Zu Gast in Berlin:Dachauer Könige besuchen die Kanzlerin

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Sternsinger von Heilig-Kreuz vertreten die Erzdiözese München-Freising beim Empfang im Bundeskanzleramt. Trotz ihrer Ski-Verletzung begrüßt Angela Merkel die 108 Jugendlichen in Berlin persönlich.

Von Viktoria Großmann

Die Sternsinger aus Dachau: (von links) Dominik Auel, Kilian Szikora, Rebecca Popp und Sophia Kocher. Ganz rechts steht Gemeindereferent Markus Grimm mit Kanzleramtsminister Peter Altmaier (hinten, 3. von rechts). (Foto: Ralf Adloff; privat)

Es hat auch Nachteile, groß zu sein. Rebecca Popp musste deshalb, wie so oft, auch beim Gruppenbild mit Bundeskanzlerin Angela Merkel recht weit hinten stehen. "So fünf, sechs Meter entfernt", schätzt die Sternsingerin. Die Sechzehnjährige vertrat die Erzdiözese München und Freising beim Sternsingerempfang im Bundeskanzleramt, der seit 1984 in jedem Jahr stattfindet. Merkel humpelte auf Krücken herein und sprach, dafür, dass sie nach ihrem Unfall beim Langlaufski eigentlich nur liegen darf "gar nicht so kurz", sagt Rebecca. Sie ist die Älteste aus der Gruppe der vier Sternsinger von der Pfarrgemeinde Heilig Kreuz in Dachau-Ost. Der 15-jährige Dominik Auel trug den Stern, Sophia Kocher und Kilian Szikora, beide 12 Jahre alt, stellten die anderen beiden Könige dar.

Im Dezember erfuhren die vier, dass sie das große Los gezogen hatten und für das Kindermissionswerk nach Berlin fahren durften. Gemeindereferent Markus Grimm hatte das erste Mal beim Wettbewerb um diese Ehre mitgemacht und prompt gewonnen. Im Bundeskanzleramt werden beim Sternsingerempfang Gruppen aus allen 27 Bistümern empfangen, insgesamt 108 Kinder und Jugendliche aus ganz Deutschland. Das ist ein ziemlicher Aufwand und deshalb blieb den vier Dachauern und ihrem Begleiter, dem Gemeindereferent Markus Grimm, wenig Zeit, sich die Hauptstadt anzusehen. Bereits am Dreikönigstag waren sie in Dachau in den Zug gestiegen. Noch am Abend gab es dann in der Jugendherberge in Berlin-Grunewald eine Generalprobe: Ablauf, Aufstellung und einmal Singen.

Drei Lieder hatten Rebecca, Dominik, Sophia und Kilian einstudiert: Segen bringen - Segen sein, Gloria - es ist Sternsingerzeit und Wir kommen daher aus dem Morgenland. Dazu gab es neue, "maßgeschneiderte Gewänder", wie Rebecca sagt und die vier haben auch einen neuen Stern gebastelt. Mit "München-Freising" steht man dann in der alphabetischen Aufstellung aller Königsgruppen auf der Treppe im Bundeskanzleramt wenigstens nicht ganz hinten, sondern im guten Mittelfeld. Von dort aus hatten sie dann gute Sicht auf Peter Altmaier, der bei einer seiner ersten Amtshandlungen als neuer Kanzleramtsleiter den Jugendlichen ziemlichen Eindruck machte. Der eben noch gewesene Bundesumweltminister (CDU) aus dem Saarland habe erzählt, dass er als Junge selbst Ministrant und Sternsinger gewesen sei, sagt Rebecca. Dann begrüßte er eigenhändig alle Sternsinger und stellte sich mit ihnen zu Erinnerungsfotos auf. Eigentlich macht die Kanzlerin das persönlich. Doch so beweglich ist sie nicht, wahrscheinlich sind ihre Ärzte selbst mit ihrem Kurzauftritt nicht ganz einverstanden. Sie müsse viel liegen, erklärte Merkel selbst.

Nach einem Lied, einem Sketch und noch einem Lied, erschien dann die Kanzlerin. "Sie hat sich riesig gefreut", sagt Rebecca. Sie schätze das Engagement der Sternsinger sehr, habe sie gesagt und dass die Politik Flüchtlinge unterstütze. Abschließend spendete Merkel persönlich für ein Projekt, das Flüchtlingskindern im Libanon hilft. Ansonsten hielt sich die Kanzlerin in ihrer Ansprache an die 108 Könige und Königinnen an den Lied-Text: "Ihr bringt Segen und ihr seid ein Segen für die Welt", sagte sie in ihrer Rede und dass die sen Termin unbedingt habe wahrnehmen wollen. "Für uns ist es eine große Ehre", sagt Rebecca über ihren Besuch. Eine Ehre, die beispielsweise dem neuen luxemburgischen Ministerpräsident Xavier Bettel erst später in diesem Jahr zuteil werden wird. Seinen Besuch in Berlin ließ die Kanzlerin verschieben.

Für Rebecca, Sophia, Kilian und Dominik geht damit die Sternsingersaison zu Ende. In diesem Jahr wurde besonders für Flüchtlingskinder in dem südostafrikanischen Land Malawi gesammelt. Die vier Dachauer können den 44 Millionen Euro, die bundesweit gesammelt wurden, immerhin 2000 Euro beisteuern. Rebecca, die seit neun Jahren Sternsingerin ist, war der Auftritt in Berlin der letzte als Königin. Von nun an begleitet sie die Kleineren. Für alles andere ist sie nun wirklich zu groß.

© SZ vom 08.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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