Unsichere Zukunft und schwieriges Zusammenleben:Unruhe unter Flüchtlingen

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In den Haimhausener Asylbewerberunterkünften müssen Jugendarbeiter immer öfter eingreifen, um Streitigkeiten zu schlichten oder bei Arztbesuchen zu helfen. Die Stimmung ist auf einem Tiefpunkt

Von Rudi Kanamüller, Haimhausen

Die Fälle, bei denen die Mitarbeiter des Haimhausener Helferkreises für Asylbewerber an ihre Grenzen stoßen, mehren sich. Dazu kommt, dass die Stimmung in den beiden Flüchtlingsunterkünften in Haimhausen am Ampercampus und am Pfanderling alles andere als gut ist. Der Grund: Immer mehr Asylbewerber werden abgelehnt, die Bewohner sind verunsichert und verstört ob ihrer unsicheren Zukunft. Das habe auch mit der derzeitigen politischen Situation und der ungewissen Diskussion über die weitere Flüchtlingspolitik zu tun. Außerdem sei das Zusammenleben auf engem Raum schwierig.

Es waren keine guten Nachrichten, die der Jugendarbeiter Marius Eisenmann den Mitgliedern des Haimhausener Jugend-, Umwelt-, Kultur-, Sport und Sozialausschusses (JUKSS) bei seinem Bericht über die Situation der Flüchtlinge im Ort überbrachte. "Die Euphorie ist verflogen", konstatierte Eisenmann. Die Mitarbeiter der Offenen Kinder- und Jugendarbeit in Haimhausen stehen seit geraumer Zeit dem Helferkreis unterstützend zur Seite. Und die Unterstützung, so Eisenmann, "wird immer mehr in Anspruch genommen".

So beraten die Jugendarbeiter bei Streitigkeiten und begleiten die Jugendlichen bei ihrem Besuch bei Ärzten, Psychologen oder auch Behörden. Ein alter Grundsatz in der Sozialarbeit ist der von der "Hilfe zur Selbsthilfe". Aus diesem Grunde startet jetzt auch die Offene Jugendarbeit Haimhausen mit der Ausbildung von "Streitschlichtern" aus den Reihen der Asylbewerber. Ausgebildet werden sollen aus jedem Haus jeweils zwei Streitschlichter aus zwei unterschiedlichen Nationen, die bei Konflikten unter den Asylbewerbern schlichtend eingreifen können. Als Beispiel nannte Eisenmann den organisierten Putzdienst in den Unterkünften. Das sei generell ein Problem und hänge auch mit dem jeweiligen Kulturkreis zusammen aus dem die Asylbewerber stammten. Allerdings warnte Eisenmann davor, alle Asylbewerber "über einen Kamm zu scheren". Die Ausbildung von Streitschlichtern sei notwendig, "weil wir nicht rund um die Uhr verfügbar sein können". Bei den Streitigkeiten handle es sich meistens um Konflikte, die sich länger angestaut hätten. Eisenmann: "Heftige Streitereien sind die Ausnahme."

In diesem Zusammenhang wollte die Zweite Bürgermeisterin Claudia Kops, die die Sitzung des JUKSS leitete wissen, welche Rolle Alkohol in den Unterkünften spiele. Dass in den Unterkünften Alkohol getrunken werde, bestätigte der Sozialpädagoge. Ein bis zwei Personen hätten ein "kleines Alkoholproblem". Insgesamt seit der Alkoholkonsum dort aber "kein großes Thema". Es sei allerdings "ein Abbild der Gesellschaft", so Eisenmann.

Die Offene Jugendarbeit Haimhausen tue aber alles, um den Asylbewerbern die Integration in der Gemeinde zu erleichtern. So gebe es zweimal pro Woche ein gemeinsames Sportangebot vom Jugendzentrum. Daran hätten bislang immer 20 bis 25 Personen aus dem Ampercampus teilgenommen - einmal sogar 40. Jetzt gebe es allerdings ein Problem. Die BIS, in deren Halle die Flüchtlinge gesportelt hatten, habe den Vertrag über die Hallennutzung nicht mehr verlängert. Eisenmann appellierte deshalb an die Mitglieder des Ausschusses, bei der Suche nach Hallensportplätzen zu helfen. Die Bitte stieß auf wohlwollende Resonanz. Das Thema soll demnächst bei einem Treffen mit den BIS-Verantwortlichen angesprochen werden.

In seinem Bericht hob Eisenmann weiter die Wichtigkeit von gemeinsamen Aktivitäten mit den Asylbewerbern hervor. So zum Beispiel gemeinsame Ausflüge in das Alpenvorland zu einer Bergtour auf den Kofel oder zum Staffelsee und nach Landsberg, um zu sehen, dass es außer Haimhausen noch etwas andere gibt. Hier habe die Offene Jugendarbeit den Helferkreis mit Fahrzeugen und Personal unterstützt. Eisenmann weiß: "Die Ausflüge haben einen stabilisierenden Einfluss auf das Zusammenleben im Campus."

© SZ vom 23.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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