Soziales Engagement:Fürsprecherin der Familien

Lesezeit: 2 min

Koordiniert den Fachdienst für Familien: Maria Beyer-Dick. (Foto: Toni Heigl)

Seit 25 Jahren unterstützt Maria Beyer-Dick im Caritas-Fachdienst Eltern in Notfällen und hilft ihnen durch den Alltag

Von Petra Schafflik, Dachau

Eine junge Mutter erleidet einen Schlaganfall, nur mit einer langwierigen Therapie und Reha-Behandlung findet sie zurück in den Alltag. Ihr Ehemann, gerade neu in die Selbständigkeit gestartet, steht plötzlich mit drei Kleinkindern alleine da. Angehörige oder Verwandte, die unterstützen könnten, gibt es nicht. Nur weil eine Familienhelferin der Caritas sofort einspringt, gerät das System nicht aus den Fugen: Der Vater kann weiter seinen noch jungen Betrieb führen, während zu Hause alles wie gewohnt weiter läuft.

"Sechs Monate war ich dort tätig, Baby versorgen, Älteste in den Kindergarten bringen, mit dem Kleinkind in die Spielgruppe, dazu kochen, waschen, einkaufen - das ganze Programm." An ihren ersten Einsatz als Familienhelferin im Landkreis erinnert sich Maria Beyer-Dick noch genau. Heute, 25 Jahre und viele Weiterbildungen später, koordiniert die 55-Jährige als Leiterin diesen speziellen Fachdienst für Familien. Zudem baute sie das innovative "Haushalts-Organisations-Training" auf. Weil sie in engem Kontakt mit den Familien im Landkreis ist, weiß sie, wie wichtig für Eltern wie Kinder die bedarfsgerechte Unterstützung in Krisen ist. "Eine Hilfe, die zur Kernkompetenz der Caritas zählt.

Ein wenig ist es wohl auch Maria Beyer-Dick und ihrer Überzeugungskraft zu verdanken, wenn Familien im Landkreis bei der Caritas um eine Familienhelferin nachfragen können. Dieser Dienst arbeitet seit jeher defizitär, die finanziellen Leistungen der Krankenkassen decken die Personalausgaben für qualifizierte Kräfte nicht. Nur weil auch Spenden und Kirchensteuer-Gelder einfließen, kann die Caritas den dringend benötigten Dienst anbieten. Keine Selbstverständlichkeit, immer wieder stand dieses Angebot auf der Streichliste, in anderen Landkreisen zog sich die Caritas längst aus diesem Arbeitsfeld zurück. Doch Maria Beyer-Dick hat sich immer für die Familienhilfe eingesetzt. "Ohne diesen Dienst verliert die Caritas ihr Gesicht."

Auch wenn der Begriff "Familienhilfe" altmodisch erscheinen mag, ist das Konzept aktuell, "der Bedarf steigt, wir können leider nur um die 40 Prozent der Anfragen abdecken". Die Nachfrage wächst, weil junge Familien in den Landkreis zuziehen, die nicht auf die Hilfe von Angehörigen setzen können. Auch leiden mehr Eltern an Krebs oder psychischen Erkrankungen. Und Familien stehen unter Druck, weil Mütter rascher zurückkehren in den Beruf, teure Wohnungen das Budget der Familien belasten, enge Wohnverhältnisse Spannungen erzeugen. "Solange das System Familie nach Plan abläuft, funktioniert alles. Doch jede Krise, jede längere Erkrankung bringt diesen Alltag an seine Grenzen."

Weil manche Eltern nicht nur akut Hilfe brauchen, beteiligte sich Beyer-Dick vor zehn Jahren an der Konzeption eines neuartigen "Haushalts-Organisations-Trainings" (HOT). Das setzt an, wo Eltern alle Grundlagen fehlen, um Haushalt und Kindererziehung zu meistern. Junge Frauen und Männer würden oft im Elternhaus nicht mehr in den Haushalt einbezogen. "Bei einigen jungen Leuten fehlen deswegen jegliche Kenntnisse zur Haushaltsführung." Präventiv setzt hier HOT an mit dem Ziel, auf lange Sicht eine drohende Vernachlässigung der Kinder zu verhindern. Das spezielle Training ist ein großer Erfolg, wird wegen des großen Bedarfs nun ausgebaut. Doch HOT ist nur ein Tropfen auf dem heißen Stein. Nach wie vor ungelöst ist die Frage: "Wie kommen Basics und Kernkompetenzen in junge Familien?"

Mit Maria Beyer-Dick, die in ihrer 25-jährigen Dienstzeit bei der Caritas an die 1000 Familien im Landkreis betreut hat, haben Eltern und Kinder eine engagierte Fürsprecherin. Eine Interessensvertreterin, die aus ihrer langjährigen Erfahrung auch genau weiß, was Väter und Mütter in einer Zeit ständig wachsender Anforderungen brauchen: "Familien vermissen am meisten Zuspruch und Wertschätzung, und zwar unabhängig vom Modell, das sie leben."

© SZ vom 26.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: