Wettstreit der Argumente:Die Frage des Fahrverbots

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Die Schüler befassen sich im Regionalentscheid "Jugend debattiert" mit dem aktuellen Thema Feinstaubbelastung. Auch wird diskutiert, ob Gesichtserkennung in der Videoüberwachung den Datenschutz verletzt. Julie Flemming vom Ignaz-Taschner-Gymnasium gewinnt

Von Stephanie Noll, Dachau

Bevor am Donnerstagabend im Dachauer Josef-Effner-Gymnasium (JEG) die Finalrunde des Regionalentscheids Oberbayern West von "Jugend debattiert" beginnt, hält Schuldirektor Peter Mareis die Eröffnungsrede und nennt unter anderem die Rhetorik von Benjamin Netanjahu und der AfD als Negativbeispiele. Die Schüler hingegen lobt er: "Ihr macht das besser, indem ihr auch aufeinander eingeht. Es geht immer um die Sache, nicht um die Person."

Es ist weit nach 17 Uhr - und in dem Raum, in dem der Wettbewerb stattfindet, sind alle Stühle besetzt. Zu den Anwesenden gehören viele Lehrer, Eltern und natürlich Schüler, die entweder selbst Teil des Wettbewerbs sind oder die Klassenkameraden unterstützen wollen. Die Atmosphäre ist aufgekratzt, Menschen wuseln herum, die Debattanten ordnen noch schnell ihre Notizen.

Wolfgang Poeppel, der für die Organisation des Wettbewerbs auf Landesebene zuständig ist, richtet sich an die Finalisten: "Wenn ihr das richtig gelernt habt, könnt ihr das besser als die Leute in manchen Talkshows." Danach wird es ernst für die vier Teilnehmer der neunten Klassen. Sie werden auf die Bühne gerufen. Das Thema lautet: "Soll die Videoüberwachung auf Bahnhöfen mit automatisierter Gesichtserkennung ausgestattet werden?" Lara und Florian vertreten die Pro-Seite, Julie und Leoni geben Contra. Das Hauptargument der Befürworter in der Diskussion ist die Sicherheit, die dadurch besser gewährleistet werden soll. Die Contra-Redner setzen in erster Linie Bedenken zum Thema Datenschutz und bei der finanziellen Umsetzung dagegen. Jeder Debattant bekommt zwei Minuten Zeit für die Eröffnung, dann folgt eine zwölfminütige, sogenannte Aussprache, und am Schluss darf jeder ein einminütiges Fazit ziehen und seinen Standpunkt klarmachen.

Daniel Grabinger und Munira Körbl diskutieren am besten und gewinnen. (Foto: Toni Heigl)

Um die Spannung zu erhöhen, gibt die Jury die Sieger noch nicht bekannt. Nach der Beratungspause und einem Feedback für die Teilnehmer sind stattdessen die Elftklässler mit dem sehr aktuellen Thema "Sollen in stark belasteten Großstädten Diesel-Fahrverbote erlassen werden?" an der Reihe. Auf der Pro-Seite stehen Munira und Daniel, auf der Contra-Seite Rebecca und Rasul. Die Vertreter des Fahrverbots spielen in erster Linie den Gesundheitsaspekt aus, die Contra-Seite argumentiert vor allem mit der mangelnden Wirtschaftlichkeit von Fahrverboten.

Die aus Schülern und Lehrern bestehende Jury lobt alle Debattanten, gibt aber auch immer noch Verbesserungsvorschläge mit. Poeppel meint: "Es ist besser, sich auf wenige, aber dafür gut ausgearbeitete Punkte zu konzentrieren als zu viele Aspekte anzureißen."

Nachdem beide Diskussionsrunden vorbei sind, fiebern alle Anwesenden der Entscheidung entgegen, wer denn nun am 16. April zum bayernweiten Wettbewerb nach München darf und außerdem zu einem dreitägigen Seminar mit Redetraining nach Donauwörth.

Die Siegerinnen Julie Flemming und Lara Mai haben überzeugt. (Foto: Toni Heigl)

Julie Flemming vom Ignaz-Taschner-Gymnasium Dachau (ITG) gibt sich zuversichtlich: "Ich war vor meinem Auftritt schon aufgeregt, bin aber damit zufrieden. Wie es ausgehen wird, kann ich nicht einschätzen." Munira Körbl vom St.-Irmengard Gymnasium Garmisch-Partenkirchen, die schon mal im Bayernwettbewerb stand, geht es da etwas anders: "Heute habe ich ein eher negatives Gefühl. Mein Partner war stark und die Aufregung wird auf jeden Fall nicht weniger."

Am Ende können sich aber beide freuen, denn sie gehören zu den jeweils zwei Siegern aus den vier Finalisten der Sekundarstufen I und II. Unter den Teilnehmern der 9. Klassenstufe entschied neben Julie auch Lara Mai (Ammersee-Gymnasium Dießen) das Rennen für sich. Bei den elften Klassen setzte sich außer Munira auch Daniel Grabinger (Gymnasium Gröbenzell) durch. Julie ist die erste Teilnehmerin des ITG, die es bei "Jugend debattiert" so weit geschafft hat.

Das Publikum ist begeistert. (Foto: Toni Heigl)

Für die Organisation des Wettbewerbs am Josef-Effner-Gymnasium zeichnet sich Lehrerin Stefanie Haug gemeinsam mit elf Schülern ihres P-Seminars verantwortlich. Einige von ihnen hatten sich auch am Wettbewerb beteiligt, konnten sich diesmal aber leider nicht durchsetzen.

© SZ vom 24.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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