Ebersberg:Auf der Alm, da gibt's koa Sünd'

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Der Wirt der Ebersberger Alm hat die AfD wieder ausgeladen. (Foto: EBE)

Die linke Rosenheimer Gruppe "Demokratische Jugend" macht gegen die Ebersberger AfD mobil.

Von Anselm Schindler, Ebersberg

Die linke Rosenheimer Jugendorganisation "Demokratische Jugend" ruft die Gaststättenbetreiber im Landkreis dazu auf, der AfD keine Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Hintergrund ist eine für Freitag geplante Veranstaltung der Partei mit dem wegen antisemitischen Äußerungen umstrittenen ehemaligen CDU-Bundestagsabgeordneten Martin Hohmann. Nachdem der Geschäftsführer der Ebersberger Alm, Ludwig Obermaier, die Reservierung der AfD storniert hatte, kündigte die Partei auf ihrer Facebook-Seite an, sich einen anderen Veranstaltungsort zu suchen.

Dies schien zwischenzeitlich gelungen, die AfD nannte als neuen Treffpunkt die Gaststätte "Altschütz" in Vaterstetten. Doch auch hier hat der Wirt inzwischen abgesagt: "Wir waren uns der Tragweite zunächst nicht bewusst", sagt Manfred Fürhapter. Keinesfalls aber wolle man mit dem "rechtsradikalen Lager" etwas zu tun haben. "Wir sind sehr liberal und offen, bei uns arbeiten Menschen aus fünf Nationalitäten und wir sind darüber sehr froh", sagt der Altschütz-Wirt. Daher habe man für derlei Veranstaltungen keinen Platz.

Die "Demokratische Jugend" bemüht sich jetzt darum, dass die Suche der AfD weiterhin erfolglos bleibt. Sollte die AfD die Veranstaltung doch durchführen, rufe man die Zivilgesellschaft zu Protesten auf, heißt es in dem Offenen Brief, mit dem sich die Jugendgruppe an den Kreisverband des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes, die Betreiber von Gaststätten im Landkreis und an regionale Medien wendete.

Auch die etablierten Parteien begrüßen die Ausladung der AfD

"Wir wollen eine friedliche und solidarische Gesellschaft, in der Rassismus, Antisemitismus und alle anderen Formen von Menschenfeindlichkeit keinen Platz haben", heißt es in dem Brief. "Wir lehnen es ab, dass der AfD in bayerischen Wirtschaften Platz für ihre Hetze gegeben wird."

Martin Hohmann, der lange für die CDU im Bundestag saß, wurde 2004 aus der Partei ausgeschlossen. Grund hierfür war eine Rede zum Tag der deutschen Einheit, bei der Hohmann die Verbrechen der Nationalsozialisten mit den angeblichen Verbrechen jüdischer Russen während der Oktoberrevolution gleichsetzte und damit den Holocaust relativierte. In den Folgejahren trat Hohmann immer wieder in Zusammenhang mit rechtsradikalen Politikern und Medien in Erscheinung, in diesem Jahr trat er dann der AfD bei.

Auch von den etablierten Parteien hagelte es in den vergangenen Tagen Kritik an der geplanten AfD-Veranstaltung, unter anderem die Grünen begrüßten die Ausladung durch die Ebersberger Alm. SPD-Bundestagsabgeordneter Ewald Schurer weist darauf hin, dass Hohmann auch innerhalb der CDU als "rechtsradikal" bezeichnet wurde. Die Einladung Hohmanns durch die AfD "sagt alles über den Geist der AfD-Funktionäre", so Schurer weiter.

Doris Rauscher, ebenfalls SPD und für den Wahlkreis im Landtag aktiv, bezeichnet die geplante Veranstaltung als "Affront für alle, die für eine tolerante, offene Demokratie eintreten". "Antidemokratische Parteien und Personen mit rechtsnationaler Gesinnung" hätten in Ebersberger Wirtschaften keinen Platz.

© SZ vom 10.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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