Premiere an diesem Freitag:"Kämpfe nie mit Frau'n"

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Vogelhändler-Proben: Der junge chinesische Tenor Yichi Xu (Mitte), Regisseur Herbert Müller und Sängerin Janet Bens vom Hoftheater. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Das Lyrische Opernensemble inszeniert den Vogelhändler gemeinsam mit dem Hoftheater

Von Dorothea Friedrich, Dachau

Der Adam ist ein kerniger Bursch. Er liebt sein freies Leben als Vogelhändler. Er ist zwar mit der Christl von der Post verlobt, doch er ist kein Kostverächter. Eine als bedirndeltes Bauernmädchen verkleidete Kurfürstin kommt ihm als erotisierende Zwischenmahlzeit gerade recht. Besagte Kurfürstin hat auch kein Problem damit, dass der Adam gewissermaßen einen Migrationshintergrund hat. Er stammt nämlich aus Tirol und hätte nichts dagegen, sich dauerhaft in der Pfalz niederzulassen. Der Liebe - zu wem auch immer - und einer gesicherten Stellung wegen. Wären da nicht diverse Bürokraten und Intriganten. Wie es ausgeht, wissen Kenner von Carl Zellers Operetten-Dauerbrenner "Der Vogelhändler" nur zu gut. Sie dürfen sich am Freitag auf eine Neuinszenierung voller Überraschungen des Lyrischen Opernensembles Dachau freuen.

Regisseur Herbert Müller, Intendant des Hoftheaters, hat das doch etwas betuliche Libretto von Moritz West und Ludwig Held aus dem Jahr 1891 vom Staub der Vergangenheit befreit - ohne jedoch die musikalischen Klassiker anzurühren. Das wäre ja auch fast einem Sakrileg gleichgekommen. Sind doch "Schenkt man sich Rosen in Tirol", "Fröhlich Pfalz, Gott, erhalt's", "Als geblüht der Kirschenbaum", "Ich bin die Christl von der Post" und alle anderen Zeller-Melodien unverzichtbarer Bestandteil von Konzerten. Weil sie ihren Interpreten einiges an sängerischem Können abverlangen, nehmen auch heutige Klassikstars sie gerne in ihr Programm auf. Der Handlung um diverse Liebende, aufmüpfiges Landvolk und subalterne Beamte hat Müller aber eine radikale Verjüngungskur verordnet. Damit folgt er einer schon fast gängigen Praxis, die viel zur erfolgreichen Wiederauferstehung dieser verschmähten musikalischen Gattung beigetragen hat.

Die Christl von der Post (Janet Bens) ist kein braves Mädchen, das sein Lebensglück in einer Ehe sucht. Die Kurfürstin (Gesa Jörg) ist eine trotz oder wegen aller höfischen Zwänge selbstbestimmt lebende Frau. Deren Vertraute Adelaide (Veneta Radoeva) ist eine pragmatisch denkende Opportunistin. Und die Männer? Graf Stanislaus (Andreas Stauber) entpuppt sich als wahrer Schürzenjäger, sein Onkel, der Baron Weps (Frits Kamps) ist ein Magier der Intrige. Er findet in Prodekan Süffle (Richard Wiedl), in Bürgermeister Schneck (Tobias Zeitz) und Würmchen (Herbert Müller) ebenso willige wie urkomische Gefolgsleute. Was aber ist mit Adam, dem Vogelhändler? Der ist unübersehbar kein Tiroler Naturphänomen, vielmehr singt und spielt ihn mit Stimmeskraft und Charme der junge chinesische Tenor Yichi Xu. Er hat vor kurzem seinen Abschluss an der Musikhochschule Dresden gemacht und geht total in seiner Rolle auf, wie bei einem Probenbesuch zu sehen und zu hören war. Dirigent Armando Merino sowie die Pianistinnen Anna Winkler-Nam und Nino Margvelashvili vervollständigen das internationale Ensemble.

Auf der Bühne zeigt sich, wie viel Spaß den Sängern und dem kleinen, aber feinen Chor (Annette Thomas, Andrea Kronmüller, Nike Schmidt, Linda Sieg, Stefan Podlech, Ulrich Naumann, Roland Baldau) diese Inszenierung mit all ihren Irrungen und Wirrungen um den angekündigten Kurfürsten macht. Auch wenn Adam noch so verschwörerisch singt "Manchmal tut ein Tunichtgut auch gut": Seine Durchlaucht geruhen, ein Phantom zu bleiben. Was die Sache kompliziert und letztendlich zu einem ebenso überraschenden wie furiosen Finale nach dem Motto: "Kämpfe nie mit Frau'n!" führt.

"Der Vogelhändler", Premiere am Freitag, 12. Mai, im Ludwig-Thoma-Haus Dachau. Auch Samstag, 13. Mai, und Freitag, 19. Mai, jeweils 19.30 Uhr.

© SZ vom 11.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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