SZenario:Schöner Stress

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Die ersten Krüge sind gefüllt: Bürgermeister Franz Obesser und die Veranstalter stoßen auf das Indersdorfer Volksfest 2016 an. (Foto: Toni Heigl)

Die Bierprobe im Sudhaus der ehemaligen Klosterbrauerei gibt einen Vorgeschmack aufs Volksfest in Indersdorf

Von Robert Stocker, Markt Indersdorf

Wenn Gemeinderäte zu einem offiziellen Termin in fescher Tracht erscheinen, geht es in aller Regel um die Pflege des Brauchtums. Oder um Volksfeste. So wie am Freitagabend im Sudhaus der ehemaligen Klosterbrauerei in Indersdorf, in das Veranstalter Josef Schuster junior zur Bierprobe eingeladen hatte. Mit diesem Kleiderkodex kann sich nicht jeder anfreunden. CSU-Gemeinderat Philipp Blumenschein etwa trug unter einem schwarzen Sakko ein weißes T-Shirt mit der Aufschrift "Bier bewusst genießen - Die deutschen Brauer". Ob er dieses Motto bei der Bierprobe beherzigen wolle? "Ich halte es mit dem ehemaligen Ministerpräsidenten Günther Beckstein", erklärte Blumenschein augenzwinkernd. "Mit zwei Mass Bier kann man noch Auto fahren."

Das süffige Getränk spielt auf einem Volksfest natürlich eine zentrale Rolle. Der Preis für eine Mass Festbier ist mit 7,50 Euro heuer etwas höher als im vergangenen Jahr. "Ich habe bei den Vorbereitungen im Sudhaus schon etwas gekostet", gestand Schuster vor dem Anstich des ersten Fasses. "Und ich muss sagen, es ist heuer besonders süffig." Ein Lob für Braumeister René Schotz, dem Schuster ein großes Lebkuchenherz mit der Aufschrift "Du bist der Beste" schenkte. Jener Braumeister aus dem Hause Kappler übrigens, dem Brauereichef Wilhelm Wiedemann für eine mehrmonatige Weltreise mit auf den Weg gab: "Wenn mas Festbier für Indersdorf brauen, bist wieder da."

Anzapf-Profi Franz Obesser

Knapp zwei Jahre ist Indersdorfs Bürgermeister Franz Obesser (CSU) erst im Amt. Doch als Anzapf-Profi kann er jetzt schon gelten. Genau zwei Schläge brauchte er, um den Hahn in den Banzen zu treiben und den ersten Krug zu füllen. Zum Festbier wurde ein deftiger Schweinsbraten serviert, den Kochwirt-Küchenchef Daniel Michalke zubereitete. Josef Schuster junior feiert heuer ein Jubiläum. Seit zehn Jahren veranstaltet er jetzt schon das Volksfest in Indersdorf. Aus diesem Anlass gibt es auch ein neues Plakat, welches das Indersdorfer Volksfest bewirbt: Ein junger Bursch in einer Krachledernen umarmt mit einer Hand ein Madl im Dirndl und busselt es; mit der anderen Hand stemmt er eine Mass Bier. Treffender hätte man das Volksfest nicht charakterisieren können.

"Das Plakat ist gelungen, es hat Pep", lobt Hansjörg Christmann den Entwurf einer Künstlerin aus Altomünster. Der Altlandrat war schon von Berufs wegen 37 Jahre lang ein fleißiger Volksfestbesucher, natürlich auch auf dem Dachauer Volksfest. Er habe diese Besuche immer genossen. Im März verbrachte er einige Zeit in Spanien, Ende April wird er einige Tage in London sein. "Aber einmal werde ich aufs Indersdorfer Volksfest gehen", kündigte der Altlandrat an. Für Indersdorfs Bürgermeister Franz Obesser ist es mit einem Besuch natürlich nicht getan. Mindestens vier offizielle Termine hat er auf der Wiesn, zählt er auf, unter anderem beim Auftakt mit dem großen Festzug und beim Seniorennachmittag. Dreimal will er auch privat aufs Volksfest gehen. Da muss er in der Woche vom 29. April bis 8. Mai ein großes Pensum leisten. Ob das nicht ziemlich anstrengend sei? Obesser: "Nein, eigentlich ist es angenehm. Wenn das der ganze Stress wäre, wäre es schön."

© SZ vom 18.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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