Rohrdorf/Sulzemoos:Sulzemooser stoppt Geisterfahrer

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Während die Polizei den 55-Jährigen für sein couragiertes Verhalten lobt, spricht der von einer "ganz normalen Aktion"

Von Benjamin Emonts, Rohrdorf/Sulzemoos

Ein Lastwagenfahrer aus Sulzemoos hat am Dienstagnachmittag eine Geisterfahrt und damit einen möglicherweise folgenschweren Verkehrsunfall verhindert. Wie die Verkehrspolizeiinspektion Rosenheim mitteilte, war ein 85-jähriger Mann aus dem Landkreis Rosenheim gegen 16.10 Uhr auf der A8 in Richtung Salzburg auf seinem üblichen Nachhauseweg unterwegs. Weil die gewohnte Strecke über die Anschlussstelle Rohrdorf aber gesperrt war, fuhr er bis zur Rastanlage Samerberg-Süd weiter, wo er schließlich wendete und entgegen der Fahrtrichtung wieder auf die Autobahn in Richtung München fahren wollte.

Der 55-jährige Sulzemooser, der zu diesem Zeitpunkt mit seinem Sattelschlepper in die Rastanlage ausfahren wollte, reagierte dabei geistesgegenwärtig und stoppte den verwirrten Autofahrer durch Aufblenden noch auf dem Verzögerungsstreifen. Anschließend stieg der Lkw-Fahrer aus und sprach mit dem Falschfahrer. Der aber zeigte sich nach Angaben der Polizei ziemlich uneinsichtig, stieg wieder in seinen Wagen ein und wollte plötzlich über die rechte Fahrspur wenden und wieder in die Autobahn einfahren. An dieser Stelle schließlich schritt der 55-jährige Sulzemooser ein und nahm dem Rentner - bis die Polizei eintraf - den Autoschlüssel ab.

Immer wieder sind Geisterfahrer auf der A95 unterwegs. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Die Verkehrspolizei Rosenheim betonte nun in ihrem Bericht, dass der Lastwagenfahrer durch sein couragiertes und vorbildliches Verhalten einen möglicherweise folgenschweren Verkehrsunfall verhinderte.

Der 55-Jährige war am Mittwochmorgen schon wieder mit seinem Lkw in Österreich unterwegs. Um seine Heldentat wollte er allerdings kein großes Aufheben machen: "Das war eine ganz normale Aktion." Von den zahlreichen Anrufen der Presse zeigte er sich fast schon genervt: "Ich habe keine Lust, den ganzen Tag dieselbe Geschichte zu erzählen." Die Polizei war dem bescheidenen Lkw-Fahrer dennoch sehr dankbar. Denn selbst als die Beamten den 85-jährigen Falschfahrer heim gebracht haben, sei er immer noch uneinsichtig gewesen: "Ich wollte unbedingt nach Hause fahren." Der Vorfall wurde von der Polizei inzwischen auch der Führerscheinstelle gemeldet. Ein Polizeisprecher sagte: "Es wäre wohl besser, der Mann würde nicht mehr mit dem Auto fahren."

© SZ vom 21.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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