Serie: "Reine Sache - Bier im Landkreis":Tradition schmeckt

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Fünf Brauereien im Landkreis trotzen der internationalen Konkurrenz. Sie sehen sich nicht nur als Wahrer des Reinheitsgebots, sondern auch als Unternehmen mit Sinn für Innovationen

Von Tobias Roeske, Dachau

Die Spuren der Braukunst im Landkreis Dachau reichen zurück bis ins späte Mittelalter. Wegen Klimaveränderungen, Getreideknappheit und der beiden Weltkriege konnten sich viele Klosterbrauereien und Privatbrauereien nicht mehr halten. Trotzdem haben vier aus Altomünster, Haimhausen und Odelzhausen überlebt. In Markt Indersdorf ist eine fünfte hinzu gekommen. Aber wie können sie wirtschaftlich bestehen, wenn die Konkurrenz der Konzerne zusehends größer und dominanter wird? Die Antwort lautet unisono: durch Qualität. Und durch regionales Brauen mit Tradition.

Weibliche Führung

Die Schlossbrauerei in Haimhausen braut seit mehr als 400 Jahren Bier und ist laut Geschäftsführerin Monika Haniel seit mehr als 120 Jahren im Besitz der Familie. Als erster weiblicher Chef übernahm Haniel vor vier Jahren die Leitung der Brauerei. Seitdem hat sich bei der Brauerei einiges getan: "Natürlich hatten wir mit den gleichen Problemen zu kämpfen wie auch viele andere Brauereien. Aber gerade die neun Gaststätten, die zu unserer Brauerei gehören, helfen uns inzwischen sehr." Zusätzlich hat sie den Direktverkauf an der Brauerei, den Heimlieferservice und die Werbung vorangetrieben.

4 500 Hektoliter Bier werden jährlich gebraut. Neben dem klassischen Hellen verkauft die Brauerei ein Exportbier, ein dunkles und ein helles Weißbier, sowie ein dunkles und helles Kellerbier und ein Pils. Haniel setzt alles auf die Gaststätten und auf den Direktverkauf: "In Getränkemärkten ist unser Bier eigentlich nicht zu finden." Dort herrsche ein großer Preiskampf, auf den Haniel bewusst verzichtet. "Wir brauen unser Bier im Gegensatz zu den industriellen Brauereien noch per Hand", sagt Haniel. Das mache das Besondere und den Reiz ihres Bieres aus.

Bier und Bräustüberl

Eine zweite Schlossbrauerei gibt es in Odelzhausen. Seit dem Jahr 1450 wird dort unter dem Motto "Bier braucht Heimat" gebraut. Braumeister Hans Eser verfolgt eine ähnliche Strategie wie die Haimhausener Schlossbrauerei: "Die beste Werbung - und damit ein wichtiger Baustein zum Überleben - ist das eigene, am besten selbstgeführte Bräustüberl direkt bei der Brauerei." Laut Eser stellt die Brauerei jährlich ungefähr 1 300 Hektoliter Bier her. Neben den gängigen Sorten wie einem traditionellen Hellen, einem traditionellen naturtrüben Hellen und einem dunklen Naturtrüben, gibt es auch ein Spezialbier: den Operator - einen dunklen Doppelbock, der erstmalig zur Eröffnung des Münchner Nationaltheaters im Jahr 1963 gebraut wurde. Die Brauerei hatte damals wirtschaftliche Probleme. Doch ein Verein, der sich für den Wiederaufbau des Nationaltheaters einsetzte, beauftragte die Brauerei mit der Herstellung eines Festbieres für die Eröffnungsfeier. Der Operator war ein großer Erfolg, und die Brauerei konnte weiterhin bestehen.

Qualität zählt

In Altomünster haben sich gleich zwei Brauereien halten können: Die eine nennt sich Maierbräu, die andere ist der Kapplerbräu. Im Jahr 1707 erbaute Johann Kappler die Brauerei mit angrenzendem Wirtshaus und gab ihr seinen Namen. "Als kleine familiengeführte Privatbrauerei setzen wir auf Klasse statt auf Masse", erklärt der jetzige Geschäftsführer Wilhelm Wiedemann. "Wir lieben unsere große Brautradition und brauen deshalb handwerklich, aber dennoch mit modernster Technik nach dem deutschen Reinheitsgebot." Neben einem Export-Hellen, einem Hefeweizen, einem leichten Weißbier und einem Pils, stellt die Brauerei ein dunkles "Zunftbier" her - gebraut nach der Altomünsterer Bierbrauerzunftordnung von 1658. "Klein, aber fein und traditionsbewusst ist unser Konzept", sagt Wiedemann. Für die Herstellung der Biere benutzen sie ausschließlich bayerisches Braumalz und Hopfen aus der Hallertau.

Der große Bruder

Mit ungefähr 15 000 Hektoliter gebrautem Bier ist der Maierbräu in Altomünster die größte und umsatzstärkste Brauerei im Landkreis.

Im Jahr 1886 erwarb Franz Xaver Maier die Brauerei inklusive Gasthof, die er 1902 an seinen Sohn Jakob Maier weitergab. Der baute sie aus und belieferte schon bald Gasthäuser in München. Inzwischen beschäftigt die Brauerei ungefähr 30 Mitarbeiter und beliefert mehr als 200 Kunden - hauptsächlich in der Gastronomie ist das Maierbräu-Bier beliebt. Zusätzlich gibt es eine Reihe an Spezialbieren, beispielsweise das naturtrübe Zwickelbier "Anno 1658". Es wurde erstmals 2008 zum 350. Jahrestag der Brauerzunft Altomünster hergestellt.

Der Hobbybrauer

Der Tobiasbräu in Markt Indersdorf ist die jüngste Brauerei im Landkreis Dachau. Braumeister Tobias Socher hat sie im Jahr 2007 gegründet. "Im Jahr 2002 hat die ortsansässige Klosterbrauerei zu gemacht. Das fand ich schade und gründete 2007 den Tobiasbräu", sagt Socher. Er mache das Ganze auch nur nebenberuflich. "Ich mache das hauptsächlich aus Spaß am Brauen. Und ein bisschen was verdient man ja dann doch dabei." 150 bis 200 Hektoliter Bier stellt er jährlich her, helles Vollbier, eine naturtrübe Hofmärzen und ein dunkles Exportbier. Saisonal zur Fastenzeit gibt es einen Doppelbock: den Quirinator.

© SZ vom 18.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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