Bürgerversammlung Ebersberg:Die schwere Last mit dem Verkehr

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Bei der Veranstaltung im Alten Speicher werden erneut Forderungen nach einer Nord-Süd-Umgehung gestellt

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Es gibt einige Sehenswürdigkeiten in der Kreisstadt, die Kirche, das historische Rathaus, den Klosterbauhof, um nur einige zu nennen. Weniger schön - aber ebenfalls typisch für Ebersberg - ist ein anderer Anblick: die Lastwagenkolonne, die sich tagtäglich durch die Stadt wälzt, vorbei an Rathaus, Kirche, Klosterbauhof und vor allem den Wohnhäusern der Ebersberger. Denen der Verkehr zunehmend reicht, auf der Bürgerversammlung am Mittwoch wurden Forderungen nach einer Nord-Süd-Umgehung gestellt.

Verkehrsstaus mit Lastwagen sind für Ebersberg fast so typisch wie die Kirche St. Sebastian im Hintergrund. (Foto: EBE)

Eine solche sei ja schon einmal im Gespräch gewesen, erinnerte Julia Dolnik, allerdings hatte sich der Stadtrat 2009 dann auf keine Variante einigen können. An der Verkehrssituation habe sich seitdem allerdings nichts geändert: "Es ist eine Gefahr für Radfahrer und Fußgänger." Oder für alle, die in der Innenstadt nur tief Luft holen wollten, merkte Otto Zitzelsberger an, er forderte eine Feinstaubmessung an den Durchgangsstraßen. "Da braucht man nur ein weißes Hemd raushängen", meinte Andreas Zweck, "nach einem halben Tag ist es grau." Außerdem sei auch der Lärm für die Anwohner belastend. Laut selbst vorgenommener Messung betrage der Krach teilweise sogar nachts mehr als 70 Dezibel, "das ist so laut wie ein Rasenmäher".

"Das Problem ist völlig unbestritten", sagte Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU), die Auswirkungen des Durchgangsverkehrs könne er selbst vom Rathaus aus jeden Tag sehen, bis hin zum Ruß auf den Fensterbrettern. Daher könne die Stadt durchaus einmal die Feinstaub- oder auch die Lärmbelastung offiziell feststellen lassen, nur: "Deswegen haben wir noch lange keine Lösung für das Problem." Dieses lautet "Staatsstraßenausbauplan", erklärte der Bürgermeister. Darin aufgeführt sind alle Straßenprojekte des Freistaates für einen bestimmten Zeitraum. Zuletzt fortgeschrieben wurde der Plan 2011 - allerdings ohne Ebersberg. Brilmayer ging auch kurz darauf ein, warum: Insgesamt sieben Trassen, zwei im Westen, fünf im Osten und ein Tunnel waren damals in der Diskussion, für keine gab es im Stadtrat ein Mehrheit, darum kam auch keine in den Ausbauplan. "Jetzt warten wir darauf, dass die Liste fortgeschrieben wird", so der Bürgermeister, dies sei in zwei bis drei Jahren zu erwarten.

Ein Ratsbegehren soll die beste Trasse für eine neue Umgehung ermitteln, sagt Bürgermeister Walter Brilmayer. Sinnvoll sei dies allerdings erst in zwei bis drei Jahren. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Dass sich aber dann der Stadtrat auf eine Variante einigt, hält der Bürgermeister für unwahrscheinlich. Brilmayer plädierte daher für einen Bürgerentscheid. Den sollte idealerweise der Stadtrat in Form eines Ratsbegehrens auf den Weg bringen, wie es die Grafinger 2008 für ihre Umgehung gemacht hatten. Allerdings erwartet Brilmayer ähnliche Konflikte wie in der Nachbarstadt: "Das wird tiefe Gräben aufreißen." Er plädierte dafür, erst die Fortschreibung des Straßenausbauplans abzuwarten, bevor das Thema in die öffentliche Diskussion geht. "Wir wollen ja nicht jedem Streit aus dem Weg gehen - aber man muss auch nicht unnötig streiten."

Neben mehr Ruhe und besserer Luft in der Innenstadt wäre die Umfahrung für die Neugestaltung des Marienplatzes wünschenswert, die der Bürgermeister in seinem Bericht ansprach. Die Pläne dafür - drei Varianten sind in der engeren Wahl - seien bereits im Stadtrat nichtöffentlich besprochen worden. Mit den Anliegern stehen noch Gespräche an, danach sollen die Pläne der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Ein Problem ist neben dem fließenden auch der ruhende Verkehr, für die wegfallenden Parkplätze müsste ein Ersatz gefunden werden.

Genau wie für jene, die durch die geplanten Personalwohnungen des Kreiskrankenhauses nötig würden oder dadurch wegfielen. Die Klinik wünscht sich auf dem Areal des ehemaligen Dialysezentrums einen Neubau mit bis zu 180 Wohnungen - "das ist völlig ausgeschlossen", so Brilmayer, 80 bis 100 wären aber möglich - wenn es gelingt, eine Tiefgarage dort unterzubringen. Auch anderswo in der Stadt wird fleißig gebaut, schließlich wachse die Einwohnerzahl um etwa 100 Personen pro Jahr. Idealerweise finden die neuen Wohnhäuser in der Stadt Platz, "es ist immer schade, wenn man auf der grünen Wiese bauen muss". An vier bis fünf Stellen könnte allerdings in den kommenden Jahren außerhalb neu gebaut werden. So soll demnächst der Bebauungsplan für das Gebiet Friedenseiche 8 aufgestellt werden. Am westlichen Stadtrand sollen vier Häuser mit Geschosswohnungsbau und acht Einzelhäuser entstehen. Weitere 10 000 Quadratmeter nebenan gehören seit vergangenem Jahr der Stadt, hier könnte Friedenseiche 9 als Einheimischenbauland entstehen. Auch in Hörmannsdorf wird bald ein kleines Wohngebiet gebaut. Zudem verhandelt die Stadt über den Kauf eines Grundstücks für bis zu 80 Sozialwohnungen, und auch am Mosstefflfeld könnte sich mittelfristig etwas tun.

Nur an einer Stelle in der Stadt wird - zum Leidwesen des Bürgermeisters und auch vieler Ebersberger - so bald nicht gebaut: Neben der Sparkasse, wo derzeit alte Garagen die Altstadtpassage prägen. Diese wäre man sehr gerne los, sagte Brilmayer auf Nachfrage aus dem Publikum, "aber die Gespräche mit den Eigentümern gehen leider nicht voran."

© SZ vom 24.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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