Roland Karl verlässt Grundschule:Alle lieben Karl

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500 Karlsfelder Schüler verabschieden wehmütig ihren Rektor

Von Christiane Bracht, Karlsfeld

Er ist beliebt, daran gibt es keinen Zweifel. Und am Mittwoch stand plötzlich auf dem Ortsschild von Karlsfeld "Karl fehlt". Zumindest auf dem in der selbst gebastelten Version der Schüler von der Krenmoosstraße. Fast neun Jahre lenkte Roland Karl die Geschicke der stark wachsenden Grundschule. Doch: "Ab Montag bin ich jetzt immer zu Hause - vor allem vormittags", kündigte der 63-Jährige an. Der Abschied fiel ihm aber nicht leicht: Tränen flossen, die Stimme brach weg, Karl musste sein Taschentuch herausholen und schniefte sich durch die Rede.

Gerührt vom Vertrauen der Lehrer und der Freude der Kinder, die ihn offensichtlich gern gehabt hatten, dankte er allen für die warme Abschiedsfeier und kündigte an, dass Konrektorin Barbara Sparr seine Nachfolgerin wird. Vorerst übernimmt sie sein Amt kommissarisch, von August an ist sie offizielle Rektorin der Grundschule. "So habe ich es mir gewünscht", sagte Karl der SZ. Unter anderem deshalb sei jetzt der richtige Zeitpunkt zu gehen.

Die Kinder spielten ihm in Anlehnung an das bekannte Buch "Petterson und Findus", sein Ruhestandsleben vor. Wie er als "Karlson" alt und einsam in seiner schwedischen Hütte hockt und niemanden zum Reden hat, bis ihm die Katze "Frida" mit dem Postpaket geschickt wird, und er endlich Gesellschaft hat. Die Katze, das sei gesagt, gibt es tatsächlich. Ob sie freilich so verwöhnt ist, wie Frida auf der Theaterbühne, die "Karlson" dazu bringt Pfannkuchentorte zu backen, aufs Dach zu steigen trotz aller Hindernisse und vieles mehr, das darf dahingestellt bleiben. Karl, die Kinder und die Lehrer hatten jedenfalls sichtlich Spaß bei der Aufführung. Die Volkstanzgruppe zeigte ihr Können und alle 500 Kinder, kleine und größere, sangen "Sie sind unser Bester, unser Rektor Karl." Und auch die Lehrer stimmten zum Abschied ein Lied an. Die Viertklässler hatten ihm sogar eine Büste mit seinem Ebenbild gebastelt.

"Wir lassen Sie nur ungern gehen", sagte seine Nachfolgerin Barbara Sparr im Namen aller und lobte seine angenehme, ruhige und besonnene Art. "Sie fanden immer Zeit, mit jedem aktuelle Fragen zu besprechen und Lösungen zu finden", sagte sie. Außerdem habe er dafür gesorgt, dass die Schule ein neues, hochmodernes Gebäude bekommt. Auch Bürgermeister Stefan Kolbe (CSU) würdigte die Zusammenarbeit. "Es sollte eine Schule der Begegnung sein, in der der Mensch im Vordergrund steht und nicht der Aktionismus", sagte Schulrat Albert Sikora. Und so sei es in Karlsfeld auch gewesen - "sehr menschlich".

Karl selbst sagt: "Wir hatten ein sehr gutes Arbeitsklima. Mir hat es immer Freude gemacht." Jetzt freut er sich bereits auf mehr Zeit in Schweden und aufs Radfahren. "Im Herbst wird vielleicht eine tief gebeugte Gestalt vor der Schule stehen, dann gehen Sie auf sie zu und sagen: 'Hallo Herr Karl' und laden sie auf einen Kaffee und eine Butterbreze ein. Dann geht es mir wieder besser. Aber der Herbst ist zum Glück noch lang hin", sagte Karl mit einem Augenzwinkern.

© SZ vom 22.02.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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