Intergration organisieren:Dachau soll eine interkulturelle Fachstelle bekommen

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Der Stadtrat möchte eine Anlaufstelle für Ehrenamtliche einrichten

Von Petra Schafflik, Dachau

Die Stadt Dachau soll eine interkulturelle Fachstelle bekommen, von der aus alle Aufgaben der Integration von Zuwanderern gesteuert werden sollen. Auch Ehrenamtliche sollen hier einen Ansprechpartner finden. Vorgeschlagen hatte diese Stelle die SPD-Fraktion. Gegen Bedenken vor allem finanzieller Art auf Seiten von CSU und FW setzten sich die Befürworter durch, ihre Argumente waren offenbar auch für die Zurückhaltenden so überzeugend, dass der Familien- und Sozialausschuss schließlich einstimmig die Empfehlung zur Schaffung dieser Stelle abgab.

Was der Stadt bislang fehlt, ist eine Koordination aller Aktivitäten, um Zuwanderer zu integrieren. "Wir haben keine Strategie und keine Steuerung", sagt Sonja Würschnitzer, die als Sozialpädagogin das Projekt Jugend und Integration betreut. Sie stellte das Konzept für die interkulturelle Fachstelle vor. "Wir sind da spät dran", sagte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) mit Blick auf die in Dachau lebenden Flüchtlinge. Derzeit sind es 246, doch die Zahl wird noch steigen, die Stadt hat ihre Kapazitäten längst nicht ausgeschöpft. Die Stadträte waren sich einig, dass das Thema Integration ein größeres Augenmerk verdient. Schwer taten sich CSU und Freie Wähler aber damit, eine weitere Stelle in der Stadtverwaltung zu befürworten. Damit stand die Frage im Raum, wie viel sich Dachau Integration kosten lassen will. "Nicht schon wieder eine Stellenmehrung", sagte Claus Weber (FW). Möglicherweise könnten integrative Aufgaben auch im neuen Amt IV geleistet werden, in dem demnächst die sozialen Fachbereiche innerhalb der Stadtverwaltung neu organisiert werden, regte Elisabeth Zimmermann (CSU) an.

CSU und FW wollten sich die Personalkosten gerne sparen

Dort würden die Kapazitäten für die Fülle an Aufgaben gerade in der Koordination nicht ausreichen, erwiderte Hauptamtsleiter Josef Hermann. Dann sei zu klären, ob es staatliche Fördermittel gebe, so Zimmermann. Integrationsreferent Horst Ullmann (Bürger für Dachau) gab sich unentschieden: In der Stadtverwaltung fehle definitiv ein Ansprechpartner, "aber wir wollen alle sparen."

"Können wir es uns leisten, nichts zu tun?", fragte Hartmann. Mit der SPD plädierte auch die ÜB für die Stelle, unabhängig von möglichen Fördergeldern. "Sonst werden uns die Kosten auf andere Weise einholen", mahnte Sylvia Neumeier (SPD). "Viele Organisationen stehen mit Projekten in den Startlöchern und suchen dringen Unterstützung", sagte Ingrid Sedlbauer (ÜB). Ohne Anlaufstelle bei der Stadt würden engagierte Bürger ihr Engagement bald desillusioniert zurückfahren. Eine interkulturelle Fachstelle würde Personalkosten von etwa 50 000 Euro jährlich verursachen, eine Förderung sei unwahrscheinlich, erklärte schließlich Jugendamtsleiter Markus Högg.

Unstrittig war, dass die Stadt mehr tun muss in Sachen Integration. Wo Ehrenamtliche, Vereine und Organisationen bereits aus Eigeninitiative aktiv sind, brauche es dringend Koordination, Transparenz, strategische Steuerung, erklärte Sonja Würschnitzer, deren Arbeit bislang ausschließlich auf Jugendliche ausgerichtet ist. Auch gelte es, die Stadtverwaltung zu sensibilisieren. Ziel sei ein gleichberechtigter Zugang aller Bürger zu allen Angeboten der Stadt. Wichtig sei ein Dialog mit den Beteiligten, ein Engagement "nicht für, sondern mit den Zuwanderern". Das Konzept der Integrationsstelle "schaut theoretisch aus, aber natürlich wird die Arbeit vor allem praktisch sein", erklärte Hartmann. Wichtig sei, "dass sich auch im Erwachsenenbereich etwas bewegt", sagte Christa Keimerl (SPD). Zimmermann räumte ein, "dass wir so etwas irgendwie brauchen". Bevor der für den Personalplan zuständige Haupt- und Finanzausschuss über die Integrationsstelle entscheidet, sollen staatliche Fördermöglichkeiten geprüft werden.

© SZ vom 09.04.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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