Zukunft des Turniers ist ungewiss:Entnervt und enttäuscht

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Die Organisatoren der Dachauer Hallenmeisterschaften haben eine Schlägerei von Vätern auf der Tribüne verschwiegen. Ihren Rücktritt begründen sie mit der starken öffentlichen Kritik an ihrem Vorgehen

Von Benjamin Emonts, Dachau

Am Ende seiner lange angekündigten Presseerklärung bemüht das geschlossen zurückgetretene Organisationsteam der Dachauer Hallenmeisterschaften ein Zitat des legendären Bundesliga-Trainers Hans Meyer: "Im Fußball baut man dir schnell ein Denkmal, aber genauso schnell pinkelt man es an." Das Schweigen der Veranstalter zu den Gründen ihres Rücktritts ist damit gebrochen. Die starke öffentliche Kritik, die das Team in den vergangenen Tagen einstecken musste, ist demnach der Hauptgrund für ihren selbst gewählten Abgang. "Aufgrund der letzten Ereignisse wie prügelnde Eltern und der damit verbundenen negativen Reaktion der Regionalpresse haben wir uns entschieden, die Organisation für 2019 nicht mehr weiterzuführen", heißt es in der Presseerklärung.

Der Vorfall am Abend des 12. Januar in der Turnhalle des SV Günding hat inzwischen weite Kreise gezogen, zumal die Dachauer Hallenmeisterschaften als das größte privat organisierte Fußball-Junioren-Hallenturnier Süddeutschlands gelten. Während eines Spiels zwischen Jugendmannschaften des TSV Dachau 1865 und des SC Maisach hatten drei Väter aufeinander eingeprügelt, nachdem einer der Männer offenbar ein Kind auf dem Spielfeld verbal angegriffen hatte. Einer der Beteiligten erlitt dabei einen Nasenbeinbruch, ein anderer ein ramponiertes Knie. Zum Ablauf der Schlägerei gibt es bislang nur Spekulationen. Beteiligt sollen Anhänger von Dachau 1865 und Eintracht Karlsfeld gewesen sein. Die Dachauer Polizei, die mit vier Streifen im Einsatz war, notierte sich 13 Zeugen. "Die Ermittlungen werden sich noch Wochen hinziehen", kündigt Pressesprecher Stefan Hocke an.

Das sechsköpfige Organisationsteam aus Stefan Wunderbaldinger, Willi Schuster (beide ASV Dachau), Thomas Schüßler (SpVgg Erdweg), Jürgen Salaj (TSV Bergkirchen), Bernd Battermann (TSV Schwabhausen) und Peter Prunitsch (TSV Arnbach) wollte die Geschichte nach eigener Auskunft "nicht hochkochen" und der Polizei anvertrauen. Ein so großes mediales Echo wie bei einem Vorfall im Sommer 2017 bei einem Turnier in Schwabhausen, bei dem sich ebenfalls Väter prügelten und ein Schiedsrichter gebissen wurde, wollten sie unbedingt vermeiden. Keine drei Wochen später wurde der Vorfall dennoch publik. Die Veranstalter gerieten öffentlich stark in die Kritik für ihr Verhalten.

Zeit für neue Gedanken

Am vergangenen Sonntag, dem Finaltag der Hallenmeisterschaften, trat das Organisationsteam ohne weitere Erklärung zurück. In der Pressemitteilung, die das Team am Donnerstag auf der Homepage der Hallenmeisterschaften (www.dah-hm.de) veröffentlicht hat, äußern sich die Männer zurückhaltend. "Es ist nicht unser Ziel, dem Jugendfußball im Landkreis ein tolles Turnier zu nehmen, oder der sehr guten Zusammenarbeit mit den hallenstellenden Vereinen zu schaden. Es ist nur Zeit für neue Gedanken, vielleicht auch jüngere Gesichter, die dem Turnier eine neue sportliche Richtung geben", erklären sie.

Abgesehen von den jüngsten Ereignissen haben demnach "verschiedenste Ereignisse" in den vergangenen Jahren ihre Motivation "auf den Prüfstand gestellt". So hätten Mannschaften sich immer häufiger sehr kurzfristig von dem Turnier abgemeldet und dadurch die Organisation erschwert. Einige Trainer, Zuschauer und auch Eltern hätten sich zudem geweigert, Regeln anzuerkennen und dadurch "unnötige Unruhe im Turnier erzeugt".

Der Bayerische Fußballverband (BFV) war alles andere als begeistert, aus der Zeitung über den Vorfall erfahren zu haben - er fordert einen offensiven Umgang mit dem Thema Gewalt am Fußballplatz. Wie üblich bei solchen Auseinandersetzungen, bot der Verband seine Unterstützung durch einen geschulten Konfliktmanager an. Bislang aber sei das Angebot nicht angenommen worden, erklärt BFV-Pressesprecher Fabian Frühwirth.

Die Zukunft des 2006 ins Leben gerufenen Turniers ist damit ungewiss. Einen Rücktritt vom Rücktritt schließt das Organisationsteam aus. Bislang war das Turnier stets ein großer Erfolg. 28 000 Spieler und Spielerinnen aus 3600 Mannschaften haben in den vergangenen 13 Jahren daran teilgenommen. 60 000 Zuschauer sahen 58 000 Tore. Die Eintrittserlöse kamen karitativen Einrichtungen wie dem Frauenhaus in Dachau zugute. Fast 90 000 Euro summierten sich über die Jahre.

© SZ vom 09.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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