Ebersberg:Alte Brennerei in Flammen

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Der Künstler Michael Aichner verzaubert den Klosterbauhof

Von Peter Kees, Ebersberg

Eigentlich sollte sie letzten Mittwoch schon zu sehen sein, zur Eröffnung des diesjährigen Ebersberger Kulturfeuers: die Videoanimation an den Wänden des Klosterbauhofs. Doch da regnete es, und so blieb das Spiel mit Farben und Formen aus. Nachgeholt wurde diese Videoprojektion nun am Samstag, nach dem Konzert der Band Serebryanaya Svadba ("Silberhochzeit") im Alten Speicher.

An der Fassade der Alten Brennerei und an der angrenzenden Hauswand des Alten Speichers leuchteten die Strukturen der Gebäude in weißen, sich immer wieder erneuernden feinen Lichtlinien. Die Fenster bekamen helle Umrandungen, alle Konturen der Häuser wurden mit wandernden Linien verstärkt. Zunächst war nicht klar, ob das nicht schlicht Teil der magischen Karibiknächte war, immerhin war der ganze Innenhof in Licht getaucht.

Als jedoch Flammen auf den Mauern der Alten Brennerei und einer Seite des Alten Speichers sichtbar wurden, war klar, dieser Brand ist projiziert. "Irgendwas mit Feuer sollte es schon sein," sagte der Münchner Künstler Michael "Gene" Aichner, alias Genelabo, Schöpfer dieser Lichtinstallation. "Schließlich heißt das Fest ja Kulturfeuer." Aichner setzt seit 18 Jahren mit ausgefallenen Lichtinstallationen visuelle Akzente bei Großveranstaltungen, projiziert auf Gebäude oder in Clubs und für Live-Bands.

Den Zuschauern gefiel, dass ausgerechnet die Alte Brennerei zu brennen schien. Die Flammen wurden größer, kleiner, erst schien eine ganze Wand im Feuer zu stehen, dann loderten Flammen scheinbar aus einem Fenster. Ein hübsches Spiel, das dieses vorproduzierte Video auf die Fassaden warf. Die Lichtlinien hingegen waren live entstanden. Aichner hat sie mit einer speziellen Software auf seinem Computer generiert und via Maus und Auge direkt auf die Fassaden gezeichnet. "Bald werden sie auch audioaktiv reagieren," erzählt er. Das heißt, die Linienbewegungen reagierten auf die Musik.

Sodann spielte Aichner mit grafischen Mustern. Da zog ein blauer Streifen über die Hauswände, dort ein roter. Ein Rechteck erleuchtete ein ganzes Gebäudeteil, verkleinerte sich und verschwand, ehe es wieder auftauchte. Diese Projektionen waren als Loop gebaut. Sie wurden mit einer "Mapping-Software", einem Computergrafik-Programm entworfen.

Bis die letzten Gäste weg waren, saß der Künstler im Hof an seinem Computer und gestaltete grafische Videokunst live. Die Herausforderung für ihn, so erzählt er, sei vor allem, die Projektionen so einzurichten, dass sie "sauber" übers Eck gehen, stehen die beiden Gebäude doch im Neunzig-Grad-Winkel zueinander. Keine einfache Aufgabe, verriet er. Seine Lichtinstallation in Ebersberg wird noch einmal wiederholt: nächsten Samstag, sofern das Wetter dies zulässt.

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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