Petershausen:"Selber entscheiden können wir nur wenig"

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In Petershausen kommen die Pläne für den Neubau des Feuerwehrhauses oder die Sanierung des Rathauses nur langsam voran. Bürgermeister Marcel Fath (FW) muss deswegen viel Kritik einstecken. Er erklärt, woran es hakt - und beweist dabei enorme Geduld

Interview von Petra Schafflik, Petershausen

Mit einer langen Aufgabenliste ist Bürgermeister Marcel Fath (FW) in Petershausen vor fast drei Jahren ins Amt gegangen. Die Erweiterung der Schule hat der Gemeinderat im Januar auf den Weg gebracht, andere Projekte warten noch auf den Startschuss. Der CSU, die kürzlich eine Pauschalkritik formulierte, geht alles zu langsam. Auch Bürger beklagen, im Rathaus werde zu viel diskutiert und zu wenig entschieden. Im Gespräch mit der Süddeutschen Zeitung erläutert Bürgermeister Fath, wo Erfolge zu verbuchen sind und warum oft enorme Geduld nötig ist.

SZ: Am sichtbarsten wird der Handlungsbedarf am Rathaus, wo seit dem Sommer ein provisorischer Bauzaun steht. Wann gehen hier die Arbeiten los?

Marcel Fath: Tatsächlich ist es schwer zu erklären, warum dieses Vorhaben jetzt Zeit braucht. Das hat damit zu tun, dass das Gebäude mal als Schulhaus gebaut wurde, später ist das Rathaus reingekommen, um Baurecht oder Brandschutz hat sich dabei niemand Gedanken gemacht. Unter Bürgermeister Ludwig Götz wurde 1994 laut Presseberichten wohl beschlossen, das Gebäude wegen der schlechten Bausubstanz innerhalb von zehn Jahren abzureißen. Geld wollte man keines mehr reinstecken. Tatsächlich ist bis auf die energetische Sanierung der Fenster seitdem nicht mehr viel passiert.

Aber von Abbruch ist jetzt nicht mehr die Rede.

Nein, schon allein weil das Gebäude inzwischen unter Denkmalschutz steht. Doch der Zustand ist schlecht, schwerer noch wiegt, dass das Gebäude nicht sicher ist, was zum Beispiel Brand- oder Unfallschutz betrifft.

Und nun?

Die Zäune werden wohl noch drei bis fünf Jahre stehen müssen. Wir sprechen von einer Generalsanierung. Sofortmaßnahmen haben wir bereits begonnen, um überhaupt eine Duldung zu bekommen. Sonst müssten wir sofort aus dem Haus ausziehen. Danach gibt es zwei Optionen: Das Rathaus bleibt Rathaus, oder wir finden einen neuen Ort für die Gemeindeverwaltung. Da bietet sich die Möglichkeit an, das am Sparkassengelände mit einem Neubau an Stelle des Edeka zu machen. Demnächst wird dazu ein Gutachten vorgestellt, dessen Inhalt ich noch nicht kenne. Aber wir werden das Problem grundsätzlich bearbeiten, nicht wieder durch ein Provisorium noch weiter in die Zukunft schleppen. Der Gemeinderat ist in Teilen ungeduldig, aber für eine gute Entscheidung braucht es solide Daten. Aus dem hohlen Bauch heraus treffe ich so eine Entscheidung lieber nicht.

Umrandet von einem provisorischen Bauzaun: Das Rathaus von Marcel Fath muss generalsaniert werden. (Foto: Toni Heigl)

Die Zukunft des Rathauses ist nur ein Thema. Die Bürger fragen sich auch, wann die Ortskernsanierung weitergeht. Noch stolpern die Petershausener im Dorf über schiefe und geflickte Gehsteige.

Der erste Abschnitt musste erst fertig gestellt werden, es gab viele Mängel. Jetzt ist das abgeschlossen, die Schlussrechnung wird erstellt. Das ist eine gute Basis für weitere Abschnitte, Planungen laufen. Nach Gesprächen mit den Anliegern versucht der Planer jetzt, alle Ideen unter einen Hut zu bekommen. Allerdings brauchen wir Grundstücke der Anwohner, damit etwa die schmalen Gehwege verbreitert werden können. Da tun sich die Eigentümer schwer, Flächen zur Verfügung zu stellen. Ich bin in Verhandlungen. Aber je nachdem, wie lange wir dieses Spiel noch treiben müssen, wird sich die Umsetzung verzögern. Am wahrscheinlichsten kommt erst der Abschnitt von der Varenner Straße bis zum Pertrichplatz. Alles Übrige steht in weiter Ferne, wegen der Vielzahl und unterschiedlicher Interessen der Eigentümer.

Diverse weitere Vorhaben stehen auf der Agenda. Stichworte sind Ortsmitte, Kindergarten, Radwege. Warum gibt es keinen schnellen Erfolg?

Die meisten Themen sind in der Gemeinde Petershausen seit zehn oder zwanzig Jahren bekannt. Dass das jetzt nicht alles in drei Jahren geht, ist klar. Aber wir haben schon einiges erledigt. Das neue Gewerbegebiet ist abgehakt, erste Firmen fangen schon an zu bauen. Das ist schneller gegangen, als geplant. Investiert haben wir auch in Infrastruktur, die man nicht sieht: Bei der Wasserversorgung haben wir den geplanten Ringschluss erledigt. Das letzte Stück zwischen Asbach und Kollbach wird heuer gebaut. Ein Projekt, das für den Brandschutz der Orte enorm wichtig ist, da hat es gemangelt.

Stichwort Brandschutz: Wo steht die Planung fürs neue Feuerwehrhaus?

Noch hakt es an einem Detail: Die Zufahrt zum Grundstück der künftigen Feuerwache an der Indersdorfer Straße ist immer noch nicht geregelt. Das ist nicht trivial. Wir wollten den Ortseingang ein kurzes Stück verlegen, damit wäre die Einfahrt innerorts und damit problemlos gewesen. Im ersten Anlauf sind wir gescheitert. Jetzt ist Beharrlichkeit gefragt. Das dauert.

Ein Aspekt taucht immer wieder auf: Die Abstimmung mit Fachbehörden und externen Partnern verschlingt viel Zeit.

Tatsächlich gibt es ja die Eigenständigkeit der Kommunen schon lange nicht mehr. Über Jahrzehnte haben das die Gesetzgeber unterminiert. Wir Gemeinden sind nur noch Pufferzone zum Bürger, selber entscheiden können wir nur noch wenig.

Mit diesen Abstimmungsprozessen haben vermutlich alle Gemeinden zu kämpfen. Nicht überall entsteht der Eindruck der Lähmung wie in Petershausen. Gibt es Defizite in der Kommunikation?

Das sehe ich nicht so, denn ich kommuniziere viel mehr als meine Vorgänger, ganz bewusst. Auch muss ich widersprechen: Nicht alle Bürger sind unzufrieden. Einige sind ungeduldig, weil sie lange auf ein bestimmtes Projekt warten. Ein Beispiel ist der Fahrradschutzstreifen in der Jetzendorfer Unterführung. Mit ein wenig Farbe wäre so eine Schutzzone rasch markiert, doch das bringt nicht die gewünschte Sicherheit. Über unser städtebauliches Entwicklungskonzept haben wir einen wunderbaren Ansatzpunkt, um den Straßenraum umzugestalten. Das wird umgesetzt, sobald der Landkreis die Straße saniert. Das dauert natürlich noch. Aber wir versuchen gezielt, kleine Maßnahmen rasch umzusetzen.

Aber es lässt sich nicht leugnen, dass im Gemeinderat häufig lange, kontrovers und intensiv diskutiert wird. Manche Debatte erinnert an den Wahlkampf.

Kritische Stimmen hat es im Gemeinderat von Anfang an gegeben. Ich spüre nicht, dass diese politische Auseinandersetzung von den Bürgern aufgenommen wird.

Beeinträchtigt dieses streitlustige Klima die Effektivität der Arbeit?

Ja, aber zum Glück nicht so stark, wie es den Anschein hat. Wir arbeiten überwiegend gut zusammen, die meisten Entscheidungen fallen einstimmig oder mit großer Mehrheit. Bei manchen Themen trennt uns jedoch Haltung und politisches Prinzip. So konnten wir uns auf keine Diskussion eines umfassenden Konzeptes für die gemeindlichen Gebäude verständigen. Wir gehen jetzt projektweise vor. Das unterscheidet uns noch von anderen Gemeinden. Allerdings bin ich zuversichtlich, wir machen stete Fortschritte. Jetzt freue ich mich erst einmal auf die Frühlingsblumen am Pertrichplatz, den baldigen Startschuss für zwei neue Wohnbaugebiete und vielleicht ein Bürgerbackhaus.

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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