Vorschlag vom Eishockeyverein:Neuer Standort für eine Eislaufhalle

Lesezeit: 3 min

Die Eisbahn in Dachau ist die einzige in München und Umgebung, in der Gehbehinderte Sledge-Eishockey ausüben können. Der ESV will dies weiterhin fördern. (Foto: Toni Heigl)

Der ESV Woodpeckers will an der Wallbergstraße in Augustenfeld bauen. Die Stadt Dachau könnte auf diese Weise viel Geld sparen, und die Wintersportler könnten mit dieser Lösung viel länger trainieren

Von Viktoria Großmann, Dachau

Es werde ein sportliches Jahr für den Dachauer Stadtrat, sagt Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD), der 2018 einige Entscheidungen zu Großprojekten etwa zur TSV-Aussiedlung erwartet. Nun beginnt das Jahr mit einem ganz neuen Vorschlag zur Zukunft der Eislaufhalle. Der erst 2016 aus dem ASV Dachau als eigenständiger Verein hervorgegangene ESV Woodpeckers schlägt vor, Bauherr und Betreiber eines Eislaufstadions zu werden. Als Standort schlägt der ESV, der sich der Förderung des Behindertensports verschrieben hat, eine Fläche an der Wallbergstraße in Augustenfeld vor. Die Multifunktionshalle soll entgegen der Planungen für die neue städtische Halle auf dem ASV-Gelände überdacht sein. Damit wäre sie für den Eislaufsport an mehr Monaten im Jahr nutzbar und zudem passend für weitere Nutzungen in der warmen Jahreszeit. Der ESV bringt zwei starke Argumente: eine bessere Halle zu einem zugleich für die Stadt günstigeren Preis. Die SPD-Fraktion hat bereits einen Stadtratsantrag gestellt, den Vorschlag des ESV parallel zu den Planungen in Dachau Süd zu prüfen.

Stefan Steurer, der Vorsitzende des ESV, spricht von einer "zeitgemäßen Sportstätte". Schon aus energetischer Sicht, sei es "wenig sinnvoll" eine Halle ohne Dach zu bauen. Statt vier Monate im Jahr soll die neue Halle sechs bis acht Monate lang für den Eissport nutzbar sein. Für die Sommermonate kann sich Steurer Training auf Inline-Skates sowie öffentlichen Inliner-Lauf vorstellen. Eine weitere eher ungewöhnliche Sommernutzung wäre die für den Blindenfußball.

Dachau könnte Trainings- und Wettkampfort für Behindertenmannschaften aus dem gesamten Großraum werden

Die Förderung des Behindertensports will der ESV zu einer seiner Kernkompetenzen machen. Er füllt damit eine Lücke im gesamten Großraum München. Seit 2015 fördert der ESV dezidiert Sledge-Eishockey: Gehbehinderte spielen Eishockey auf Schlitten - Sledges - sitzend. Als Austragungsort für Wettkämpfe in dieser Sportart ist in ganz Süddeutschland derzeit nur die Dachauer Kunsteisbahn wegen ihrer barrierefreien Zugänge geeignet. Anfang Februar wird erneut ein Turnier im Sledge-Eishockey in Dachau stattfinden. Dachau soll ein Austragungsort für Bundesligaspiele werden und natürlich soll ein eigenes Dachauer Team aufgebaut werden. Derzeit hat der ESV etwa 230 Mitglieder, drei davon sind im Sledge-Hockey aktiv. "Wir stehen in intensivem Austausch mit dem Behindertensportverband", sagt Steurer. Neben anderen Vereinen aus der gesamten Metropolregion zeigt auch der TSV 1860 München Interesse, eine Spielfläche für seine Mannschaft im Blindenfußball zu bekommen.

"Die Stadt könnte Millionenbeträge sparen", sagt Oberbürgermeister Hartmann. Der ESV würde die Stadt als Bauherr ablösen und erhielte Förderung vom Bayerischen Landessportverband (BLSV). In nicht öffentlicher Sitzung nannte der ESV zudem einige Unterstützer. Zu den offiziellen Sponsoren sowohl des ESV als auch des Fördervereins Eishockeysport Dachau e. V. zählt etwa die Volksbank Raiffeisenbank Dachau. Der ESV ist bereits ordentlich in Vorleistung gegangen. Er beauftragte ein Planungsbüro und ließ auch eine Kostenschätzung erstellen. Das Gelände an der Wallbergstraße, auf dem sich ein Bolzplatz befindet, gehört der Stadt und müsste dem Verein in Erbpacht zur Verfügung gestellt werden. Laut Steurer bietet es genügend Platz für die Halle und Parkplätze, die teils überdacht werden könnten, sodass darauf Fläche für ein Spielfeld entstünde. Der Bolzplatz bliebe in jedem Fall erhalten.

Für den ESV-Vorschlag müssen keine Bäume sterben und es gäbe mehr Parkplätze

Parkplätze sind eines der Probleme bei den Planungen für die neue Eislaufhalle auf dem ASV-Gelände. Im vergangenen Jahr hatten sich die Stadträte darauf geeinigt, die neue Scherer-Halle, die der ASV dringend benötigt, auf den Standort der jetzigen Kunsteisbahn zu setzen und diese ebenfalls neu zu errichten. Somit wurde zwar die Streuobstwiese an der Gröbenrieder Straße gerettet, die als Ausweichfläche für Tennisplätze angedacht war, doch fällt der neuen Planung Bannwald zum Opfer. Dieser müsste an anderer Stelle neu aufgeforstet werden. Der Standort am ASV liegt zudem im Überschwemmungsgebiet. Es muss daher auch eine neue Wasserablauffläche geschaffen werden.

Die SPD versucht mit ihrem Antrag, allen gerecht zu werden: Die Stadt soll keine höheren Betriebskosten haben, die Zeiten für den öffentlichen Eislauf sollen erhalten werden und die Planungen für den ESV-Vorschlag sollen genauso schnell vorankommen, wie die für den Standort am ASV - damit dieser keine Nachteile durch eine Verzögerung bei der Scherer-Halle hat. Die Zeit drängt also. Der Bauausschuss wird sich erst im Februar wieder treffen. Bis dahin, spätestens in der übernächsten Sitzung aber, soll über den Vorschlag abgestimmt werden.

© SZ vom 11.01.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: