Wechsel im Rathaus:Umweltschützer und Bayernfan

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Florian Erath in seinem Büro im Rathaus von Haimhausen. Er löst 2019 den bisherigen geschäftsführenden Beamten, Otto Felkel, ab. Bis dahin ist noch viel Zeit, um sich gründlich einzuarbeiten. (Foto: privat)

Der neue Haimhausener Spitzenbeamte Florian Erath stellt sein eigenes Waschmittel her und vermeidet Plastik, wo es nur geht. Deshalb passt er gut in eine Gemeinde, die den ökologischen Vorreiter im Landkreis spielt. Mit der Zuschauerrolle gibt er sich nur im Fußball zufrieden

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Das nennt man eine komfortable Situation, um die man die 5000 Einwohner zählende Gemeinde Haimhausen wahrscheinlich sehr beneiden dürfte. Nicht nur in dieser Einschätzung sind sich der noch amtierende geschäftsleitende Beamte der Gemeinde, der 61-jährige Otto Felkel und sein designierter Nachfolger, Florian Erath, der 42 Jahre alt ist, einig. Denn der bisherige Amtsinhaber ist längst noch nicht weg. Sein Nachfolger aber schon da. Genügend Zeit also für den Neuen, ohne Stress nicht nur sein neues Umfeld, sondern auch seine neuen Aufgaben in Ruhe kennenzulernen und sich einzuarbeiten.

Genügend Zeit bleibt auch noch für Otto Felkel, sich intensiv um noch laufende Projekte und Planungen der Gemeinde zu kümmern und abzuschließen, etwa den Bau eines Geh- und Radwegs zur B 13. Denn "klassisch einarbeiten", sagt der Noch-Amtsinhaber bei einem gemeinsamen Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung, wolle er den Neuen nicht, denn dieser müsse seinen eigenen Weg finden. Er werde aber Informationen und Wissen abgeben, sich quasi "anzapfen" lassen - damit Florian Erath davon für seinen künftigen Job profitieren könne.

Es ist ein sanfter Übergang in der Spitzenposition im Haimhausener Rathaus von Otto Felkel zu Florian Erath. Denn Otto Felkel, seit Januar 1991 als geschäftsleitender Beamter in den Diensten der Kommune, wird im kommenden Jahr in den Ruhestand gehen. Und um die Nachfolge haben sich Bürgermeister Peter Felbermeier (CSU) und der Gemeinderat vorausschauend frühzeitig gekümmert und sich einstimmig für den Garchinger Florian Erath entschieden. Der 42-Jährige war bis vor kurzem noch beim Kreisverwaltungsreferat der Landeshauptstadt München (KVR) im Bereich Personal und Organisation beschäftigt.

"Das waren fast 20 Jahre bei der Stadt, elf davon beim KVR", sagt Erath, ein großer Mann mit modischer Brille, breiten Schultern, rötlich-braunem Vollbart und raspelkurzen Haaren. Zu seinen Leidenschaften gehört Thai-Kochen ebenso wie der Umweltschutz. Erath ist die Gemeinde Haimhausen nicht unbekannt. Denn er ist nicht nur seit 2016 Mitglied bei den Fischerfreunden Haimhausen, sondern auch Fischereiaufseher und als deren Gewässerbetreuer für den Heiglweiher zuständig. Und weil dem gebürtigen Garchinger aus dem Landkreis München der Umweltschutz am Herzen liegt, wird man Erath wohl vergeblich in der Waschmittelabteilung diverser Discounter suchen. "Ich mache schon seit mehreren Jahren mein Waschmittel selbst", sagt er und fügt hinzu: "Zu meinem ganz privaten Hobby gehört auch die Vermeidung von Plastik."

Während seiner Zeit bei den Fischerfreunden habe er natürlich auch eine besondere Sympathie für die Gemeinde entwickelt, sagt er, die in Sachen Ökologie ganz vorne mit dabei sei im Landkreis. Außerdem sei das Thema ja auch "in der Führung der Gemeinde", also bei Peter Felbermeier, dem schwarzen Bürgermeister mit der grünen Seele, fest verankert. Während dieser Zeit habe er sich, sagt Erath, auch verstärkt überlegt, einmal etwas anderes zu machen - eine Arbeit, bei der er im Gegensatz zum großen KVR mehr persönliche Verantwortung übernehmen, "einen eigenen Stil entwickeln" und sich fachlich weiter entwickeln könne. Die Stellenanzeige der Gemeinde Haimhausen sei gewissermaßen die Initialzündung für seine berufliche Veränderung gewesen.

Und so wird Erath künftig nicht nur für das Personal der Gemeinde, sondern auch für die Ausbildung des Verwaltungsnachwuchses in Haimhausen zuständig sein. Das Besondere daran: Erstmals wird die Gemeinde nämlich von September 2019 an einen Ausbildungsplatz anbieten, der an ein duales Studium an der Beamtenfachhochschule Hof gekoppelt ist.

Felkel und Erath verstehen dies auch als Maßnahme gegen den allseits beklagten Fachkräftemangel - gerade im Bereich der öffentlichen Verwaltung. Ein exemplarisches Beispiel dafür sei die Nachfolgebesetzung seines Postens gewesen, sagt Felkel. So hätten sich für den Job insgesamt 41 Personen beworben. Darunter ehrenwerte Berufe vom Bäcker, Lastwagenfahrer bis hin zum Filialleiter von Discountern oder Banken. Keine fünf Bewerber aber seien darunter gewesen, die für die Führungsaufgabe in der Verwaltung qualifiziert gewesen seien, sagt Felkel.

Was die Vorstellungen für seine Arbeit als Spitzenbeamter der Gemeinde Haimhausen betrifft, hat Erath konkrete Vorstellungen. Die Erfahrung für eine erfolgreiche Umsetzung hat er: Nach seinem Abitur 1996 am Werner Heisenberg-Gymnasium in Garching und nach vier Semestern Studium der politischen Wissenschaften studierte er an der Beamtenfachhochschule in Hof und begann 1998, bei der Stadt München im Bereich Organisationsberatung zu arbeiten. Erath will durch seine Arbeit die Mitglieder des Gemeinderates so unterstützen, dass sie qualifizierte Entscheidungen treffen können, damit sich die Kommune weiterentwickeln könne.

Dazu gehöre für ihn auch ein soziales und Mitarbeiter orientiertes Umfeld in dem jeder arbeiten könne und "niemand auf der Strecke bleibt", betont er. Ein schwieriges Terrain, sagt er, aber lohnenswert. Dazu gehöre aber auch die Einsicht und die Erkenntnis, dass, wenn etwas gut ist, das auch für sich so stehen könne. Denn: "Ich bin nicht der Schlaue, der alles besser kann", sagt er. Und über eines ist sich Erath jetzt auch schon im Klaren: Geschäftsleitender Beamter zu sein, ist kein 40-Stunden-Job. Die Bereitschaft zu einem darüber hinausgehenden Engagement bringt er mit.

Das wird dann um so mehr der Fall sein, wenn die Herausforderung "Schaffung von bezahlbarem Wohnraum oder in fernerer Zukunft ein Rathausneubau" auf der Tagesordnung stehen. Da sind sich der Alte und der Neue einig. Aber Erath weiß auch aus Erfahrung: "Man muss trotzdem aufpassen, dass sich die persönliche Work-Life-Balance nicht verschiebt." Das hat Erath sich jedenfalls vorgenommen. Vielleicht hilft ihm dabei ja auch etwas der FC Bayern München, wenn er Tore schießt. Florian Erath ist Bayernfan.

© SZ vom 13.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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