Anzing:"Die Politik kann nicht alles auffangen"

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Auf dem Hof der Familia Haimmerer in Anzing sprach sich Minister Helmut Brunner für eine Lösung auf europäischer Ebene aus. (Foto: privat)

Der ruinöse Milchpreis ist das Hauptthema beim Besuch von Landwirtschaftsminister Helmut Brunner in Anzing

Der Milchpreis bewegt die Menschen derzeit wie kein anderes Thema in der Agrarpolitik. Das wurde bei der Dialogreihe des CSU-Kreisverbands Ebersberg am Montagabend deutlich. Auf Einladung des CSU-Kreisvorsitzenden und Landtagsabgeordneten Thomas Huber und Martin Lechner, dem Kreisvorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft, war Bayerns Landwirtschaftsminister Helmut Brunner zu Gast auf dem Hof der Familie Haimmerer in Anzing. Drei Stunden nahm sich der Minister Zeit, um mit den Bäuerinnen und Bauern zu diskutieren und ihre Fragen zu beantworten.

"Aktuell befinden sich unsere Landwirte in einer schwierigen Situation. Wir haben eine Produktkrise mit besorgniserregender Preisabsenkung, nicht nur bei der Milch", so Thomas Huber: "Das "Höfe-Sterben kann so nicht weitergehen." Staatsminister Helmut Brunner betonte die Vielfalt in der bayerischen Landwirtschaft. Aktuell würden im Freistaat 32 000 Höfe bewirtschaftet - jeder dritte Bauernhof in Deutschland stehe also in Bayern. Dies begründe die zentrale Rolle der Landwirtschaft in Bayern. "Es geht um mehr als um Lebensmittel und Preise. Es geht um das Gesicht Bayerns", so der Minister. Beim Milchpreis müsse man das "Problem an der Wurzel packen", sagte Brunner. Die Experten, die eine sanfte Landung nach Ablösung der Milchquote 2015 versprochen hätten, hätten sich massiv getäuscht. Jetzt schnelle und einfache Lösungen zu erwarten, sei aber auch nicht realistisch. Derzeit sei der Milchpreis bei 27 beziehungsweise 28 Cent, und er könne noch weiter fallen. "Die Politik kann nicht alles auffangen", so Brunner.

Der Freistaat greife den Bauern derzeit finanziell unter die Arme, aber es gebe nicht die eine Patentlösung. Mit einem Paket aus steuerlichen Entlastungen, Kredit- und Liquiditätshilfen sei eine Entlastung möglich. "Damit schaffen wir aber nur Abhilfe, wir ändern nicht die aktuellen Probleme auf den Märkten", betonte Brunner. In der Diskussion wurde er konkreter, welche Schritte für den Milchmarkt vorgesehen sind. Maßnahmen, die Milchmenge zu begrenzen, könne nicht ein Land alleine bewältigen. "Hier müssen wir auf europäischer Ebene zu einer Lösung kommen", sagte Brunner. Gefragt sei aber jeder Landwirt, kreative Ideen für weitere Standbeine für seinen Betrieb zu finden.

© SZ vom 15.06.2016 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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