Reform der MVV-Tarife:Gute Aussichten

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Wenn die MVV-Gesellschafter sich im Februar 2018 auf die Tarifstrukturreform einigen, zahlen Fahrgäste aus Dachau und Karlsfeld künftig weniger Geld für das S-Bahn-Ticket nach München

Von Robert Stocker, Dachau

"Der Wille und das Ziel sind da, aber es gibt widerstreitende Interessen." So fasst Landrat Stefan Löwl (CSU) die Standpunkte der MVV-Gesellschafter zusammen, die am Freitag über die Tarifstrukturreform beraten haben. Die Eckpfeiler dieser Reform stehen fest, doch zur Preisgestaltung gibt es noch Differenzen. Sie soll bis Februar 2018 beraten werden. Die Grundstruktur des MVV wird einfacher, gleichzeitig sollen aber die Erlöse nicht sinken. Die Verschiebung der Tarifgrenzen wird bei vielen Umlandgemeinden zu Korrekturen führen. Zu den wichtigen Neuerungen für die Kommunen im MVV-Gebiet zählt, dass es innerhalb eines Gemeindegebiets keine Tarifsprünge mehr gibt. Das wirkt sich auch für Fahrgäste in Dachau aus.

Statt der 16 Ringe für den Zeitkartentarif und vier Zonen für den Bartarif (Einzeltickets und Streifenkarten) soll es künftig nur noch sieben Tarifkreise geben. Hohe Preissprünge bei Einzel- und Tageskarten sollen abgebaut werden. Ganz München und einige Nachbargemeinden liegen künftig im Tarifkreis "Innenraum"; vorher war das Stadtgebiet in vier Ringe unterteilt. Die Tarifkreise im Außenraum werden doppelt so groß. Bei etwa 70 Orten wird das gesamte Gemeindegebiet künftig auf der Tarifgrenze liegen; für viele Kunden wird die Fahrt nach München so günstiger. Außerdem wird die Sperrzeit für den Seniorentarif abgeschafft, die Altersgrenze auf 65 Jahre angehoben. Zudem soll es ein verbundweites Sozialticket geben.

"Es wird nicht nur Gewinner geben"

Manche Fahrgäste werden künftig weniger zahlen, andere werden mit Aufschlägen rechnen müssen. "Es wird nicht nur Gewinner geben", sagt Albert Herbst, Sachgebietsleiter öffentlicher Nahverkehr am Landratsamt. Die Reform sei ein großer Spagat: Der Tarif soll einfach und kostenneutral sein. "Das kann nicht funktionieren", so Herbst. Einen Knackpunkt der Reform sehen Herbst und Landrat Löwl bei der Preisgestaltung für den Innenraum. Für die künftige Flatrate wurde ein Preis von 64,50 Euro berechnet. Wer bisher drei oder alle vier Ringe des Innenraums nutzte, kommt durch die neue Regelung günstiger weg; wer bisher nur zwei Ringe nutzte, müsste jetzt zehn Euro mehr bezahlen. Die Preise werden nun neu verhandelt. Fahrgäste, die in Dachau mit dem Bus zum Bahnhof fahren und dann mit der S-Bahn weiterfahren, werden von der Reform profitieren. Weil es innerhalb geschlossener Ortschaften keine Tarifsprünge mehr gibt, müssen sie für den Bus nicht zusätzlich zahlen.

Das wird auch für andere Gemeinden im Landkreis gelten, etwa auch in Markt Indersdorf. "Das war eine Vorgabe der Verbundlandkreise", so der Landrat, der mit dem Ergebnis der Gesellschafterversammlung "relativ zufrieden" ist. Auch für die Karlsfelder gibt es eine Verbesserung: Sie werden von der Flatrate profitieren, weil das gesamte Gemeindegebiet künftig zum Innenraum zählt. "Bei dieser Innenraumflat in München brauchst du kein Auto mehr", sagt Herbst. Seiner Ansicht nach werden die Dachauer Buslinien noch attraktiver, weil sie zum selben Tarifkreis wie die S-Bahn gehören. Das Park and Ride-System würde entzerrt, das werde man in Dachau sicher spüren. Herbst: "Für einen Umstieg auf den MVV wäre das gut." Albert Herbst hofft, dass sich bei der Preisgestaltung ein Konsens finden lässt. Die MVV-Gesellschafter Freistaat, München und die acht Verbundlandkreise wollen bis Februar 2018 eine Lösung finden. "Wenn das Fahrgeld künftig weniger Erlöse bringt, müsste die öffentliche Hand einspringen", so Herbst.

Landrat Stefan Löwl sieht noch drei Probleme. "Es hängt an der Flatrate für den Innenraum", mit deren Gestaltung die Stadt München nicht zufrieden ist. Bei zwei weiteren Punkten gibt es laut Löwl noch Diskussionsbedarf: bei den Sonderleistungen und bei der Kostenneutralität. Sie war eine Vorgabe der Reform, ist aber kaum umzusetzen, wenn die Tickets für niemanden teurer werden dürfen. Die Landkreise, so Löwl, lehnten es ab, sich an den Kosten für das Senioren- und Sozialticket zu beteiligen. Diese Sozialleistungen sollten mit Steuergeld finanziert werden. Um eine Kostenneutralität zu garantieren, müsse es im Fall von Mindereinnahmen eine Absicherung geben. Verkehrsunternehmen wie die MVG wollten nicht für sinkende Erlöse aufkommen. Löwl sagt: "Es geht um 30 Millionen Euro."

© SZ vom 28.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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