Schwabhausen:Bunt gemischt ist gut gewappnet

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Die Waldbauernvereinigung hat 2014 fast 30 000 Festmeter Holz vermarktet - zu Preisen, mit denen die Bauern durchaus zufrieden waren. (Foto: Jørgensen)

Forstexperten mahnen, verschiedene Baumarten zu hegen, um Wälder gegen Sturmschäden zu schützen

Von Renate Zauscher, Schwabhausen

Die Waldbauern sind zufrieden mit dem vergangenen Jahr: "Kein Sturm, kein Käfer, rundum ein gelungenes Jahr." Diese Bilanz zog Leonhard Mösl, der Vorsitzende der Waldbauernvereinigung (WBV) Dachau, während der Mitgliederversammlung. Etwa 80 der derzeit 1344 Waldbauern, die dem Verein angehören, waren in den Gasthof Zur Post in Schwabhausen gekommen, außerdem Förster, Jäger und Vertreter anderer Verbände. Landrat Stefan Löwl (CSU) dankte den Waldbesitzern für ihre Arbeit, bei der sie "über Generationen hinweg denken" und sich nicht am kurzfristigen Gewinn orientierten.

Im Mittelpunkt der Versammlung stand ein Vortrag mit dem Günter Biermayer, Referatsleiter für den Bereich forstlicher Forschung im Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, an einen Orkan erinnerte, der 1990 schwerste Waldschäden in Bayern, insbesondere auch im Landkreis Dachau, verursacht hat. Jedem etwas älteren Waldbesitzer ist der Sturm "Wiebke" vor 25 Jahren noch in schlimmer Erinnerung. Ähnliche Katastrophen würden sich mit Sicherheit wiederholen, sagte Biermayer. In Zeiten des Klimawandels sei dies nur eine Frage der Zeit. Um auf Schadensereignisse dieser Art vorbereitet zu sein, rät Biermayer zu rechtzeitiger Waldverjüngung, regelmäßigen Pflegearbeiten und zum Aufbau gesunder, standortorientierter und damit stabiler Mischwälder. Wiebke habe die Schwächen reiner Fichtenbestände sehr deutlich aufgezeigt. "Meine Botschaft ist: Vielfalt im Wald", lautete Biermayers eindringlicher Rat an die Waldbauern. Zur Pflege des Waldbestands gehöre vor allem die Durchforstung und die Holzernte: Hier gebe es gerade im Klein-Privatwald erheblichen Nachholbedarf.

Eine nur auf den ersten Blick andere, dabei aber genauso wichtige Botschaft, übermittelte der leitende Forstdirektor am Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten in Fürstenfeldbruck, Hans-Jürgen Gulder. Er plädierte nachdrücklich dafür, im Sinne des Waldnaturschutzes wertvolle alte Bäume und auch Totholz im Wald stehen zu lassen. Mit wenigen, eindrucksvollen Bildern zeigte er, wie viele ganz unterschiedliche Tierarten von einer einzigen Schwarzspechthöhle profitieren können. Egal ob Hummeln, Siebenschläfer oder verschiedene andere Vogelarten, die in Höhlen brüten: Sie alle wollen in eine solche Wohnung einziehen oder erhoffen sich von ihrem Inhalt Nahrung. Der Schwarzspecht selbst, der in seinem etwa zwölfjährigen Leben höchstens eine oder zwei solcher Höhlen anlegt, ist in unseren Wäldern selten geworden, weil er alten Baumbestand, vor allem Buchen mit gegen Fressfeinde schützender glatter Rinde braucht. "Lassen Sie um Himmelswillen die wenigen alten Buchen in Ihrem Wald stehen", bat Gulder die Anwesenden, "finanziell verkraften Sie das spielend."

Die Waldbauernvereinigung bietet Beratung für Waldbesitzer an, außerdem Schulungen, Kurse und Waldbegehungen und kümmert sich um den Holzverkauf. "Unsere Stärke ist es, dass wir uns auch um kleine und kleinste Waldbesitzer kümmern", sagte Leonhard Mösl. Er stellte auch die neue Leiterin der Forstdienststelle Markt Indersdorf, Lisa Schubert, vor, die sich zusammen mit Franz Knierer in Odelzhausen um die forstlichen Belange im Landkreis kümmern wird.

Der Dachauer Geschäftsführer der WBV, Peter Göttler, berichtete über den Holzverkauf im vergangenen Jahr. Alles sei "reibungslos gelaufen". Fast 30 000 Festmeter Holz seien an Stamm-, Papier-, und Energieholz insgesamt über seine Organisation vermarktet worden.

© SZ vom 01.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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