Schulerweiterung in Petershausen:Verfahrenes Verfahren

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Der frei stehende Neubau soll direkt hier an der Münchner Straße errichtet werden. (Foto: Toni Heigl)

Bürgermeister und CSU-Fraktion einigen sich erst nach hitziger Debatte, wann die Träger von Mittagsbetreuung und Hort in den Planungsprozess einbezogen werden.

Von Petra Schafflik, Petershausen

Wer geglaubt hatte, nach der Sondersitzung des Gemeinderats Anfang März würde die Entscheidung zur Schulerweiterung nun schnell fallen, sah sich getäuscht. Um Bauvarianten wurde am Donnerstag nicht mehr gerungen. Da hat sich bei einem Arbeitstreffen von Bürgermeister Marcel Fath (FW) mit Fraktionssprechern und einigen Gemeinderäten schon ergeben, dass nach dem Willen der Räte die Schule einen frei stehenden Erweiterungsbau an der Münchner Straße erhalten soll. Mehr Platz ist bekanntlich nötig, weil die Schülerzahlen steigen und ein Ganztagszug eingerichtet werden soll. Das alles ist unstrittig. Uneinig waren sich Bürgermeister und CSU-Fraktion, wann die Träger von Mittagsbetreuung und Hort in den Planungsprozess einbezogen werden. Am Ende stand ein Kompromiss: Um keine Zeit zu verlieren, startet das Verfahren für die Auswahl eines Schulbau-Architekten sofort. Noch vor der Veröffentlichung der Auftragsdetails laufen aber Trägergespräche und der Gemeinderat billigt das so eruierte Raumprogramm.

Derzeit teilt sich die Mittagsbetreuung mit dem Jugendzentrum einen Container-Bau

Ausgelöst hat die Debatte im Rat ein Änderungsantrag der CSU-Fraktion. Darin wurde gefordert, noch vor der Suche nach einem Planer ein konkretes Raumprogramm zu verabschieden. "Damit lässt sich das Verfahren effizienter gestalten", betonte Gerhard Weber (CSU). Ohne konkrete Vorgaben drohten teure Umplanungen. Auch müsse geklärt werden, wie viel Schul- und Betreuungsfläche staatlich gefördert werde. Tatsächlich hatte der Gemeinderat in seiner Sondersitzung am 3. März entschieden, Träger von Hort und Mittagsbetreuung einzubeziehen. Denn derzeit teilt sich die Mittagsbetreuung mit dem Jugendzentrum einen Container-Bau an der Münchner Straße. Die Betreuung soll aber mit der Erweiterung wieder zurück ins Schulhaus, wo aktuell eine Hortgruppe logiert. Träger beider Angebote ist der Verein Kinderhaus Petershausen. Bisher sei der Flächenbedarf für Betreuung nicht abgefragt worden, monierte Daniel Lettmair (CSU), Vorstand des Kinderhaus-Vereins.

Tatsächlich gebe es für die notwendigen Schulflächen seit einem Jahr ein genehmigtes Raumprogramm der Regierung von Oberbayern, so Bürgermeister Fath. Exakt diese Flächen hat Architektin Carola Hain-Fischer bei der Entwicklung der Bau-Optionen zugrunde gelegt. "Das ist das Optimum, das uns die Regierung zugesteht", sagte Schulleiterin Ulrike Schneider-Güll. Auch für Mittagsbetreuung seien Flächen "analog anderer Projekte berücksichtigt", so die Architektin. Flächen für einen Hort suche er aber vergebens, monierte Weber.

Eine Erweiterung des Gebäudes ist bei Bedarf machbar

Um aus dem vorliegenden Flächenlayout eine Bauplanung zu entwickeln, "brauchen wir einen Architekten", betonte der Bürgermeister. Dieser Fachmann soll dann auch den Raumbedarf für Betreuung abfragen. Denn Hain-Fischer ist nur mit einer Machbarkeitsstudie beauftragt. Ein Architekt für das Schulprojekt muss wegen der Auftragsgröße über das formale Vergabeverfahren (VOF) gefunden werden. Genau andersherum will die CSU agieren: Erst das Raumprogramm, dann der Auftrag an einen Architekten. Eile sei geboten, weil sich die Regularien für VOF-Verfahren ändern, mahnte der Bürgermeister. Die Zeit für Trägergespräche müsse man sich schon nehmen, widersprach Lettmair. Nach einer Fachdebatte über Vergabeverfahren einigte man sich auf den Kompromiss, das VOF-Verfahren sofort zu starten, parallel Trägergespräche zu führen und zu entscheiden, wie viel Mittagsbetreuung und Hort die Gemeinde im Schul-Erweiterungsbau will.

Dass der Neubau als frei stehendes Gebäude direkt an der Münchner Straße errichtet werden soll, erschien nach dem hitzigen Verfahrensstreit fast als Marginalie. Durch ein Solitär-Gebäude neben der Schule bleibt der Pfarrangerweg durchlässig. Auch ist eine Erweiterung des Gebäudes bei Bedarf machbar. Gegen das Vorhaben und das vereinbarte Vorgehen votierte mit Lettmair und Lydia Thiel (beide CSU) auch Bernhard Franke (SPD), der den Bedarf für eine Schulerweiterung grundsätzlich anzweifelt.

© SZ vom 19.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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