Besuch aus Berlin:Die Guten aus Glonn

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Umweltbundesamt-Präsident Jochen Flasbarth lobt die "Herrmannsdorfer Landwerkstätten"

Von Alexander Sorg

Der Präsident des deutschen Umweltbundesamts, Jochen Flasbarth (links) mit Karl Schweisfurth, Chef der Herrmannsdorfer Landwerkstätten. Foto: Endt (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Er sei mittlerweile lange genug mit dem Thema befasst, "eigentlich hätte ich hier schon längst vorbeischauen müssen", erklärt der Präsident des deutschen Umweltbundesamts, Jochen Flasbarth. Die "Herrmannsdorfer Landwerkstätten" stünden wie kaum ein anderes Unternehmen für ökologischen Landbau. Jetzt ließ sich Flasbarth mit einer Pressedelegation aus ganz Bayern den Betrieb einmal genau zeigen. Karl Schweisfurth, der das Unternehmen 1996 von seinem Vater übernommen hatte, freute sich über den Besuch. "Es ehrt uns sehr, dass Sie uns ausgewählt haben", sagte Schweisfurth.

Vor der Besichtigung aber war ein Mittagessen Teil des Programms. "Bei uns geht es um Lebensmittelherstellung - und die kann nirgendwo besser besprochen werden als beim Essen", sagte Schweisfurth und lud zu Käse, Wurst und Brot ein. Selbstredend aus eigener Produktion, wie der Chef der Landwerkstätten erklärte. Das Unternehmen achte dabei auf einen möglichst geschlossenen Kreislauf bei der Produktion. Von der Aufzucht über die Schlachterei bis zur Verarbeitung sei alles auf dem Gut untergebracht. Darüber hinaus arbeite der Betrieb mit anderen Bauern zusammen, die etwa Rinder liefern. Allerdings nicht aus der Massenaufzucht. Mit regionalen Höfe würden auch Verträge geschlossen, wenn diese nur vier oder fünf Rinder liefern könnten.

Das Konzept in Herrmannsdorf weiß Flasbarth zu schätzen. Regionale Kreisläufe seien umweltfreundlicher, weil lange Transportwege vermieden würden. Auch könne durch Pachtverträge mit Zulieferern eine tiefe Verankerung in der Region erreicht werden. So würden Arbeitsplätze auf lange Sicht garantiert. "Wir setzen nicht auf billige Arbeitskräfte", versicherte Schweisfurth. Dass der Prozess am Ende viermal so teuer ist wie bei konventionellen Betrieben, nimmt er gerne in Kauf. "Wo Tierschutz und Qualität garantiert werden muss, dürfen keine Abstriche gemacht werden".

Nach dem Essen ging es für die Delegation zu einem Spaziergang über den Hof. Bei strahlendem Sonnenschein konnten sich der Präsident des deutschen Umweltbundesamts und die mitgereisten Journalisten von den Prinzipien des Betriebs überzeugen. Der laue Wind trägt den Geruch von Stroh, Tieren und Futtermitteln über das gesamte Gut. "Hier haben wir unsere Schwäbisch-Hällischen Landschweine", erklärt Schweisfurth vor dem offenen Stall der noch jungen Tiere. Die Schweinehaltung habe der Betrieb damals der Rinderzucht vorgezogen, da es erstere noch überhaupt nicht in ökologischer Qualität gegeben habe. Die Schwäbisch-Hällischen Gattung sei damals vor dem Aussterben bedroht gewesen, heute sei sie nicht mehr auf der Liste. "Durch den Magen Tiere retten, auch das geht", erklärt Schweisfurth.

Geruchsintensiver wurde es bei der nächsten Station - der Biogasanlage. Diese sei eine der ersten ihrer Art gewesen, seitdem aber schon überarbeitet worden und heute auf dem neuesten Stand. Anstatt für den Menschen verwertbarer Rohstoffe wie Mais werde die Anlage mit Kleegras betrieben. "Hier findet eine optimale Nutzung der Ressourcen statt", lobte Flasbarth. Dies würde das Bundesumweltamt unterstützen.

Auch wohin die Tiere nach der Aufzucht gebracht werden, zeigte Schweisfurth bei dem Rundgang. In dem sterilen Schlachthaus, das durch ein paar farbige Kacheln aufgewertet wird, sollen die Tiere einen friedlichen Tot finden. Dies würde auf den Tierschutz zurückgehen, aber auch Qualitätsgründe haben. Ein Adrenalinschub vor der Tötung könne die gesamte Arbeit ruinieren, erklärte Schweisfurth. Beim Kaffee hatte Jochen Flasbarth schließlich nur einen einzigen Kritikpunkt anzubringen: "Nächstes Mal muss ich aber mehr Zeit einplanen, heute war es zum Ende raus leider etwas hastig

© SZ vom 11.07.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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