Petershausen:Traumhaft

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Der Petershausener Kulturförderkreis gastiert erstmals im Laubenganghof des Schlosses Hohenkammer mit einer Serenade des Kammerorchesters von Eugen Tluck. Vorsitzende Barbara Blickle und die Zuhörer sind vom Ambiente begeistert

Von Sonja Siegmund, Petershausen

Dass die Hofmarksherren von Camer im Innenhof ihres Wasserschlosses rauschende Feste mit Musik und Gesang gefeiert haben, ist nicht sicher dokumentiert. Ganz sicher dürfte indes sein, dass sich der Renaissance-Innenhof von Schloss Hohenkammer nicht allein wegen seiner exzellenten Akustik bestens für ein sommerliches Konzert eignet. Diesen exklusiven Rahmen an der Grenze zwischen den Landkreisen Dachau und Freising hat sich der Kulturförderkreis Petershausen als neuen Stammplatz für kulturelle Veranstaltungen auserkoren. Mit einem solchen Ambiente kann der mit den Kulturvereinen in Altomünster oder Kult A8 im westlichen Landkreis mithalten. Der Ort Altomünster ist wegen seiner barocken Ausstrahlung eh schon eine Art kultureller Bühne.

Der Renaissance-Innenhof von Schloss Hohenkammer eignet sich allein schon wegen der exzellenten Akustik bestens für ein sommerliches Konzert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Jetzt haben die Petershausener Kulturschaffenden einen Testlauf mit einer romantischen Sommernachts-Serenade erfolgreich beendet. Die Idee dazu ist dem engagierten Orchesterleiter und Musikpädagogen Eugen Tluck zu verdanken, der mit einem Schlosskonzert das 35-jährige Bestehen seines Kammerorchesters feiern wollte. Die Besucher kamen in Scharen und genossen den lauen Abend im Innehof.

Das Schloss Hohenkammer stellt außen wie innen ein imposantes Baudenkmal dar. Es ist eine vierflügelige Anlage mit Laubeninnenhof, erkerartigen Ecktürmen und einem quadratischen Torturm. Das heutige Schloss wurde 1648 nach einem verheerenden Brand im Stil der Renaissance wieder aufgebaut. Von 2007 an ließen die neuen Besitzer das Bauwerk mit Nebengebäude komplett sanieren und modernisieren. Heute sind in der Anlage ein Schulungszentrum mit Gastronomie und Hotel untergebracht. Besucher von Konzerten oder sonstigen Veranstaltungen gelangen über eine breit angelegte Brücke in das Innere des Wasserschlosses.

Die Zuschauer waren vom Ambiente begeistert. (Foto: Niels P. Jørgensen)

In dem aufwendig restaurierten Laubenhof wird die Strenge des weiß getünchten Mauerwerks durch die dreistöckigen Arkaden-Galerien unterbrochen, die in dezenten Grautönen abgesetzt sind. Hübsch anzusehen ist zudem der geschmackvoll ausgewählte Blumenschmuck in Pflanzkästen: Geranien in Altrosa und Petunien in Dunkelrot zieren die Ballustraden und setzen aparte Farbakzente. Die letzten Sonnenstrahlen umfingen die Gäste, darunter auch etliche Kinder und Jugendliche, ehe das Kammerorchester Petershausen mit seinem ausgewählten Programm den Alltag vergessen ließ.

Eugen Tluck feiert mit einem Schlosskonzert das 35-jährige Bestehen seines Kammerorchesters. (Foto: Niels P. Jørgensen)

Der Musikreigen begann mit Bachs Konzert für Oboe und Violine in d-moll, ein Glanzstück für Florian Adam, Oboist im Münchner Rundfunkorchester und Eugen Tluck (Solo-Violine). Passend zur romantischen Kulisse haben die Mitglieder des Treffpunkt.Chor.Projekts aus der Gemeinde Hohenkammer (Leitung: Manfred Burghardt), Lieder von Franz Schubert ("An die Laute") und Johannes Brahms ("In stiller Nacht") einstudiert. Einen Höhepunkt erlebten die Gäste mit Mozarts Arie der Königin der Nacht aus der "Zauberflöte", eine der schwierigsten Gesangspartien in der Opernliteratur, von Koloratursopranistin Claudia Rösch meisterhaft gesungen. Mit dem Ungarischen Tanz Nr. 5 (Brahms) eroberte sich das Kammerorchester um Eugen Tluck einmal mehr die Herzen des Publikums.

Zum Schmunzeln animierte der Gesang eines Amselpärchens aus dem Schlossgarten im eifrigen Wettstreit mit der Oboe. Weniger amüsant hingegen war der Düsenlärm der Flugzeuge, die teilweise im Fünf-Minuten-Takt über den Schlosshof donnerten. In der Pause konnten die Konzertbesucher im Innenhof lustwandeln und sich mit Getränken erfrischen.

Barbara Blickle, langjährige Vorsitzende des Kulturförderkreises, freute sich im Gespräch mit der Dachauer SZ, "dass es nach drei Jahren endlich geklappt hat, einen Termin für den Schlosshof zu bekommen - und dann auch noch bei Super-Wetter". Blickle, die als Violinistin im Kammerorchester mitspielt, lobt die phantastische Akustik im Schlosshof. "Für uns ist es unglaublich schön. Man hört sich selbst so glasklar wie sonst nirgendwo." Erich Kraus zeigte sich von dem historischen Ambiente im Schlosshof begeistert. Für den Petershausener sind die Darbietungen von Kammerorchester und Chor "sehr beachtlich, besonders weil es Laien sind". Sepp Sellmair liebt klassische Musik und singt selbst in zwei Chören. Dem Bauunternehmer aus Petershausen gefiel das Schlosskonzert ausgesprochen gut, vor allem wenn Mozart gespielt wird. Hannelore Ott erklärte sich als große Musikliebhaberin und bedauerte, "dass wir in Petershausen nicht auch so ein schönes Schloss für Konzerte haben".

Mozarts Kleine Nachtmusik war eine der unvermeidlichen Zugaben der Serenade zum Wohlfühlen, die sich das begeisterte Publikum zum Abschied erklatschte. Als Dankeschön gab es für die Solisten süße Mozartherzen und rote Edelrosen. Für die Extra-Unterhaltung auf dem Heimweg sorgte sogar dann noch ein lautes Froschkonzert aus dem Schlossgraben.

© SZ vom 04.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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