Sie schaffen es wieder:Narren unter sich

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Der Kulturkreis in Haimhausen wagt sich diesmal an den Sommernachtstraum von Shakespeare. Die ersten Proben unter der Leitung von Sarah Kohrs versprechen ein wunderbar selbstironisches Spektakel über die Liebe

Von Wolfgang Eitler, Haimhausen

Das Besondere an der Schauspielgruppe des Kulturkreises in Haimhausen ist bisher stets ihr Mut zur Selbstironie gewesen, also zu einem Humor, der nicht auf Kosten von anderen geht, sondern von einem selbst. Das war bei der Bairischen Rocky-Horror-Show so, bei der die fast gleichnamige Filmvorlage zu der Geschichte eines anarchischen Seniorenheims mutierte. Nicht anders beim Musical "Nonnsense" über Ordensschwestern in Finanznot. Oder auch in der Jacques-Offenbach-Adaption des Pariser Lebens. Für die Premiere am Freitag, 19. Juni, 20 Uhr, für die man sich so schnell wie möglich Karten besorgen sollte, darf die Prognose mit einer gewissen Erleichterung gewagt werden: Sie schaffen es wieder.

Vermutlich sogar noch tief- und hintergründiger als in allen Stücken vorher. Vermutlich auch mit einem gewachsenen Sinn für den Fluch der Lächerlichkeit, um mit Wedekind zu sprechen, der einen in Liebesdingen ganz besonders hart und ziemlich entlarvend treffen kann. Denn der Kulturkreis Haimhausen hat sich Shakespeares "Sommernachtstraum" ausgewählt.

Willy Kramer würde ja gerne als nicht mehr ganz so juveniler Lysander gelten, wenn das Kreuz bloß halten würde. Deswegen nimmt er die Ermahnung seiner Geliebten Hermia erleichtert entgegen, doch eine gewisse Lücke beim ersten gemeinsamen Nachtlager auf der Flucht einzuhalten. Eine Szene, über die Regisseurin Sarah Kohrs herzlich lachen kann. "Immer wieder", sagt sie. Das Publikum sicher auch, denn Kramer und Gabriele Heigl entgehen in lässigen Gesten der Gefahr einer Klamotte.

Regisseurin Kohrs ist von den Laienschauspielern begeistert, "weil sie es wagen, aus sich einen Narren zu machen". Gepaart mit "großer Leidenschaft" kann wirklich etwas Schönes und Neues entstehen, auch wenn die Geschichte der Elfen, der Liebestropfen, welche die falschen Personen bekommen, und all der komödiantischen Verwechslungen eine alte ist.

Die 41-jährige Sarah Kohrs kennt sich im Musiktheater aus und wird schon bald die Csardasfürstin inszenieren. Außerdem hat sie sehr viel Erfahrung mit dem Genre des Freilichttheaters. Beides kommt ihr für Haimhausen zugute. Denn der Hanielsche Stadl ist so groß und weitläufig, dass man sich als Regisseurin mit der Akustik eines solchen Raums genau auskennen muss. Sarah Kohrs sagt: "Er ist wunderbar." Und für die Inszenierung ideal.

Die Bühne hat sich in ihrem ganzen Volumen in einen stilisierten Wald verwandelt, auf den die Schauspielerinnen und Schauspieler ab und an klettern müssen. Nun sind sie alle nicht mehr die jüngsten, aber wie Heike Schiebel als Puck sich turnerisch-akrobatisch aufschwingt, beeindruckt schon bei der ersten gemeinsamen Probe. Deswegen sagt Regisseurin Kohrs, dass sie erstaunt sei, wie versiert die Haimhausener Schauspielergruppe sei. "Hier ist es ja nicht so, dass man bei Null anfängt."

Auch bei den beiden jungen Schauspielern nicht. Wenn Stephan Leitmeier, der in Freising wohnt, auf das Liebeswerben von Titania (Maria-Leen Varpio) genau so hilflos und gleichzeitig geschmeichelt antwortet, wie bei den ersten Proben, dann wird diese Szene zu einem der Höhepunkte: "Das nenne ich eine angemessene Reaktion auf mich." Leitmeier spielt den Zettl, der am liebsten alle Rollen beim Schauspiel für die Hochzeit eines Haimhausener Großbauern spielen wollte. Und eine Wand darzustellen, wie es Marlene Reiser gelingt, muss man erst mal können.

Dieses Theaterstück wird auf jeden Fall eine Werbung für den Nachwuchs, den es im Landkreis gibt und der sich über eigene Gemeindegrenzen hinweg mal nach Haimhausen wagen sollte. Das findet auch Sarah Kohrs, die von der dortigen Leidenschaft für das Theater begeistert ist. Es spielt ja auch fast die ganze Gemeinde mit, weil neben dem engeren Kreis noch der Chor Stimmbruch hinzukommt, und auch die Blaskapelle ihren großen Auftritt hat, wenn sie zu Beginn in den Stadl einziehen wird. Und weil die Haimhausener eine romantische Ader haben, stammen die Lieder für den Sommernachtstraum aus dem Musical "Hair". Sarah Kohrs betont, nicht als Widerpart oder Persiflage, sondern zur "idealen Ergänzung".

Premiere des Haimhausener Sommernachtstraums ist am Freitag, 19. Juni, 20 Uhr. Weitere Vorstellungen: Samstag, 20. Juni, Sonntag, 21. Juni, Freitag, 26. Juni, Samstag, 27. Juni, Sonntag, 28. Juni, Freitag, 3. Juli, Samstag, 4. Juli. Die Aufführungen freitags und samstags beginnen um 20 Uhr; sonntags um 19 Uhr. Vorverkauf: www.haimhauser-sommernachtstraum.de. Karten 22 Euro..

© SZ vom 23.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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