Ebersberg:Ärger ums Abort-Heisl

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40 000 Euro für ein Klo ist manchen in Ebersberg zu teuer. (Foto: dpa)

In Ebersberg werden Forderungen nach einem zweiten Friedhofs-WC laut. Was einigen daran stinkt: Das neue Klo soll 40 000 Euro kosten.

Von Jan Schwenkenbecher, Ebersberg

Der Friedhof ist ein Ort der Andacht, ein Ort der Ruhe. Angehörige nehmen hier Abschied von Freunden und Verwandten, kehren zu den Ruhestätten der Verstorbenen zurück, um dort noch einmal bei den Geliebten zu sein, um sich zu erinnern. Der Friedhof ist ein stiller Ort.

Nicht so der Technische Ausschuss in Ebersberg. Zwar wurden am Dienstagabend im Rathaus in Windeseile fünf Bauprojekte beschlossen. Einstimmig, ohne Diskussion. Doch danach wurde es laut - ausgerechnet als es um ein potenzielles neues Klo in der Aussegnungshalle am südlichen Ende des neuen Friedhofs ging - um ein stilles Örtchen am stillen Ort.

Der Zweite Bürgermeister Toni Ried (FW) hatte das Thema schon im vergangenen September angesprochen, nun stand es auf der Themenliste des Abends. "Ich laufe immer durch den Ort", so Ried, "schon x Mal haben mich Leute darauf angesprochen": Am Friedhof fehle eine Toilette. Dass es am Eingang, im Gärtnerhaus, bereits ein WC gibt, spielt laut Ried dabei keine Rolle. Für viele, vor allem ältere Leute, so der Zweite Bürgermeister, sei der Weg vom unteren Teil des Friedhofs hinauf zum Eingang viel zu beschwerlich. "Auch wenn's teuer ist, wir brauchen das", schloss er sein Plädoyer.

Dass sich viele Mitglieder des Ausschusses dennoch gegen den von Ried beschriebenen Bürgerwillen stellten, lag an den Kosten des Projekts. Christian Stalla vom Bauamt stellte einen Planungsentwurf für ein neues stilles Örtchen vor. Kostenpunkt: 40 000 Euro. Männerklo, Frauenklo, Wickeltisch, barrierefrei, alles dabei, rechtfertigte er den Preis. Man müsse auch nicht durch die Aussegnungshalle, sondern könne das WC von außen betreten. Das habe man geprüft.

"Wos brauch i do zwoa Klos? Mia is doch wuascht, ob do a Mo, a Frau oda a Behinderter draufg'sessn is. Wenn i muaß, muaß i."

"Wir müssen das ja nicht heute entscheiden, das geht auch im Zuge der Haushaltsberatung", versuchte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) die aufkommende Diskussion unmittelbar zu unterbinden. Er scheiterte. Mit jeder Wortmeldung wurde es lauter im Saal. Die gesamte CSU fand die Toilette viel zu teuer und wollte das Thema, wie vorgeschlagen, in die Haushaltsdebatte verlagern.

Eine neue Beschilderung für die bereits existierende Toilette würde erst mal ausreichen, hieß es. Susanne Schmidberger von den Grünen wiederum befand die 40 000 Euro für in Ordnung, solange die Toilette jederzeit zugänglich sei. Christoph Münch (SPD) begann ebenfalls, sich gegen die Toilette zu positionieren: "Wenn wir alles umsetzen würden, was sich irgendwer wünscht...". Weiter kam er indes nicht, denn Toni Ried wies den jungen Herrn, der nur vertretungsweise am Ausschuss teilnahm, vehement zurecht. "Bitte", versuchte es Brilmayer da erneut, "ich mahne zu Seriosität."

Zum zweiten Mal scheiterte er. Munter gingen die Wortbeiträge hin und her. Rieds Parteikollege Gerd Otter etwa stärkte dem Zweiten Bürgermeister noch einmal den Rücken: "Der Friedhof hatte mal Vorbild-Charakter in ganz Bayern, als er errichtet wurde. Wir sollten mit Nachdruck schauen, dass wir die Toilette durchsetzen."

Den Höhepunkt, der gleichzeitig auch das Ende der Debatte bedeutete, setzte Rupert Abinger (CSU), der dem Verlauf der Sitzung bis dahin stumm gefolgt war. Mit rotem Kopf rief er, beinahe brüllend, die anderen Anwesenden - die drauf und dran waren, sich die 40 000 Euro schön zu reden - zur Raison: "Wos brauch i do zwoa Klos? Mia is doch wuascht, ob do a Mo, a Frau oda a Behinderter draufg'sessn is. Wenn i muaß, muaß i."

Der Ausbruch zog zwar leises Gemurmel, aber keine weiteren Wortmeldungen nach sich. Da ein Beschluss nach Sitzungsordnung am Dienstag nicht erforderlich war, wurde das Thema vertagt, in die Haushaltsdebatte.

© SZ vom 19.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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