Streit um die Kosten:Petershausen bekommt ein modernes Rathaus

Die CSU-Fraktion fordert die Sanierung des denkmalgeschützten Gebäudes, doch die Mehrheit beschließt das Neubauprojekt

Von Petra Schafflik, Petershausen

Wie viel Rathaus braucht Petershausen? Über diese Frage wurde im Gemeinderat jetzt erneut hitzig debattiert. Nicht zum ersten Mal, denn die Zukunft der Gemeindeverwaltung ist seit längerem ein Streitpunkt im Gremium. Das denkmalgeschützte Gebäude muss umfassend saniert werden, doch während die CSU für die Renovierung plädiert, wünscht sich Rathauschef Marcel Fath (FW) einen modernen Neubau. Den Ausschlag in der Diskussion gab jetzt ein Raumkonzept der Gemeindeverwaltung. Demnach lassen sich alle künftig einmal notwendigen Büros im sanierten Altbau nicht unterbringen.

Die Gemeinde wird deshalb nun mit einer Ausschreibung nach Interessenten suchen, die ein Rathaus errichten würden. Das entschied der Gemeinderat mehrheitlich, gegen den massiven Widerspruch der CSU. Auch Inge Dinauer (parteifrei) und Bernhard Franke (SPD) stimmten mit Nein. Wo sie künftig arbeiten werden, das interessierte auch die Rathausmitarbeiter, die in großer Zahl die Debatte verfolgten. Ihnen wie den Gemeinderäten erklärte Bürgermeister Fath, dass "ein modernes Rathausgeschehen mit einer Sanierung nicht umsetzbar ist." Denn momentan arbeiten in der Verwaltung 20 Mitarbeiter. Doch das vorgelegte Raumkonzept rechnet für die 6800-Einwohner-Gemeinde mittelfristig mit 10 000 Bürgern, wodurch auch die Belegschaft im Rathaus entsprechend aufgestockt werden müsse. Bei einer Sanierung des Altbaus könnten inklusive neu ausgebautem Dachgeschoss aber nur 28 Büros auf 692 Quadratmetern Fläche Platz finden, gebraucht würden mit Blick auf die Zukunft aber 32 Zimmer. Zudem könnten im Altbau serviceorientierte Angebote wie ein Warteraum vor dem Einwohnermeldeamt oder ein Trauungszimmer nicht realisiert werden.

Allerdings hagelte es im Rat Kritik an der Perspektive von 10000 Einwohnern. "Das wäre ja Wahnsinn, dieses Wachstum können wir uns gar nicht leisten", monierte Gerhard Weber (CSU). Widerspruch gab es auch gegen die Kalkulation, die großzügige Räume mit bis zu 20 Quadratmetern Fläche für Einzelbüros vorsieht. Diese Kritik teilt die SPD-Fraktion, die dennoch für einen Neubau plädiert. Schon aus Gründen der praktischen Umsetzung. Denn bei einer Sanierung müssten Container als Ausweich-Rathaus für die Umbauphase aufgestellt werden. Auch Jürgen Junghans (parteilos) argumentierte für den Neubau. "Wir sind eine moderne Gemeinde und haben eines der ältesten Rathäuser im Landkreis." Auch die Freien Wähler sind für den Neubau. Gerade habe ein Bewerber wieder abgesagt, weil ein attraktiver Arbeitsplatz nicht angeboten werden konnte, erklärte Andrea Stang (FW).

Doch ein Raumkonzept der Verwaltung als Entscheidungsgrundlage für ein Millionenprojekt mochten die Kritiker nicht akzeptieren. Bernhard Franke (SPD) plädierte dafür, auf Basis der auch im Altbau möglichen 692 Quadratmeter beide Varianten - Sanierung und Neubau - noch einmal auf Herz und Nieren zu prüfen. Denn für die Renovierung wurde bereits ein Betrag von 2,7 Millionen Euro berechnet, für einen Neubau gibt es keine belastbaren Zahlen. "Einen Neubau bekommen wir nicht unter fünf Millionen", warnte Weber, der aus seiner Arbeit im Landratsamt Erfahrung mit dem Bau öffentlicher Gebäude hat. Überhaupt werde das Pferd von hinten aufgezäumt, schimpfte Inge Dinauer (parteilos). "Wir haben noch gar kein Grundstück." Josef Gerer wies darauf hin, dass auch der Altbau als Denkmal nicht einfach sich selbst überlassen werden könne, sondern trotzdem renoviert werden müsse. Eine Entscheidung pro Neubau nannte er einen "Harakiri-Beschluss."

Trotzdem entschied eine Mehrheit von zwölf Gemeinderäten die Ausschreibung zur Interessensbekundung eines Rathausneubaus mit dem vorliegenden Raumprogramm. Und sie ermächtigte den Bürgermeister, einen Planer zu beauftragen. Vetos kamen von acht Gemeinderäten. Mehrheitlich abgelehnt wurde dann der Antrag von CSU-Gemeinderat Weber, das vorgelegte Raumprogramm noch einmal flächensparend optimieren zu lassen. Dennoch sagte Rathauschef Fath so eine Überprüfung im Zuge der Planung zu.

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