Schwimmkurs für Flüchtlinge:Sicher im Wasser

Lesezeit: 2 min

Die Schwimmtrainer Hermann Bendl, Hellen Müller, Ursula Bendl, Oxana Fischer, Erika Anzenberger, Seydou Sane mit Flüchtlingskindern. (Foto: oh)

Helfer bringen Flüchtlingskindern Schwimmen bei

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Aus Badespaß kann schnell tödlicher Ernst werden. Um das zu verhindern, haben die Asylhelfer in Karlsfeld sich um Schwimmkurse für Flüchtlinge bemüht. Denn viele von ihnen konnten nicht schwimmen, und die Gefahr, dass einer von ihnen im Karlsfelder See oder dem Waldschwaigsee untergeht, war relativ hoch. Zwar sind die beiden Gewässer "im Uferbereich seicht, doch nach etwa sechs oder sieben Metern geht es plötzlich tief hinunter", erklärt Ursula Bendl von der Deutsche Lebensrettungsgesellschaft (DLRG) in Karlsfeld. Zusammen mit Oxana Fischer, Erika Anzenberger und Hellen Müller hat sie in den vergangenen Monaten acht Flüchtlingskindern aus Afghanistan, Pakistan, Mali und Senegal das Brustschwimmen beigebracht. "Es war sehr unterhaltsam", sagt Bendl. "Die Kinder sind unglaublich lebendig. Flöhe hüten, wäre manchmal leichter gewesen." Sie lacht.

Anfangs war die Verständigung nicht so leicht, die Kinder konnten kaum deutsch, doch "das haben sie schnell gelernt", sagt Bendl. Trotzdem hatten die Rettungsschwimmer manchmal ein wenig zu kämpfen, denn die Sieben- bis Zwölfjährigen hatten auch andere Ideen im Kopf als ihre Schwimmlehrer. Herumblödeln und planschen ist eben lustiger als trockene Schwimmübungen. Doch bevor die Lehrer ärgerlich werden konnten, haben die Kleinen so getan, als ob sie nichts verstünden.

"Zwei, drei Kinder waren anfangs sehr, sehr ängstlich", erzählt Bendl. "Sie haben sich richtig an uns festgeklammert, so dass wir nach dem Kurs blaue Flecken hatten." Doch den Rettungsschwimmern ist es gelungen, die Kinder trotz allem ins seichte Wasser zu locken. "Viel Geduld und gutes Zureden hat geholfen", sagt Bendl. Spielerisch zeigten die DLRGler ihnen, wie man schwimmt, gaben ihnen Zutrauen, damit sie sich aufs Wasser legen und übten mit ihnen die Bewegungen - anfangs mit Gurt und Brett, später ohne. "Es hat sie schon viel Überwindung gekostet", erinnert sich Bendl. Und weil die Kinder so viel Betreuung brauchten, waren die Lehrer immer mindestens zu zweit. "Wenn einer von uns fehlte, haben die Kleinen sofort nachgefragt, wo derjenige ist", sagt Bendl. "Sie hatten uns alle ins Herz geschlossen. Wir wurden auch jedes Mal freudestrahlend begrüßt." Umso trauriger sind die Sieben- bis Zwölfjährigen jetzt, dass der Kurs vorbei ist. Alle haben das Seepferdchen geschafft, können dementsprechend recht gut schwimmen, etwas tauchen und auch ins Wasser springen. Die anfängliche Furcht vor tiefem Wasser ist Vergangenheit.

Aber nicht nur die Kinder erinnern sich gerne an den Kurs, auch die Rettungsschwimmer sind begeistert. Nach dreijähriger Pause wollen sie demnächst wieder einen Kurs anbieten - diesmal für alle.

© SZ vom 28.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: