Schwabhausen:Schmerzmittel im Boden

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Landesarbeitskreis Umwelt diskutiert über Gewässerschutz

Erosion, begradigte und verbaute Flüsse, Phosphor, Ammoniak oder Nitrat im Wasser, dazu Medikamentenrückstände und Hormone - es gibt viele Ursachen, warum viele Gewässer und Grundwasserkörper in Bayern vom guten Zustand ein ganzes Stück entfernt sind. Der Landesarbeitskreis Umwelt der Freien Wähler, geleitet vom Landtagsabgeordneten Benno Zierer, hat bei seinem Treffen in Rumeltshausen im Landkreis Dachau darüber gesprochen, wie Bayern die Vorgaben der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) einhalten kann.

Eine fachkundige Einführung in das Thema aus der Sicht eines Praktikers lieferte Bernd Horst aus Harburg im Kreis Donau-Ries. Als Bereichsleiter Gewässerüberwachung am Wasserwirtschaftsamt Donauwörth ist er für die Umsetzung der WRRL zuständig. Die EU-Richtlinie ist seit 2000 in Kraft und sollte eigentlich bis 2015 umgesetzt sein. Doch die Daten der Wasserwirtschaftsämter weisen für viele Flüsse, Seen und Grundwasserkörper keinen guten Zustand aus. "Es wurde schon viel getan", erklärte Bernd Horst, "aber in Deutschland ist der Nutzungsdruck auf die Gewässer immens."

Die WRRL gibt vor, dass ein Gewässer mengenmäßig, chemisch und ökologisch einen guten Zustand aufweisen muss. Das heißt, es dürfen die Grenzwerte bei Stoffen wie Quecksilber, Phosphor oder Nitrat nicht überschritten werden und es müssen gute Lebensbedingungen für Fische, kleine Wassertiere und Pflanzen gegeben sein.

Benno Zierer sprach die Problematik von Medikamentenrückständen an, die in Kläranlagen nicht abgebaut werden, zum Beispiel das Schmerzmittel Diclofenac. "Die Auswirkungen sind noch gar nicht abschätzbar", erklärte Bernd Horst. In der Schweiz, aber auch in anderen Bundesländern setzen immer mehr Kommunen deshalb auf eine vierte Reinigungsstufe in Kläranlagen. In Bayern gibt es ein Pilotprojekt in Weißenburg.

Um die Gewässerqualität insgesamt zu verbessern, müsse vieles getan werden, erklärte der Experte vom Wasserwirtschaftsamt: Es dürfen weniger Nährstoffe durch Gülle und Silosickersäfte in die Gewässer gelangen. Gewässer sollen naturnah ausgebaut werden, damit sie nicht verschlammen. Als größtes Problem sieht Horst die Bodenerosion an. Feinschlamm in den Bächen und Flüssen verstopft den natürlichen Untergrund und damit Laichplätze und Lebensräume von Fischen und anderen Tieren. Vor allem von Maisfeldern würden große Mengen Ackerboden abgespült und gelangten in Bäche und Gräben. Abhilfe schaffen könnten Zwischenfrüchte oder alternative Energiepflanzen - Landwirte sollten entsprechend gefördert werden.

© SZ vom 28.09.2015 / SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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