Anbau des Rathauses:Anzinger Mauerfall

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Niemand hat die Absicht, in Anzing eine Mauer zu errichten - zumindest nicht mehr: Zwar hat der Gemeinderat den Mauerbauplänen zuerst zugestimmt, doch jetzt empfinden die Fraktionen das als Fehler.

L. Grundhuber

Fast hätte man annehmen können, das letzte Wort in dieser Frage sei gesprochen. Doch weit gefehlt: Das Thema Mauer scheint sich zu einem Dauerbrenner in der Gemeinde Anzing zu entwickeln. Inzwischen sind es der Mauern nämlich schon zwei geworden.

Als "Schandfleck" beschimpft: Das Betonmäuerchen vor dem Anbau des sanierten Rathauses in Anzing. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Seit das Betonmäuerchen vor dem Anbau des sanierten Rathauses von der Zeichnung zur Realität geworden ist, wird um eine ästhetische Gestaltung des Eingangs gerungen. In der letzten Augustsitzung erst war gegen den Widerstand der Architekten entschieden worden, den "Schandfleck", wie das Stück von SPD-Mann Reinhardt Friedrich tituliert wurde, wieder abzureißen, weil es den meisten Gemeinderäten nicht gefiel. Stattdessen sollte eine teure Freitreppe erbaut werden - mit Mehrkosten von fast 24000 Euro.

Seit der Septembersitzung sehen die Welt - und eben demnächst auch das Rathaus - schon wieder ganz anders aus. Die Mauer am Anbau darf bleiben, nur ein wenig gestutzt soll sie werden. Inzwischen nämlich war ein noch größeres Ärgernis entstanden, das die Aufmerksamkeit der Gemeinderäte in Anspruch nimmt: eine zweite Mauer vor dem Haupteingang. Sie, so das Ergebnis der Sitzung, soll nun einer großzügigen Freitreppe weichen. Ungefähr so wie jene am Maisacher Rathaus, die vor einiger Zeit in dieser Zeitung abgebildet war.

Gleich zwei Anträge waren in der Sache gestellt worden: Wegen der zusätzlichen Kosten für den Abriss der Anbau-Mauer und den Neubau der Treppe hatte die UBA den Antrag gestellt, den Abriss noch einmal zu überdenken. SPD und CSU ihrerseits hatten beantragt, die Anbau-Mauer stehenzulassen, aber um 40 Zentimeter in der Höhe zu kürzen und die neu gebaute Mauer am Haupteingang zugunsten einer herrschaftlichen, dreiseitigen Freitreppe abzureißen. Im Verlauf der Sitzung jedoch modifizierte die UBA ihren Antrag zur Anbau-Mauer, nachdem Bürgermeister Franz Finauer (UBA) einen Brief der Architekten verlesen hatte, in dem eine Kürzung um 20 Zentimeter empfohlen wurde. So muss kein Geländer auf der Mauer aufsitzen, diese bekommt lediglich einen Handlauf.

Was tun mit der Anbau-Mauer? Im Gemeinderat waren gleich Anträge in der Sache gestellt worden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Bis man sich darauf geeinigt hatte, herrschte allerdings einige Verwirrung, über welchen - und wessen - Antrag abzustimmen sei. Reinhardt Friedrich (SPD), der wie schon im August mit starker emotionaler Bewegung bei der Sache war, fragte, ob man die Anträge von UBA, SPD und CSU nicht zusammenfassen könne. Indes erwies sich die UBA in der Frage des Haupteingangs überraschend als gespalten.

Berthold Kettner (CSU) endlich brachte das Problem auf den Punkt: "Wir müssen wissen, worüber wir abstimmen." Letztendlich gab es eine Abstimmung, und zwar über einen Kombi-Antrag von UBA, SPD und CSU auf Abriss der vorderen Mauer und Kürzung der hinteren um 20 Zentimeter. Ein Vorschlag, der schließlich gewann.

Die Architekten in München dürften sich angesichts dieses Beschlusses die Haare raufen. In einer Stellungnahme schreibt das Münchner Büro Goergens & Miklautz, der Abbruch der Mauer am Haupteingang "entsetzt uns sehr". Dies bedeute nicht nur einen Eingriff ins Gesamtkonzept und erfordere eine andere Beleuchtung, sondern führe auch zu Mehrkosten und einer erheblichen Bauverzögerung. Bürgermeister Finauer räumte zwar ein, dass man dem Entwurf der Architekten einst zugestimmt hatte, befand aber, man müsse zu einem Fehler stehen können: "So Manns muss man sein."

© SZ vom 14.09.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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