Anzing:Auch Kleingewerbe braucht Platz

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Das nördliche Gewerbegebiet Anzings ist jahrelang gewachsen, doch von den Flächen haben nur große Unternehmen wie Lidl oder XXXLutz profitiert. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Der Gemeinderat Anzing möchte noch dieses Jahr einen Workshop abhalten, der sich mit einem zusätzlichen Gewerbegebiet befasst. Denn es fehlt an Flächen für lokale Unternehmen.

Von Jessica Morof, Anzing

Größer, breiter, länger: In den vergangenen Jahren hat die Gemeinde das nördliche Gewerbegebiet an der Autobahn immer wieder ausgeweitet, um Platz für große Gewerbetreibende zu schaffen. Trotzdem fehlt es in Anzing noch immer an Platz. Und zwar an kleinen und mittelgroßen Flächen für lokale Gewerbetreibende. Deshalb ist der Gemeinderat aktuell auf der Suche nach einer gewerblichen Baufläche: zwischen 10 000 und 20 000 Quadratmeter groß soll das Gebiet werden. Wenn alles glatt läuft, könnte ein Aufstellungsbeschluss bereits im Frühjahr 2016 vorliegen. Nach einer so schnellen Einigung sieht es nach der jüngsten Gemeinderatssitzung jedoch nicht aus.

Dass es ein weiteres Gewerbegebiet geben soll, sei bereits seit langem und parteiübergreifend Konsens im Gemeinderat, sagt Bürgermeister Franz Finauer (UBA). Und Anfragen seien schon eingegangen. Deshalb stand das Gewerbegebiet eigentlich schon im Frühjahr dieses Jahres auf dem Programm einer Klausurtagung zum Thema Ortsgestaltung. Doch die Zeit hatte nicht ausgereicht. In einem separaten Workshop im November möchte man sich nun mit Lage, Größe, Art des Gewerbegebiets befassen.

Bereits Ende August hat Finauer mit dem Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München ein Vorgespräch geführt und einen Kostenvoranschlag erarbeiten lassen. Gewünscht ist ein Workshop zu den grundlegenden Fragen des Gewerbegebiets, für den der Planungsverband die Moderation übernimmt. Im Anschluss soll dieser eine Standortanalyse für mögliche Flächen erstellen. Sechs mögliche Gebiete hat das Büro vorläufig benannt, auf die sich der Kostenvoranschlag bezieht. Doch der überrascht: Für Moderation und Analyse der sechs Standorte geht der Planungsverband von etwa 12 800 Euro aus. Die verkehrliche Bewertung koste um die 4195 Euro. Und für die Bewertung von Landschaftsplanung müsse die Gemeinde um die 4800 Euro einplanen. Das sei nur eine Schätzung bezogen auf die Arbeitsstunden der Büros, betonte Finauer. Sein Vorschlag lautete, sich auf vier Standorte zu einigen, die dann analysiert werden. Das spare Zeit und damit Geld.

Ursprünglich hatte der Bürgermeister wohl den Plan, diese Änderungen bereits in der jüngsten Gemeinderatssitzung festzusetzen. Doch daraus wurde nichts, da sich einige Gemeinderäte ob der Kosten und Abläufe unzufrieden zeigten. "Mir ist der Preis relativ hoch vorgekommen", betonte Martin Kandler (CSU). Welche Standorte welche Schwierigkeiten mit sich bringen werden - "das kann man doch mit gesundem Menschenverstand erkennen". "Das täuscht", widersprach der Bürgermeister aus eigener Erfahrung. Die zeige zudem, dass es einen externen Moderator brauche für die Tagung. Unglücklich mit dem Ablauf war Michael Augustin (UBA), denn: "Müsste man nicht zuerst über eine Bedarfsanalyse sprechen, weil sich die auf die Größe auswirkt?" Dem stimmte auch Reinhard Oellerer (Grüne) zu: "Für mich wäre zuerst eine Umfrage nötig: Wer von den Ortsansässigen braucht überhaupt etwas?" Auch die Frage, ob überhaupt klar sei, welche Eigentümer bereit wären, Flächen abzugeben, stand im Raum. "Darüber können wir dann im Workshop sprechen", so die Antwort Finauers.

Am Ende beschlossen die Gemeinderäte einstimmig, den Planungsverband Äußerer Wirtschaftsraum München mit der Moderation des Workshops zu beauftragen. "Da können wir dann über alles reden", fasste Tobias Bönte (SPD) zusammen. "Und wir bekommen Analysen, auf die wir uns am Ende berufen können."

© SZ vom 03.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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