Ebersberg:Abwasser schlägt hohe Wellen

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Seit diesem Jahr gibt es ein neues Entsorgungskonzept beim Ebersberger Volksfest. Die Anwohner sind über die neue Fäkaliensammelstelle vor der Haustür weniger glücklich und fordern bei Stadt und Landratsamt eine andere Lösung.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Michaela Kugler stinkt es. Und das ist ganz wörtlich zu verstehen, denn vor dem Haus der Ebersbergerin steht seit einigen Tagen ein Container mit anrüchigem Inhalt: die Abwässer des nahen Volksfestes. Für diese gibt es heuer das erste Mal eine neues Entsorgungskonzept, zu dem auch der Container als Zwischenlager gehört. Hintergrund für die Neuerung sind zum einen Umweltauflagen, zum anderen geht es für die Stadt unter Umständen um sehr viel Geld.

Am vergangenen Freitag bekam Michaela Kugler neue Nachbarn: Pünktlich zum Start des Volksfestes wurden gegenüber ihres Hauses zwei Container aufgestellt. "Seitdem stinkt es", sagt Kugler, besonders wenn es etwas wärmer werde, sei der Geruch des Containers sehr deutlich zu bemerken: "Dieser Fäkalgeruch ist überall, man kann kein Fenster aufmachen oder im Garten sitzen", beklagt Kugler. Zudem komme jeden Morgen in aller Frühe ein Lastwagen um die Abwässer abzupumpen.

Verständnis für die klassischen Begleiterscheinungen eines Volksfestes

Das sei nicht mit Lärmbelästigung sondern auch mit einer Zunahme der Geruchsbelastung für die Anwohner verbunden. Kugler hat sich deshalb bei der Stadt und beim Landratsamt beschwert. Sie habe ja grundsätzlich "Verständnis für Festivitäten und Volksfeste" sowie dessen Folgen: "Betrunkene Besucher, leere zerschlagene Bierflaschen in unserem Garten, an die Bäume vor unserem Haus urinierende Partybesucher." Wenn man nun aber "auch noch die Hinterlassenschaften aller Volksfestbesucher vor die Nase gesetzt" bekomme, sei dies einfach zu viel.

Seitens der Stadt ist man mit dem Standort des Abwassercontainers auch nicht gerade zufrieden, sagt Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU). Darum habe man dem Veranstalter auch vorgeschlagen, die Behälter anderswo aufzustellen, etwa im Norden in Richtung der Sportplätze. Allerdings, so Brilmayer weiter, sei die Stadt hier nur Verpächter und ihr Einfluss daher begrenzt. Auch sei man streng genommen für Probleme mit Gestank nicht zuständig, das falle in die Befugnis der Emissionsbehörde im Landratsamt.

Dort ist man mit dem Problem des müffelnden Containers vertraut. Er habe vollstes Verständnis für die Anwohner sagt Andreas Stephan, Leiter der Zentralabteilung im Landratsamt, "das kann ich nachvollziehen, wir finden es auch nicht gut". Im kommenden Jahr werde der Abwassercontainer sicher nicht mehr in der Nähe bewohnter Grundstücke stehen.

Heuer allerdings werden sich die Anwohner bis zum Ende des Volksfestes am kommenden Montag gedulden müssen, sagt Stephan. Denn zwar könnte man grundsätzlich den Veranstalter zu einem Umzug verpflichten, was aber eine Zeit dauert. Vor allem die Suche nach einem anderen, besser geeigneten Standort werde wohl länger brauchen, bis dahin sei das Volksfest längst vorbei.

Dass es überhaupt einen anderen geeigneten Standort für den Container geben könnte, wird von Festwirt Martin Lohmeyer bezweifelt. Sicher sei dies jedoch nicht der von der Stadt vorgeschlagene Platz an den Sportanlagen, und zwar aus mehreren Gründen. Zum einen liegt dieser hinter dem Parkplatz, sei also oft zugestellt und könne daher nicht geleert werden. Zum anderen bestehe dort Überschwemmungsgefahr, erst vor einigen Wochen bei den starken Regenfällen sei die Stelle unter Wasser gestanden. Lohmeyer ist sich daher sicher, dass ihm das Aufstellen eines Containers an der Stelle aus Umweltschutzgründen nie genehmigt worden wäre.

Die geruchsneutrale Lösung wäre ein Kanalanschluss

Solche Gründe waren es, die den Container heuer überhaupt erst nötig machten. In den vergangenen Jahren wurden mehrere Versitzgruben auf dem Platz für die Abwasserbeseitigung genutzt - oder eben auch nicht. Denn so mancher Schausteller soll in der Vergangenheit seine Abwässer einfach in einen Regenwasserkanal auf dem Platz eingeleitet haben, ein Zustand, den Lohmeyer selbst bei der Stadt seit Jahren kritisiert habe, wie er betont.

Seiner Meinung nach gäbe es eine ganz einfache und noch dazu für alle geruchsneutrale Lösung: Der Volksfestplatz bekommt einen Kanalanschluss. Das könnte auch ein Provisorium sein, betont Lohmeyer, etwa eine Schlauchverbindung in einen nahen Kanalschacht.

Bei der Stadt lehnt man dies jedoch kategorisch ab, es gibt sogar einen entsprechenden Stadtratsbeschluss. Hintergrund ist eine mögliche Bebauung des Volksfestplatzes. Nach Meinung von Experten könnte ein künftiger Bauwerber mit dem Verweis auf den Kanalanschluss die Erschließungskosten zumindest teilweise auf die Stadt abwälzen - was je nach Umfang der Bebauung einige 100 000 Euro Kosten bedeuten würde.

© SZ vom 18.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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