Sportlerehrung:Die Titelsammler

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Die Stadt Dachau ehrt 179 erfolgreiche Sportler. Die Athleten betreiben ihr Hobby mit großer Leidenschaft und ausgezeichneten Platzierungen. Taekwondo-Trainer Demirhan Aydin erhält für sein langjähriges ehrenamtliches Engagement die Silberne Bürgermedaille

Von FELIX WENDLER, Dachau

Wie bekommt man 179 Leute gleichzeitig auf eine Bühne? Eine der großen Fragen bei der diesjährigen Sportlerehrung im Ludwig-Thoma-Haus. Die Antwort: gar nicht. So musste sich dann für das gemeinsame Gruppenbild ein Teil der Sportler vor der Bühne aufreihen. Die Platzprobleme waren jedoch zu verkraften - bestätigten sie doch das, was der Dachauer Sportreferent Günther Dietz in seiner Begrüßungsrede sagte: "Dachau ist eine Sportstadt."

An diesem Abend zeigte sich vor allem die Vielfalt der Sportarten, die in Dachau, mit teilweise nationalem oder gar internationalem Erfolg, betrieben werden. Wer hätte zum Beispiel gewusst, dass Dachau mit den Brüdern Manuel und Benjamin Ringlstetter zwei Beach-Tennisspieler besitzt, die gute Platzierungen bei den Weltmeisterschaften vorweisen können? Auch die Aquaball-Abteilung des Schwimmvereins Dachau errang in diesem Jahr mehrere bayerische und deutsche Meistertitel.

Die schnellste Sprinterin Bayerns ist Marina Scherzl vom ASV Dachau. (Foto: Toni Heigl)

Während der Normalbürger manchmal schon Probleme auf dem Zweirad hat, vollführen einige Mitglieder des ASV Dachau auf einem Rad wahre Kunststücke. Die 15-jährige Svenja Stronzik wurde in diesem Jahr in den Niederlanden Vizeeuropameisterin in der Großgruppe und der Einzelkür. Seit etwa sechs Jahren trainiert Svenja auf dem Einrad. Momentan leider nur noch einmal die Woche, weil zu wenige Hallenzeiten verfügbar sind, erzählt die Schülerin. Die Taekwondo-Abteilung des TSV 1865 Dachau konnte an diesem Abend gleich mehrere Preise einheimsen. Zunächst überreichte Oberbürgermeister Florian Hartmann (SPD) dem Trainer Demirhan Aydin mit der Silbernen Bürgermedaille eine ganz besondere Auszeichnung. Seit fast zehn Jahren macht sich Aydin um die Erfolge der Taekwondoka verdient und steckt einen großen Teil seiner Freizeit in die Arbeit als Wettkampftrainer. Dass diese Auszeichnung nicht von ungefähr kommt, zeigen die Titel seiner Sportler. Tochter Ela wurde auch in diesem Jahr Vizeeuropameisterin in der Klasse bis 53 Kilogramm.

Nur Arayan krönte sich in Budapest zur Europameisterin im Taekwondo. (Foto: Toni Heigl)

Ein weiteres Aushängeschild ist die erst zwölfjährige Nur Arayan. Das schmächtig wirkende Mädchen würde man auf den ersten Blick nicht unbedingt mit einem Kampfsport in Verbindung bringen. Hier verbirgt sich eine besondere Geschichte. Erst vor zwei Jahren begann Nur, die lediglich zu Besuch in Dachau war, mit dem Taekwondo. Sie lebt mit ihrer Familie in Günzburg. Fast jeden Tag wird sie nach Dachau zum Training gefahren, erzählt die Mutter. 110 Kilometer hin, 110 Kilometer zurück. Ein enormer Aufwand, den die Familie aber gerne betreibt - und der sich auszahlt. Im vergangenen Monat gewann die Realschülerin den Europameistertitel in der Klasse bis 29 Kilogramm. Die EM fand im ungarischen Budapest statt. Solche Fahrten gehören für die Familie mittlerweile dazu. Eigentlich hätte Nachwuchshoffnung Nur sogar bei der Weltmeisterschaft in Ägypten antreten sollen - der deutsche Verband sagte jedoch seine Teilnahme aus Sicherheitsgründen ab. Zukünftige Olympia-Ambitionen? Durchaus vorhanden.

Johannes Schinnagel vom Dachauer Radsportverein Forice 89 ist bayerischer Straßenmeister. (Foto: Toni Heigl)

Von ambitionierten Hobbysportlern bis hin zu fast professionellen Athleten wurden an diesem Abend ganz unterschiedliche Sportler geehrt. Darunter viele Jugendliche, die über den Schulsport oder Probetrainings zu einer bestimmten Disziplin kamen. Dazu gehört zum Beispiel Marina Scherzl, bayerische Meisterin im 100- und 200-Meter-Lauf. Ein engagierter Lehrer empfahl ihr vor ein paar Jahren, doch mal die Sprintdisziplin auszuprobieren. Heute trainiert die 18-Jährige viermal die Woche und läuft 100 Meter in zwölf Sekunden. Eben jene Förderer, Betreuer und Trainer haben einen großen Anteil am Erfolg der Dachauer Sportler, hob Hartmann in seinem Dankwort hervor.

Svenja Stronzik wurde mit dem Einrad in gleich zwei Disziplinen Vizeeuropameisterin. (Foto: Toni Heigl)

Viele bekannte Erfolgsgaranten und Titelsammler gaben sich an diesem Abend die Ehre: der Schwimmverein Dachau um den Tausendsassa Uwe Böer, der international erfolgreiche Billardverein oder die wie immer zahlreich vertretenen Volleyballer des ASV Dachau. Gemeinsam haben alle, dass der Sport einen wichtigen Teil ihres Lebens ausmacht.

Für manche ist er sogar der Lebensmittelpunkt. Der 21-jährige Johannes Schinnagel ist bayerischer Straßenmeister im Radrennen. An sechs Tagen die Woche, zwei- bis dreimal täglich, trainiert er für sein Ziel, die Leidenschaft zum Beruf zu machen. In diesem Sommer ist er die U 23 Tour de France gefahren. Mit der WM 2018 in Innsbruck hat Schinnagel sein nächstes Ziel schon ins Auge gefasst. Die kommenden beiden Jahren entscheiden, ob er sich als Profi im Radsport etablieren kann.

Ziele und Träume wie der von Schinnagel sind es, die den Sport ausmachen. An diesem Abend in Dachau lernte man viele davon kennen.

© SZ vom 30.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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