Zukunft MD:Unsere kleine Stadt

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Ein autofreies Quartier, ein Biergarten, die Renaturierung des Mühlbachs, vor allem mehr bezahlbarer Wohnraum: Die Bürger haben viele Ideen und Forderungen für das künftige Viertel auf dem MD-Gelände

Von Viktoria Großmann, Dachau

Ein persönliches Anschreiben des Oberbürgermeisters ist nicht unbedingt das, was die Leute auf die Beine bringt. Nur drei sind an diesem Donnerstagabend deshalb ins Thoma-Haus gekommen. Macht nichts. Voll ist der Saal trotzdem. Es geht um MD, und da braucht man nicht unbedingt eine persönliche Einladung. Stadträte, Anwohner und Mitarbeiter der Stadtverwaltung füllen die Reihen. Die Bürgerbeteiligung ist Teil des Planungsprozesses und wird zwangsläufig irgendwohin führen. Mindestens zu einem Stadtratsbeschluss, der dann wiederum zur Ausarbeitung eines Bebauungsplans führt. Anders als bei den Thementischen vor fünf Jahren sind dafür allerdings auch die Vorgaben schon enger gesteckt.

Die Anwesenden lassen sich davon in ihrer Kreativität nicht stören. Erst seit Dienstagabend ist die Ausstellung der bisherigen MD-Pläne jeden Abend zwischen 17 und 22 Uhr im Thiemann-Gewölbe zugänglich. Schon jetzt sind die freien Wände mit Zetteln zugepinnt. Besonders um Wohnraum geht es den Teilnehmern. Mehr davon und bitte bezahlbar. Alle Generationen sollen im neuen Mühlbachviertel leben können, große Wohnungen soll es geben, aber auch kleinere für Alleinstehende und Paare. Bunt soll es werden, auch auf den Fassaden. Viel Grün und viel Wasser werden gewünscht, Spielplätze ebenso wie Sportgeräte für Senioren - die könnten auf lange Sicht auch notwendiger sein, wie aus der aktuellen Bevölkerungsprognose für die Stadt hervorgeht.

Während der Auftaktveranstaltung dürfen die Gäste nicht nur auf Zettel sondern auch direkt auf die - mit Papier bezogenen - Tische schreiben. Ein Kindertraum. Gedränge gibt es vor allem an den Tischen Verkehr und Wohnen. Da werden Hubschrauber gemalt und Sätze ergänzt. "Wie komme ich aus dem Moriweg raus?", lautet eine Frage. Ein anderer mahnt schlicht: "Etzenhausen nicht vergessen!" Unter den Teilnehmern sind auch fast sämtliche Vertreter der Dachau Entwicklungsgesellschaft DEG - des finnischen und des deutschen Teils. Aus Darmstadt ist Architektin Verena Trojan angereist, außerdem stellt Stefanie Lottspeich vom Büro Lohrer Hochrein die Grünplanung vor - welche die Dachauer ebenfalls sehr umtreibt. Ein autofreier Stadtteil wird ebenso vorgeschlagen wie eine Renaturierung des Mühlbachs nach dem Vorbild der Isar - was MD betrifft kann offenbar kein Vergleich zu groß sein.

Herbert Ullmann, Geschäftsführer der DEG, erklärt, auch die DEG habe mehr Grün und Wasser im Entwurf haben wollen, dieser sei entsprechend angepasst worden. Schließlich solle ein "lebenswertes Viertel" entstehen. Dazu gehöre auch gewerbliche Nutzung, die DEG arbeite eng mit der Wirtschaftsförderung Dachau zusammen. Ullmann sah sich offensichtlich in einer Verteidigungsposition. "Die Behauptung, nur der Holzlagerplatz solle bebaut werden, ist falsch", sagte er. So ein Vorhaben sei "wirtschaftlich unsinnig". Der wirtschaftliche Erfolg sei mit der sinnvollen Bebauung des mittleren Hauptteils des Geländes verbunden. MD sei wie eine Zitrone, sagte Ullmann, aus der man mit Salz und Tequila etwas machen könne.

Etwas, das auch noch Dachauer Identität hat - ein Punkt, der einige Teilnehmer umtreibt. Verena Trojan bekannte sich in ihrem Vortrag klar zu den "Monumenten der Industriegeschichte". Das Mühlenforum wird von den Fabrikhallen eingerahmt sein. Auch Wasserturm und Papiermuseum sind wesentliche Teil der Planung für die öffentlichen Bereiche. Die Grünplanung, so erklärte Stefanie Lottspeich, orientiere sich an der an den Thementischen ausgearbeiteten Vorlage "Grün-Blau". Der Nord-Süd-Grünzug soll sich einmal von der Amper bis zum Waldfriedhof ziehen. Auch Oberbürgermeister Hartmann äußerte einen Wunsch für MD: "Ich wünsche mir, dass nicht unerhebliche Flächen für Gewerbe entstehen", sagte er. Mindestens 40 Prozent sind bereits vorgesehen. Wo diese im Plan mit viel Grün, Kulturstätten, Wohnen, Läden und, wie es auf einem der Zettel hieß, einem Biergarten Platz finden sollen, können die Bürger noch bis 24. Juni mitentscheiden.

© SZ vom 13.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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