Sozialraumanalyse:Brennpunkt Weichs

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Immer mehr Kinder im nördlichen Landkreis benötigen erzieherische Hilfen. Jetzt wollen Kreispolitiker die Gründe erörtern

Von Robert Stocker, Dachau

Nicht nur in der Stadt, auch auf dem Land brauchen viele Jugendliche erzieherische Hilfen. Das zeigt die Sozialraumanalyse für den Landkreis Dachau, die jetzt für die Jahre 2014 bis 2016 erstellt worden ist. Der Landkreis liegt bei den Leistungen der Jugendhilfe leicht über dem bayerischen Gesamtdurchschnitt. In 836 Fällen leistete das Jugendamt erzieherische Hilfen. Auffällig sind die relativ hohen Zahlen in Gemeinden wie Weichs, Schwabhausen oder Röhrmoos. Dort haben die Jugendhilfeleistungen im Vergleich zum Zeitraum 2011 bis 2013 zugenommen, in Markt Indersdorf nahmen sie ab. Anhand der Analyse entscheidet der Landkreis, ob er Jugendsozialarbeit an den Schulen fördert.

Für die Sozialraumanalyse, die das Münchner Büro SGS erstellt hat, werden mehrere Daten erhoben. Dazu gehören erzieherische Hilfen, Jugendkriminalität, Scheidungen und die Zahl der Kinder von Alleinerziehenden. Eine Rolle spielen auch die Inanspruchnahme von Sozialleistungen, Arbeitslosigkeit, Wohnsituation und Einkommen. Die Erhebung hat nun gezeigt, dass die Zahl der Jugendhilfeleistungen in Weichs, Markt Indersdorf und Altomünster über dem bayerischen Durchschnitt liegt. Im Vergleich zur Sozialraumanalyse 2014 bis 2016 ist der Bedarf in Weichs, Schwabhausen, Röhrmoos und Hebertshausen gestiegen. Der Anteil von Sozialhilfeempfängern an der Einwohnerzahl ist in Karlsfeld, Dachau und Weichs am höchsten. Die Übertrittsquote an Mittelschulen beträgt im Landkreis Dachau 34,4 Prozent, an die Realschulen 26,2 Prozent und an die Gymnasien 37,2 Prozent. In Oberbayern beträgt die gymnasiale Übertrittsquote 43,7 Prozent, in München 60,6 Prozent.

Bei all diesen Zahlen spiele auch die Zuwanderung eine Rolle, erklärte Christian Rindsfüßer vom Büro SGS im Jugendhilfeausschuss. Dabei gehe es nicht nur um Flüchtlinge, sondern auch um Zuwanderer aus der EU. Aus der Analyse gehe hervor, dass viele Kinder in Weichs sozialpädagogische Unterstützung brauchen. Familien aus der Großstadt zögen immer weiter raus auf das Land. Warum in Weichs besonders viele Kinder erzieherische Hilfe brauchen, sei aus dem Stand nicht zu erklären. "Das müssen die Experten an Ort und Stelle tun", so Rindsfüßer. Die Analyse sei nur eine Arbeitsgrundlage.

Landrat Stefan Löwl (CSU) wies darauf hin, dass die Jugendhilfeleistungen nach oben gingen, obwohl der Landkreis eine prosperierende Gegend sei. "Die Schere geht auseinander", stellte Löwl fest. Bezirkstagspräsident und Kreisrat Josef Mederer (CSU) fragte nach den Gründen für die Entwicklung. "Wir müssen sie herausarbeiten, um reagieren zu können." Für Gerhard Weber, Haupttabteilungsleiter am Landratsamt, lassen die Zahl der Alleinerziehenden in einer Gemeinde oder massiver Geschosswohnungsbau keinen Rückschluss auf die Situation an den Schulen zu. Mederer will in der nächsten Sitzung auf jeden Fall über die Gründe für die Entwicklung reden. Die aktuelle Sozialraumanalyse ist von diesem Dienstag an im Internet unter www.landratsamt-Dachau.de einzusehen.

© SZ vom 20.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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