Ausstellung:Deftige Kulisse

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Das erste Sommerfest im Loher-Haus in Frotzhofen widmet sich im Jubiläumsjahr dem Thema Bier

Von Anja Blum

Hätte es zu seiner Zeit schon Bier gegeben, so wäre er vermutlich nicht abgeneigt gewesen. Nun stand Dionysos, der griechische Gott des Weines, zumindest Pate für eine Aktion rund ums Bier im Loher-Haus in Anzing: An Silvester, aus einer Weinlaune heraus, sei sie entstanden, die Idee für ein allererstes Sommerfest. Anlass ist das Jubiläum des bayerischen Reinheitsgebotes. Unter dem Motto "Gerstensaft und Farbenkraft" soll am Samstag, 9. Juli, in und um den Matheis-Hof in Frotzhofen gefeiert werden, dazu gibt es deftige, großformatige Illustrationen rund um den Bierkult zu sehen. Sogar Herzog Wilhelm IV., der das Reinheitsgebot im Jahre 1516 erlassen hat, wird sich in der Kulisse die Ehre geben.

Ein Wochenende lang haben Hans Mayrhofer aus Anzing und Matthias Härlin aus München, teils verstärkt durch dessen Vater und Sohn, "malerisch die Sau rausgelassen", um dem Sommerest das passende kreative Ambiente zu verpassen. Normalerweise arbeiten die beiden Künstler nämlich eher kleinformatig und detailverliebt - doch davon kann hier keine Rede sein: "Wenn man so viel Fläche zu füllen hat, beschleunigt das den Malstil durchaus", sagt Mayrhofer und grinst. Doch das sei in Ordnung so, schließlich habe man hier keine Kunstambitionen verfolgt, sondern vor allem eine lustige Garnierung für das Fest schaffen wollen.

Hans Mayrhofers "Biertsunami" ist eine Hommage an einen berühmten Farbholzschnitt des japanischen Künstlers Katsushika Hokusai. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Und so seien auch einige der Ideen für die großformatigen Werke "erst beim Tun" entstanden, im Rausch des Schaffensprozesses, nicht des Bieres. "Man überlegt sich vorher schon ein paar Themen, aber vieles sprudelt dann auch einfach aus einem raus", erzählt Mayrhofer, stets getrieben von der Frage: "Was ist überhaupt machbar?"

Härlin zum Beispiel hat sich mit einer pompösen Bier-Landkarte verewigt: Vor blau-weißem Rautenmuster sprudelt der gelbe Gerstensaft in Form des Freistaats, gekrönt von üppigem Schaum. Außerdem malte er einen Flaschengeist: ein mit vielen weiblichen Reizen ausgestattetes Wesen, das einem braunen Flaschenhals entsteigt. "Wie sagt man? Schöngesoffen, oder?", fragt Härlin und lacht.

Auf der Kalauer-Ebene bewegt sich auch ein Werk, mit dem Mayrhofer diverse Biersorten präsentiert: weißes Weißbier, schwarzes Trauerbier, buntes Designerbier, blasses Homöobier oder das Barbier, ein Humpen, in dem ein Rasiermesser steht. Eines der ersten Bilder des Anzingers für die Aktion war eine bayerische Landschaftsidylle - ein Heißluftballon mit Maßkrug als Korb über Feld und Wald. Im Vordergrund steht die Gerste, Halm für Halm gemalt. "Da habe ich irgendwann gemerkt, dass das schneller gehen muss", erzählt der Künstler und lacht.

Was so ein bisschen Farbe ausmacht: Hans Mayrhofer schenkt ein Ekelbier ein, kritisch beäugt von Matthias Härling (links) und Martin Loher. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das Schlagwort "Exportbier" hat ihn zu einer Karawane in der Wüste inspiriert, wobei die Kamele keine Menschen, sondern Krüge auf dem Rücken tragen. "Das kühle Getränk wurde ja lange mit so ähnlichen Bildern, als erfrischende Fata Morgana, beworben", erklärt Mayrhofer. "Dabei passen Wüste und Alkohol eigentlich so gar nicht zusammen."

Eine bajuwarische Deutung hat der Maler auch der Geschichte von Adam, Eva und der Schlange verpasst - wobei es in seinem Werk, dem Anlass angemessen, nicht um die Sünde, sondern um die Missachtung des Reinheitsgebotes geht. Und sogar ganz aktuelle Themen wie die Abspaltung Englands von Europa greift die nicht ganz ernst gemeinte Ausstellung im Loher-Haus auf: Da denkt eine blau-weiße Schildkröte über einen "Bayxit" nach, schließlich lockt dahinter das Paradies: ein dicker ,weißer Radi und Radieserl im Überfluss.

Indes: Beim ersten Sommerfest im Loher-Haus gibt es nicht nur eine besondere Kulisse zu bestaunen, sondern auch Musik: Das Duo Isareck wird die Gäste mit Tuba und Quetsche erfreuen. Außerdem soll freilich reichlich Bier fließen. Allerhand verschiedene Sorten hat Hausherr Martin Loher beschafft, von den Lokalmatadoren a lá Schweiger oder Maxlrain über Unertl bis hin zu besonderen Importen, zum Beispiel Faust-Bier aus dem Fränkischen oder ein paar Kästen vom niederbayerischen Klosterbräu Mallersdorf. Zur Stärkung gibt es Brotzeithappen, die der Freundeskreis des Loher-Hauses beisteuert. Zu den Preisen fürs Bier sagt Loher nur: "Es wird günstig sein, aber nicht umsonst." Schließlich habe das Ganze schon auch eine Spendenkomponente, fügt Mayrhofer an, "wir hoffen, zumindest die Materialkosten decken zu können."

"Kunst und Bier": Sommerfest im Loher-Haus in Frotzhofen bei Anzing, Kirchenweg 11, am Samstag, 9. Juli, von 14 Uhr an.

© SZ vom 06.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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