Petition an den Landtag:Druck machen

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Eltern des Bergkirchener Kinderhauses Regenbogen stärken streikbereiten Erziehern den Rücken.

Von Petra Schafflik, Bergkirchen

Im aktuellen Tarifstreit um eine bessere Bezahlung der Erzieher beziehen jetzt erstmals betroffene Eltern Position. Um den pädagogischen Mitarbeitern den Rücken zu stärken, richtet der Elternbeirat des Bergkirchener Kinderhauses Regenbogen eine Petition an den Landtag. Die Väter und Mütter sehen klar die Nöte der Kita-Mitarbeiter, sorgen sich aber auch um die Zukunft ihrer Kinder. "Deshalb wollen wir die Erzieher in diesem Tarifstreit unterstützen", betont Elternbeiratsvorsitzende Dana Michailidis. Sie hat die Initiative ergriffen und will die Elternbeiräte der übrigen Bergkirchener Kindertagesstätten noch mit ins Boot holen. Auch Unterschriften werden gerade überall im Ort gesammelt, um der Petition den nötigen Nachdruck zu verleihen.

Beim Elternabend hätten sich die Mütter und Väter die Frage gestellt, "ob wir in diesem Tarifkonflikt auch irgendetwas machen können", erklärt Michailidis. In ihrer Petition fordern die Eltern nun "eine angemessene Bezahlung des pädagogischen Fachpersonals angelehnt an die Bezahlung der Lehrkräfte im Grundschulbereich." Nur mit einem guten Lohn könnten sich auch Männer für diesen Beruf entscheiden, so die Eltern. Darüber hinaus setzen sich die Väter und Mütter für ordentliche Arbeitsbedingungen ein, vor allem für eine vernünftige Kind-Erzieher-Relation, fordern ausreichende Personalressourcen in den Einrichtungen für Sprachförderung, Inklusion und zur Überbrückung von krankheitsbedingten Ausfällen. Auch eine stärkere gesellschaftliche Anerkennung und Wertschätzung des Berufs ist ihnen ein Anliegen. Die Eltern stellen sich klar gegen aktuelle Konzepte, die Erzieherausbildung neu zu organisieren und zu verkürzen. "Erzieher würden dann spezifisch für Krippe, Kindergarten oder Hort ausgebildet und wären nicht mehr flexibel einsetzbar", erklärt Michailidis.

Basis aller Forderungen ist die Sorge der Eltern, die Qualität der Kinderbetreuung könnte sinken. Die Väter und Mütter fürchten, "dass unsere Kinder in Zukunft in den Kindertageseinrichtungen nicht mehr die gewohnte Förderung und Begleitung bekommen". Nur durch eine frühe Bindung erreichten Kinder gute kognitive Fähigkeiten, emotionale Stabilität und könnten eigenverantwortlich handeln. Mit schlechter Bezahlung und Verkürzung der Ausbildung werde der Erzieherberuf aber unattraktiv. "Wir haben Sorge, dass unsere Kinder dann Kräften gegenüberstehen, die ihren Beruf als Job verstehen und nicht mehr als Berufung." Gute frühkindliche Bildung könnte so bald vom Geldbeutel der Eltern abhängen, die Schere zwischen Arm und Reich könnte sich noch stärker öffnen. Und wenn die Qualität der Kitas sinke, könnten sich Mütter nicht mehr für eine Berufstätigkeit entscheiden, "ohne eine schlechte Betreuung des Kindes in Kauf nehmen zu müssen." Ein Punkt, der auch Arbeitgeber aufrütteln sollte, so die Eltern in ihrer Petition. "Denn je besser die Kita-Qualität, umso eher kehren Eltern wieder zurück in den Beruf."

Für die Streiks der Kita-Mitarbeiter haben die Eltern Verständnis. Die Erzieher des Bergkirchener Kinderhauses Regenbogen haben sich bereits an den Warnstreiks vor zwei Wochen beteiligt. Sofern die Gewerkschaft erneut zum Ausstand aufruft, wäre die Belegschaft erneut dabei, erklärt Leiterin Iris Hülle-Lücke. "Wir sind ein junges Team, schauen auf die Zukunft."

Die Eltern arrangieren sich mit dem Streik, auch wenn ein unbefristeter Ausstand sie vor Betreuungsprobleme stellen könnte. Mit der Petition, erklärt Michailidis, "wollen wir auch Druck aufbauen, damit die Verhandlungen schneller vorangehen".

© SZ vom 07.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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