Jubiläum:Bläsersätze mit Gütesiegel

Lesezeit: 2 min

Mit einer Schlemmernacht feiert die Eichhofner Dorfmusik am Samstag ihr 30-jähriges Bestehen - und ihren engagierten Gründer und Dirigenten, Peter Pfaff

Von Rita Baedeker, Assling

Aus kleinen Anfängen kann manchmal Großes erwachsen. Vor fast dreißig Jahren haben junge Musikanten aus sieben kleinen Dörfern und Weilern in der Gemeinde Assling zu einer Blasmusikgruppe zusammengefunden und nannten sich Eichhofner Dorfmusik. Keiner dieser musikbegeisterten Trompeter, Posaunisten oder Tubabläser hätte sich wohl träumen lassen, dass das Ensemble bald weit über Dorf-Kirta, Josephi-Feier und Weihnachtsliederblasen hinauswachsen und in die Welt hinaus fahren würde; dass die Eichhofner als Kulturbotschafter im Auftrag bayerischer Staatsministerien nach Polen, Moskau, nach Italien, Rumänien, Bulgarien, ja sogar nach Shanghai - und ins Münchner Prinze reisen würden, wo sie, unterstützt vom Kabarettisten Han's Klaffl, sinfonische Unterhaltungsmusik darboten. Vor drei Jahren gaben sich die Eichhofner beim Ebersberger Kultursommer die Ehre. Partnerschaften werden mit italienischen, russischen und norwegischen Kapellen gepflegt, bei alldem soll die Nähe zu Nachbarn und Freunden aber auch nicht zu kurz kommen.

Dass es so weit kommen konnte mit der Dorfmusik, liegt zu einem erheblichen Teil am Gründer und Dirigenten der Gruppe: an dem Musiker und Leiter der Kommunalen Musikschule Ebersberg, Peter Pfaff. Er stammt aus der Oberpfalz, ist in Augsburg aufgewachsen und lebt seit 35 Jahren in Obereichhofen. Pfarr unterrichtet Horn und hat von jeher etwas übrig für echte Volksmusik, auch für Bayerisch-Böhmisches. "Es gab damals in der Gegend eine bekannte Gruppe, die "Dorfener Blasmusik", sagt Pfaff. Und dann habe es noch die Eichhofener Kapelle gegeben. "Eichhofen, das klingt rustikal." Mit der hat Pfaff geprobt, hat sie aufgebaut. Dabei hatte er stets ein Prinzip, dem er bis heute treu geblieben ist: Kein Firlefanz, keine Effekthascherei, keine Biermusik, mit der man die Leute auf die Bänke treibt. "Ich habe viel Freude daran, mit verschiedenen Musikstilen zu spielen", sagt Pfaff. Aber ganz egal, ob Swing, Musik aus der Karibik oder barocker Bläsersatz: "Mir ist wichtig, dass die Musik authentisch ist und nicht abgekupfert. Ich recherchiere immer, woher ein Musikstück kommt. Das Kufsteinlied zum Beispiel, das spielen wir nicht." Die Liebe zum Echten geht so weit, dass die Dorfmusik bei ihrem Besuch 2005 in Shanghai sogar ein chinesisches Bierlied angestimmt hat. "Ich ließ mir vorher den zweistimmigen Melodiesatz schicken." Eine tolle Ehre sei das gewesen damals. "Wir waren die einzige Folkloregruppe unter lauter Profis."

Wenn die Eichhofner nun am Samstag in Lorenzenberg ihr 30-jähriges Bestehen mit einer, wie es heißt, "musikalischen Schlemmernacht" feiern, dann, so die Mitteilung der Kapelle, werde auch der Dirigent gebührend geehrt. "Bei Peter Pfaff laufen seit der Gründung der Dorfmusik alle Fäden zusammen. Sein Engagement und sein Herzblut fließen seit dreißig Jahren in die Musik, in die Förderung der einzelnen Musiker und in die Gemeinschaft. . . ein", heißt es in der Würdigung. Als Zeichen der Anerkennung erhielt er die goldene Ehrennadel des Musikbundes Ober- und Niederbayern. "Unser Anspruch und die tollen Verpflichtungen schweißen uns zusammen", sagt Pfaff stolz. Trotz symphonischem Konzertprogramm wolle man aber die Musik beim Dorf lassen.

Den Amateuren der Dorfmusik gehören heute 38 Musiker und Musikerinnen an, die bei ihren Konzerten in der Tracht des Landkreises Ebersberg auftreten. Damals, 1987, habe er sich geärgert, dass alle immer in den grünen Jankern der Miesbacher herumliefen, erinnert sich Pfaff. Und er habe überlegt, ob es denn nichts Ebersbergisches gebe. Schließlich habe er zusammen mit Kreisheimatpfleger Markus Krammer und einer Glonner Schneiderin auf alten Votivtafeln die heimische Tracht - rote Jacken, blaue Strümpfe - rekonstruiert. "Schnitte gab es, die Stoffe haben wir mühsam zusammengesucht." Authentisch auftreten wollen Pfaff und seine Bläser eben nicht nur in musikalischer Hinsicht, sondern auch in Fragen der Garderobe.

Die Eichhofner Dorfmusik feiert am Samstag, 27. Juni, von 17 Uhr an im Dorfgemeinschaftshaus Lorenzenberg. Die Musik kommt von der Bairer Musik und der Band "Bairischer Rundfank". Ein Kesselfleischessen ist am Montag, 29. Juni.

© SZ vom 26.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: