Aßling:Ein Nimmermüder

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SPD-Kreisrat Martin Esterl feiert seinen 70. Geburtstag

Von Anja Blum, Aßling

Wollte man aufzählen, welche Ämter Martin Esterl in seinem Leben schon alle innehatte, die Liste wäre ob ihrer Länge ziemlich ermüdend. Deswegen hier nur das Wichtigste: Der SPD-Politiker war 18 Jahre lang Bürgermeister von Glonn und ist bis heute Mitglied des Ebersberger Kreistags. An diesem Montag, 5. Februar, an seinem 70. Geburtstag, kann Esterl, der mittlerweile in Aßling lebt, also auf einige bewegte, erfolgreiche Jahrzehnte zurückblicken. "Glonn ist meine Heimat", pflegt er zu sagen, "aber in Aßling wohne ich sehr gerne."

Begonnen hat Esterls Engagement einst im Sport, als Vorsitzender des ASV Glonn. Und in diesem Verein zeigte er schon eine Eigenschaft, die ihn sein Leben lang begleiten würde: Esterl ist ein Pionier, schwimmt mit Vorliebe gegen den Strom, ist seiner Zeit gerne voraus. Das war er, als er 1972 die erste weibliche Fußballmannschaft im Landkreis gründete - "das war gelebte Emanzipation!" - aber auch als Bürgermeister, der seine ländlich geprägte Gemeinde in Sachen Energiewende mit großer Beharrlichkeit und Überzeugungskraft durchaus zu einem Vorreiter machte. Selbst von erheblichen Widerständen wie gegen ein neues Biomasseheizkraftwerk ließ er sich dabei nicht beirren.

Ein typischer Parteisoldat war der nun 70-Jährige indes nie: In den Glonner Gemeinderat kam Esterl 1978 als Parteiloser auf der SPD-Liste, der damals 30-Jährige hatte sich energisch dafür eingesetzt, die Platznot des ASV Glonn zu lindern. Erst eine Wahlperiode später trat er in die SPD ein. Als er schließlich Bürgermeister wurde, 1996 war das, sagt er, er sei "nicht wegen der SPD gewählt worden, sondern trotzdem". Schließlich sei man hier in Bayern. Da musste dann doch der ein oder andere Parteikollege schlucken.

Die Sozialdemokratie ist für Esterl bestimmt eine Herzensangelegenheit, doch noch größer ist wahrscheinlich seine Liebe zu klaren Worten. Und wenn es um seine Überzeugungen geht, dann sind diese oftmals besonders deutlich. Gerade dann ist sein Fell nicht allzu dick, und dann kann es schon auch mal poltern. Er habe immer gerne den Mund aufgemacht, wenn ihm etwas nicht passe, sagt er selbst - wenn nötig, auch etwas lauter. Allerdings habe er es dabei nie belassen, sondern den Worten stets Taten folgen lassen. Ihn, der von einem großen landwirtschaftlichen Hof stammt und dessen Erbschaft in seiner Ausbildung bestand, interessierte eben die praktische Arbeit der Kommunalpolitik stets mehr als die Machtspielchen der Parteien.

Ursprünglich war der Glonner Hauptschullehrer, und Bildung ist ihm bis heute ein großes Anliegen. Als Bürgermeister stellte er die Kinderbetreuung auf eine mehr als solide Basis und ließ das Schulhaus umfangreich renovieren, seit drei Jahren fungiert er als Berater eines Campus in Bad Aibling. Der frühere Beruf hat aber auch sein politisches Wirken gekennzeichnet: Die Gemeinde führte Esterl mit der natürlichen Autorität eines Lehrers. Nie kamen im Sitzungssaal Zweifel auf, ob er überhaupt wusste, wovon er sprach. Ein guter Pädagoge ist sich zudem bewusst, dass Ergebnisse zählen - aber nicht nur. Bei diesem Rathauschef hatte neben Fakten auch immer die Menschlichkeit ihren Platz, das aufrichtige Gespräch.

Dem Landkreis Ebersberg ist Esterl als Kreisrat und stellvertretender Landrat erhalten geblieben. Und wer ihn kennt, diesen Nimmermüden, der weiß, wie wertvoll das ist.

© SZ vom 05.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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