B 304:Viel Nichts um Lärm

Lesezeit: 2 min

Es gibt stillere Orte als in Kirchseeon an der B 304, hier ist Tag und Nacht viel los. (Foto: Christian Endt)

Kirchseeons Gemeinderat lehnt einen neuen Aktionsplan ab. An der B 304 soll es trotzdem ruhiger werden, so könnten die Ampeln besser synchronisiert und ein Tempolimit vor der Schule eingeführt werden

Von Sandra Langmann, Kirchseeon

Die Lärmaktionsplanung für die Ortsdurchfahrt B 304 in Kirchseeon ist nun endgültig vom Tisch. Montagabend beschloss der Marktgemeinderat einstimmig, vom Lärmaktionsplan abzusehen. Die Ergebnisse seien "unbefriedigend", denn egal wie man das Thema anpacke, es komme zu keinem vernünftigen Resultat, so der Bürgermeister Udo Ockel (CSU).

Der Lärmaktionsplan sollte Maßnahmen beinhalten, um die Lärmbelästigung für die Anlieger der B 304 erheblich zu verringern. Doch bei den meisten darin enthaltenen Maßnahmen darf die Gemeinde selbst gar nicht mitentscheiden, für die Bundesstraße ist das staatliche Bauamt in Rosenheim zuständig. So waren im Rahmen einer Bürgerbeteiligung im Jahr 2009 zwar zahlreiche Verbesserungsvorschläge zum Lärmschutz an der Bundesstraße eingegangen. So wurde unter anderem gefordert, die Geschwindigkeit von 50 auf 30 Kilometern pro Stunde zur reduzieren und einen sogenannten Flüsterasphalt zu verlegen. Auswirkungen hatte diese Wunschliste der Kirchseeoner indes keine. Die Regierung von Oberbayern hatte den Entwurf mit der Begründung abgelehnt, dieser sei lediglich "ein Wunschzettel" der Gemeinde. Für einen echten Lärmaktionsplan ist es nach Auffassung der Regierung dagegen nötig, dass den darin enthaltenen Maßnahmen von den zuständigen Stellen - in diesem Fall das staatliche Bauamt - zugestimmt seien.

Für diese Zustimmung müsste allerdings die Notwendigkeit des Lärmschutzes nachgewiesen sein. Das bedeutet, dass der Markt ein entsprechendes Lärmgutachten in Auftrag geben müsste - auf eigene Kosten. Was im ungünstigsten Fall bedeutet, dass man viel Geld für ein nutzloses Gutachten ausgegeben hat, dann nämlich, wenn dieses ergibt, dass es an der B 304 einfach nicht laut genug ist, um zusätzliche Lärmschutzmaßnahmen, wie das Tempolimit oder den schalldämpfenden Straßenbelag, zu veranlassen. Andere Maßnahmen, etwa Schallschutzfenster oder -wände, könnte Kirchseeon zwar auch ohne das staatliche Bauamt errichten lassen - allerdings müssten diese dann aus der Gemeindekasse bezahlt werden.

In dieser Situation gebe es nun zwei Möglichkeiten, so der Bürgermeister im Gemeinderat. Entweder, man entscheide sich dafür, die Lärmaktionsplanung durch die Verwaltung weiter zu betreiben. Dazu sei es dann nötig ein Büro zu beauftragen, das ein Gutachten anfertigt und die Lärmbelastung prüft. Oder, und diesen Vorschlag befürwortet der Bürgermeister, man sehe vom Lärmaktionsplan ab, um nicht auf möglicherweise nutzlosen Kosten sitzen zu bleiben.

Das Gremium folgte ohne Gegenstimmen dem Vorschlag des Bürgermeisters. Doch trotzdem wolle die Gemeinde etwas gegen die Lärmbelästigung unternehmen bekräftigte Ockel. Denkbar wäre, vor der Schule die Geschwindigkeit von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde zu reduzieren, dies sei aus Sicherheitsgründen mittlerweile auch auf Bundesstraßen möglich. Auch um die Ampelschaltung in Eglharting wolle man sich kümmern: Um die Überlastung der Straßen, besonders zu den Stoßzeiten etwas zu mildern, sei es nötig, die drei Ampeln entlang der B 304 zu synchronisieren. Was allerdings nicht ganz einfach sei, gab Ockel zu bedenken. Man werde sich aber um eine Lösung bemühen.

Ein Vorschlag kommt auch von Seiten der Grünen. Fraktionsvorsitzende Andrea Oberhauser-Hainer hält Flüsterasphalt für einen möglichen Lösungsansatz. Hier sieht der Bürgermeister durchaus Möglichkeiten, so gebe es seitens des Straßenbauamtes die Zusage, bei Fahrbahnsanierungen grundsätzlich einen lärmmindernden Belag aufzutragen. Was umgekehrt allerdings auch bedeutet, dass der Flüsterasphalt erst bei der nächsten größeren Reparaturmaßnahme an der Straße kommt.

Das Beste wäre natürlich wenn man die Straße aus dem Ort heraus bekommen könnte, sagte der Bürgermeister. Was allerdings in absehbarer Zeit wohl keine realistische Option ist: In den nächsten 15 Jahren sei weder an eine Nord- noch an eine Südtrasse zu denken. "Wir wissen mittlerweile, dass die nicht kommt", so Ockel.

Hintergrund ist der im vergangenen Jahr verabschiedete Bundesverkehrswegeplan, der die Prioritäten beim Ausbau der Infrastruktur festlegt. Die Südtrasse, für welche sich die Kirchseeoner in einem Bürgerentscheid im Jahr 2012 aussprachen wurde darin nur noch als "weiterer Bedarf" ohne Planungsrecht eingestuft. Ohnehin ist die Trasse wegen ihres hohen Flächenverbrauchs umstritten, genau wie eine Nord-Variante, die ein Naturschutzgebiet durchschneiden würde und ein Tunnel, der als viel zu teuer gilt.

© SZ vom 11.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: