Anzing:Groß und grün

Lesezeit: 2 min

Bürgermeister Franz Finauer will bei der Gestaltung des neuen Gewerbegebietes Anregungen aus der Bürgerversammlung aufnehmen. Aber auch die Untere Naturschutzbehörde spricht ein Wörtchen mit

Von AnSelm Schindler, Anzing

An der Fassade ranken Pflanzen und die Autos parken im Schatten der Bäume. So stellt sich die Untere Naturschutzbehörde des Landratsamtes den geplanten Lidl-Neubau im Osten der Erdinger Straße in Anzing vor. Sie hat für die neue Filiale einige Kriterien festgelegt, die eingehalten werden müssen. Damit will die Behörde erreichen, dass die Idylle der Wiesenlandschaft, die sich entlang der Sempt zwischen dem Anzinger Friedhof und der Autobahn erstreckt, möglichst wenig beschädigt wird. So gut das eben geht, wenn ein Discounter gebaut wird.

Der Hintergrund: Die bestehende Lidl-Filiale, die derzeit im Westen der Straße steht, soll umziehen, denn der Konzern will die Verkaufsfläche erweitern und mehr Platz für parkende Autos schaffen. Für die freiwerdende Fläche sind laut Rathausverwaltung schon örtliche Gewerbetreibende gefunden, die dort bauen wollen. Doch nicht alle Anzinger sind damit einverstanden: Über die Plänen, nördlich des Gemeindefriedhofs ein neues Gewerbegebiet zu schaffen, wurde in den vergangenen Monaten und Wochen viel gestritten, nicht zuletzt dominierte die Diskussion auch die Bürgerversammlung.

Viele Anwohner befürchten ein größeres Verkehrsaufkommen und eben die Zerstörung der Wiesenlandschaft an der Sempt. Deshalb signalisiert Bürgermeister Franz Finauer (UBA) nun Kompromissbereitschaft. "Ich will die Anregungen aus der Bürgerversammlung mit dem Planer eingehend besprechen", erklärt Finauer nach dem weiteren Vorgehen gefragt.

Stück für Stück wurden in den vergangenen Wochen die Eckdaten der geplanten Filiale bekannt: Rund 120 Quadratmeter Verkaufsfläche will Lidl im neuen Laden einrichten, das Gebäude werde wohl 60 Meter lang und 30 Meter breit werden, schätzt Bürgermeister Finauer. Das Dach soll relativ flach werden, kein Spitzdach, so wie es die meisten anderen Gebäude in der Gemeinde haben. Firsthöhe: 7,50 Meter. Damit sei das Gebäude niedriger als viele Wohnhäuser im Ort, sagt Finauer.

Die Bäume, die um die Bebauung herum gepflanzt werden, sollen den nur 14 Meter vom neuen Lidl entfernten Friedhof vom Lärm und Trubel abschirmen. Gerade auch die Nähe zum Friedhof hatten Kritiker des Gewerbegebietes immer wieder angeführt, um sich gegen das Projekt auszusprechen.

Ein weiterer Streitpunkt ist der in den Planspielen der Verwaltung vorgesehene Kreisverkehr an der Einmündung der Erdinger Straße zum Gewerbepark. Der Kreisverkehr solle den durch zusätzliches Gewerbe erhöhten Lkw- und Autoverkehr flüssiger durch den Anzinger Norden schleusen, heißt es aus dem Bauamt. Lidl hatte bereits vor einigen Monaten signalisiert, einen Großteil der Baukosten für den Kreisel zu übernehmen.

Bei Gesamtkosten von rund 450 000 Euro müsste die Gemeinde nur 150 000 Euro tragen. Selbst das ist den Lidl-Kritikern aber zu viel, schließlich werde der Kreisverkehr überhaupt erst dadurch notwendig, damit der neue Laden möglichst effizient an die Erdinger Straße angeschlossen werde, erklärt Ulrich Fröde von der Arbeitsgemeinschaft Ortsgestaltung. In der Rathausverwaltung sieht man das naturgemäß anders: Bürgermeister Finauer betont, dass der Kreisel ohnehin irgendwann notwendig werde, weil Anzing auch künftig weiter wachse.

Um das Gebäude herum sollen bis zu 120 Autos parken können, auch das wird gerade vom Arbeitskreis Ortsgestaltung kritisiert, weil damit die erforderliche Höchstzahl um das Dreifache überschritten werde. Der Bürgermeister sieht in den vielen Parkplätzen kein Problem, "lieber zu viele als zu wenige", findet Franz Finauer.

© SZ vom 20.04.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: