschaft zur Erheiterung" das Grundstück, auf dem der Turm steht, für 150 Gulden. Dort stellten sie das hölzerne Bauwerk auf. Aber erst 1873 wurde der Holzturm vollendet. Er erfreute sich allergrößter Beliebtheit - nicht nur bei den Ebersbergern sondern auch bei Ausflüglern aus München. Mit der Zeit wurde der Turm baufällig. Nunmehr war der "Verschönerungsverein" gefragt. Ein neuer Turm sollte gebaut werden: 30 Meter hoch, aus Eisenbeton. Im September 1914 war es soweit: Die Arbeiten begannen. Aber genau da brach der Erste Weltkrieg aus. In der allgemeinen Kriegsbegeisterung rechnete man mit einem schnellem Sieg. Danach - da war man sich einig - sollte der Turm "Siegesturm" heißen. Daraus wurde nichts. Im November desselben Jahres wurde der Aussichtsturm aber wirklich fertig gestellt und der Öffentlichkeit übergeben. Damals musste man noch ein Billett lösen, um das Schmuckstück zu besteigen. 1915 wurden 2500 Billetts verkauft. Aber noch während des Krieges wurde der Besuch kostenfrei, und ist es bis heute.

Ebersberg wird immer schöner: Damals nahmen sich honorige Herren der Sache an. (Foto: privat)

Im November 1918 endete der Erste Weltkrieg. 84 Ebersberger waren gefallen. An sie erinnert die Heldenallee, die zum Aussichtsturm führt. Zwischen 1929 und 1937 wurde für jeden Toten eine Linde am Weg auf die Ludwigshöhe gepflanzt. Jeder Baum erhielt ein Namensschild für einen Gefallenen. Die Reihenfolge ist chronologisch, entsprechend dem Todesdatum, auf dem Weg von der Stadt hinauf zur Alm. 1991 gründete sich die Bürgeraktion "Erhaltet den Ebersberger Aussichtsturm", welche die stolze Summe von 130 000 Mark sammelte. 1992 wurde der Aussichtsturm saniert und feierlich wiedereröffnet.

Von der diesjährigen Sonnwendfeier an wird er nachts beleuchtet sein. Auch daran beteiligt sich der Verschönerungsverein.

Auch das Vergnügen der Bürger lag dem Verein am Herzen. Baden war bis Mitte des 19. Jahrhunderts nur im Langweiher gestattet. Nach fünf Uhr Abends durften Schüler den Badeplatz nicht mehr benutzen. Dies regelte eine Verordnung. Das Baden in den anderen Weihern war bei Strafe von drei Gulden verboten. 1893 errichtete der Verschönerungsverein am Langweiher ein "Damenbad" mit dem schönen Namen "Zur immerblühenden Hoffnung",das mit größtem Komfort ausgestattet war.

Heute kümmern sich (v. li. n. r.) Georg Schuder, Hans van Sorge, Toni Ried, Mathias Demmel und Stadtführer Thomas Warg um das Ebersberger Stadtbild. (Foto: privat)

Ein Jahr später zog die Badeanstalt auf Initiative des Verschönerungsvereins vom Langweiher zum Klostersee um. Hier wurde am Westende eine "Schwimm- und Badeanstalt" für insgesamt 2200 Mark errichtet. Die bestand aus vier geschlossenen Badekabinen, acht Umkleidekabinen und einem Freibassin für Schwimmer und Nichtschwimmer. Nach einem amtlichen Gutachten war das Wasser des Klostersees "außerordentlich gesund und ungemein mild". Aber es gab auch strenge Regeln: Das Baden und Schwimmen ohne Schwimmkleidung im Freibecken war strengstens verboten. Und die Badezeiten waren für beide Geschlechter getrennt vorgesehen. Leider haben sich die Ebersberger daran nicht gehalten, was der Ebersberger Pfarrer Lochner 1904 von der Kanzel seiner Kirche aus strengstens kritisierte. 1921 gründete sich die "Bad Ebersberg e.G.m.b.H". Durch Kauf und Grundstückstausch gelangte sie in den Besitz des Nordufers des Klostersees. Hierhin wurde 1922 die Badeanstalt verlegt.

Die strengen Regeln galten aber weiter: Es sei streng darauf zu achten, hieß es, dass in die Herrenabteilung keine Frauen, in die Frauenabteilung keine Herren gelangten. In den Kabinenbädern seien die zahlreichen Astlöcher zu verschließen. Es seien Klagen laut geworden, dass sich Besucher durch neugierige, kahnfahrende Gäste belästigt fühlten. Wiederholt hätten Herren in Badehose das Bad verlassen und seien auf dem neben dem Bad hinziehenden Weg herumgelaufen. Hiergegen sei energisch einzuschreiten. Seit 1939 betreibt die Gemeinde Ebersberg das Bad am Klostersee. In den Jahren 2004 und 2007 wurde das Bad komplett saniert und erhielt sein heutiges Erscheinungsbild. Bemerkenswert: Der Eintritt ist auch heute noch frei!

Auch die ersten Straßenschilder gehen auf den Verschönerungsverein zurück, denn nicht nur freizügige Badesitten gefährdeten die öffentliche Sicherheit: Im August 1912 wurden Warntafeln aufgestellt, die zur Vorsicht mahnen. Fremden Automobilfahrern, die in größer werdender Zahl Ebersberg passierten, solle damit ein Dienst erwiesen und hoffentlich mancher Unfall gebannt werden, hieß es damals in einer Verlautbarung.

Der Autor ist Historiker und Stadtführer. Der Verschönerungsverein freut sich über neue Mitglieder. Informationen: www.vve-ebersberg.de

© SZ vom 22.06.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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