Der Ferienreporter:Beerletics gegen Blackbears

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Bei der Lebendkicker-Meisterschaft in Grafing ist Fröhlichkeit wichtiger als sportlicher Ehrgeiz

Von Max Nahrhaft, Grafing

Weit und breit sieht man nur lachende Gesichter. An den Biertischen sitzen Familien, die sich auf ihren Steckerlfisch oder die Bratensemmel freuen. Nebenan machen einige schon zur Mittagszeit ihr zweites Bier auf. Dazwischen Kinder, die umhertollen oder Bällen hinterherjagen. Neben den Essensständen stehen eine Hüpfburg und ein kleiner Pool. Die poppige Musik aus den Lautsprechern wird von den Gesprächen der Besucher übertönt. Das alles klingt nach Dorffest - dabei ist es doch eigentlich nur der Nebenschauplatz für die Grafinger Lebendkicker-Meisterschaften.

Mehr als 400 Besucher und aktive Spieler sind zu dieser Veranstaltung gekommen, die nun schon im zweiten Jahr in Folge stattfindet. Die beiden Kicker, nach denen das Event benannt ist, stehen auf dem Parkplatz des Rewe-Markts in Grafing, wo auch die gesamte Meisterschaft ausgetragen wird. Einen Lebendkicker kann man sich als überdimensionale Version des Tischspielzeugs vorstellen: ein aufblasbares Konstrukt mit zwei Toren und einer Außenbande, die das Spielfeld eingrenzt. In der Mitte reihen sich jeweils sechs Spieler der beiden Mannschaften an verschiedenen Stangen auf - und agieren als lebendige Kickerfiguren. Die einzelnen Spieler haben ihre Hände in Schlaufen an die großen Stangen gebunden, die sich quer über das Spielfeld ziehen. "Die Spielweise klingt zwar erst einmal sehr kompliziert, nach der ersten Sekunde hat man aber intuitiv raus, wie man es machen muss", sagt Rudolf Wagner, der als Kapitän sein Team, die "Hofnarren", vertritt. Als lebende Person hat man zwar einerseits mehr Freiräume und Möglichkeiten als eine festgeschraubte Plastikfigur am Tischkicker, doch andererseits muss man sich auch unter einander abstimmen.

Die Bewegungsfreiheit ist durch die Schlaufen an den Händen eingeschränkt. (Foto: Christian Endt)

Gerade fliegt der Ball auf die linke Seite des Spielfeldes. Alle Mittelfeldspieler der Hofnarren - festgebunden an der selben Stange - rennen synchron in diese Richtung. Zu spät merken sie, dass der Schaumstoffball schon wieder verspringt. Alle bremsen sie abrupt ab und laufen zurück. So geht es das ganze Spiel über. "Anstrengend ist das schon. Die zehn Minuten fühlen sich an wie eine Dreiviertelstunde", sagt Wagner.

Doch der Spaß und die Freude stehen bei allen im Vordergrund, das erkennt man schon an den Namen der Mannschaften, die am Turnier teilnehmen. Zu den insgesamt 24 teilnehmenden Teams zählen neben den lokalen Fußballvereinen auch viele Hobbymannschaften und absolute Laien: "Cuba Libero", "Hofnarren", "Beerletics", "Old but hot" oder die "Black Bears", eine Flüchtlingsmannschaft, die für viele als Geheimfavorit gilt. Alle würden sich natürlich über den Sieg freuen, doch die Hauptsache ist das Zusammenkommen. So sieht das auch Martin Gruber, der den Rewe-Markt betreibt und für das leibliche Wohl der Gäste verantwortlich ist: "Ich wollte, dass die Veranstaltung zum Begegnungspunkt für die Leute wird. Alle Bevölkerungsgruppen können hier zusammenkommen." Das ist den Organisatoren auch gelungen: Jung und alt, Sportler und Brotzeitgenießer finden bei den Meisterschaften zusammen. Das Ziel sei es, allen Generationen im Zentrum von Grafing ein tolles Fest zu bieten, sagt Jakob Oswald vom TSV Grafing. Deren Fußballabteilung organisiert die sportliche Komponente der Veranstaltung.

Zur guten Stimmung bei traumhaftem Wetter tragen aber auch die beiden Kommentatoren bei, die alle Spiele begleiten. Sie schaffen es, mit routinierten und lockeren Sprüchen dem Turnier einen Hauch von Professionalität zu verleihen. Obwohl die Partien zum großen Teil von technischer Finesse befreit sind, verbreiteten die Kommentatoren eine Atmosphäre, in der alle Zuschauer gespannt sind und mitfiebern - unabhängig davon, wer gerade auf dem Platz steht.

Dennoch schlagen sich die 24 Mannschaften in den jeweils zehnminütigen Spielen wacker. (Foto: Christian Endt)

"Wir sind als Mannschaft zum ersten Mal dabei, das Turnier hat sich lustig angehört, da wollten wir mitmachen", erzählt Lisa Lazarus, die für die "Cuba Libero Mädels", eine weibliche Variante des gleichnamigen Männerteams, auf dem Platz steht. Auch die Frauen haben an diesem Sonntag Freude am Turnier. Ihr Ziel sei es, auf jeden Fall besser als die Männer zu seien, fügt Lazarus hinzu.

© SZ vom 08.08.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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