Streitthema Startbahn:Wachsende Zuversicht bei Startbahngegnern

Lesezeit: 2 min

Die Reaktionen aus dem Landkreis Dachau auf die Versammlung mit Ministerpräsident Horst Seehofer in Attaching sind positiv

Hans Lingl, der Altbürgermeister von Röhrmoos, ist ohne Übertreibung gesagt, der Urheber des Dachauer Widerstands gegen eine Dritte Startbahn am Flughafen München. Er hat als Bürgermeister und Kreisrat der Freien Wähler die ersten großen politischen Debatten initiiert. Zu einem Zeitpunkt, als die CSU um den damaligen Landrat Hansjörg Christmann noch nicht wusste, ob und wie sie gegen oder für das Flughafenprojekt sein soll. Und eben dieser Flughafengegner Hans Lingl kehrt aufgeräumt, man kann schon sagen zuversichtlich von der zentralen Kundgebung mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Horst Seehofer (CSU) zurück. Lingls Prognose nach der Veranstaltung im Landkreis Freising lautet: "Die dritte Startbahn wird in nächster Zeit mit Sicherheit nicht gebaut."

Seine Zuversicht speist er aus "den mehrmaligen Zusicherungen Seehofers", dass ein solches Vorhaben nur dann realisiert würde, wenn die Anzahl der Flugbewegungen als entscheidendes Kriterium dafür sprächen. Seehofer habe aber klar zu erkennen gegeben, dass die Startbahnbefürworter zurzeit weit davon entfernt seien. Besonders gefallen hat Lingl an der Rede Seehofers dessen Bereitschaft, "die Argumente der Startbahngegner wirklich ernst zu nehmen und auch ernsthaft in eine Entscheidung einfließen zu lassen".

Auf die Frage, ob er vom bayerischen Ministerpräsidenten überrascht gewesen sei, sagte Lingl weiter: "Ich empfinde die Debatte seit Jahren so, dass die CSU sich dieses Paket nicht mehr aufladen will." Er fügte hinzu: "Auf keinen Fall vor den nächsten Landtagswahlen." Insgesamt zeigte sich Lingl von der Versammlung am Brennpunkt der Auseinandersetzung, dem Ort Attaching im Landkreis Freising, beeindruckt: "Sie war friedlich und in der Argumentation objektiv. Auch Roderich Zauscher, Dachauer Kreisvorsitzender des Bund Naturschutz, zeigt sich von den Äußerungen Seehofers kaum überrascht. Denn die Argumente für die dritte Startbahn seien immer dünner geworden, weil der Bedarf einfach nicht da sei. Die spürbare Distanz des Ministerpräsidenten zu diesem Projekt komme auch daher, dass sich Seehofer nach der Stimmung der Bürger richte. "Er hat Angst um die Wähler, das hat wohl bei ihm zur Vernunft geführt", glaubt der Kreisvorsitzende des Bund Naturschutz. Beim Donau-Ausbau, der Schritt um Schritt ad acta gelegt wurde, sei es ja ganz ähnlich gewesen.

Zauscher rechnet mit einem Moratorium, wenn keine neuen Bedarfszahlen auf den Tisch gelegt werden. "Ich gehe davon aus, dass die dritte Startbahn Geschichte ist." Wenn der bayerische Ministerpräsident die Startbahnpläne jetzt aufgebe, orientiere er sich im übrigen nur an den Realitäten, die der Bürgerentscheid in München geschaffen habe.

© SZ vom 30.10.2015 / we, sto - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: