Anzing:Unmut über neue Flüchtlingsunterkunft

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Das Interesse an der neuen Unterkunft ist groß, das zeigte sich bei der Informationsveranstaltung am Montagabend. (Foto: Christian Endt)

Die Anwohner eines geplanten Objekts in Anzing äußern bei einer Informationsveranstaltung viele Bedenken

Von Barbara Mooser, Anzing

Zu einem zivilisierten Umgang miteinander hatte der Landrat zu Beginn der Veranstaltung aufgerufen. Doch Teile der Zuhörer im Anzinger Forsthof schienen da gerade nicht zugehört zu haben: Mit einem deutlichen Stöhnen und Unmutsbekundungen reagierten sie auf eine Wortmeldung von Elisabeth Stanglmeier, der Sprecherin des Asyl-Helferkreises in der Gemeinde. Dabei hatte Stanglmeier eigentlich nur zuvor geäußerte Sorgen aus ihren eigenen Erfahrungen heraus zerstreuen wollen. Letztlich dominierten bei der Veranstaltung, bei der es um eine geplante Unterkunft für 75 Asylbewerber ging, aber Ärger und Verunsicherung. Ganz gelassen blieb angesichts der vielen Kritik selbst Landrat Robert Niedergesäß (CSU) am Ende nicht mehr: "Ich bin auch nur ein Mensch", sagte er, ihn frage auch niemand, wie er es schaffe, alle ihm zugewiesenen Flüchtlinge gut unterzubringen.

Bereits Ende 2013 hatte die geplante Einrichtung der ersten Asylbewerberunterkunft in Anzing große Proteste unter manchen Anwohnern hervorgerufen. Dennoch konnten sie nicht verhindern, dass Mitte 2014 die ersten 20 Flüchtlinge in das ehemalige Forsthaus an der Wendelsteinstraße einzogen. Nach Einschätzung der Ehrenamtlichen aus dem Helferkreis klappt die Integration sehr gut - Anwohner berichteten dennoch von Zumutungen, denen sie ausgesetzt seien: Da werde der Fußball laut gegen Garagentore gedonnert, es werde laut telefoniert, oft seien die Flüchtlinge ohne Licht am Fahrrad unterwegs. Auch werde jungen Frauen hinterhergerufen. Wenn es solche Beschwerden gebe, könne man doch miteinander reden, warf Elisabeth Stanglmeier ein: Sie jedenfalls scheue sich nicht, auch "Tacheles" mit den jungen Männern zu reden, die sich im Übrigen große Mühe gegeben hätten, gute Nachbarn zu werden.

Die neue Flüchtlingsunterkunft soll in der Parkstraße ebenfalls auf einem Grundstück des Freistaats entstehen, derzeit steht dort ein heruntergekommenes, nicht mehr genutztes Forsthaus. Bis zu 100 Menschen fänden auf dem Grundstück wohl Platz, wenn man den Altbestand abreißen und mit zwei neuen Gebäuden bebauen würde. Die derzeit bevorzugte Lösung wäre aber ein Neubau auf einem Teil des Grundstücks und eine Sanierung des bestehenden Hauses, ob das wirtschaftlich ist, muss erst noch kalkuliert werden. In diesem Fall könnten hier 75 Flüchtlinge unterkommen. Nach dem Geschmack einiger Anwohner immer noch zu viele. So viele Menschen könne man doch gar nicht integrieren, äußerten mehrere Veranstaltungsteilnehmer, überdies äußerten sie Sorgen, was die Sicherheit betrifft. "Wer ist zuständig, wenn es Probleme gibt, weil Welten aufeinander prallen?", wollte ein Zuhörer wissen. Ob man denn die Tochter noch 400 Meter allein nach Hause gehen lassen könne, wenn so viele Männer in der Umgebung wohnten, fragte eine Anwohnerin. Auch, ob es ein Konzept für die Betreuung der Menschen geben werde, war ein Thema, das ausführlich diskutiert wurde.

Er könne keinen "Masterplan" vorlegen, sagte der Landrat, natürlich könne auch niemand Garantien zum Charakter der Flüchtlinge abgeben: "Wir wissen ja nicht, wer zu uns kommt." Dies sei im Übrigen beim gewöhnlichen Zuzug auch nicht der Fall. Fakt sei aber, dass der Kreis derzeit jede Woche für zusätzliche 27 Menschen eine Unterkunft bieten müsse und überhaupt keine Alternative habe, als diese Pflichtaufgabe zu erfüllen. "Mir macht es auch keinen Spaß, als Buhmann dazustehen", sagte der Landrat. Man könnte nichts anderes tun, als mit der schwierigen Situation mit "gesundem Menschenverstand" umzugehen.

© SZ vom 09.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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