Petershausen:Günstige Wohnung gesucht

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Bürgermeister Fath legt Sozialbericht für Petershausen vor

Von Petra Schafflik, Petershausen

Welche sozialen Notlagen bedrücken die Bürger? Wo ist die Gemeinde gefragt? In einem Sozialbericht hat Bürgermeister Marcel Fath (Freie Wähler) jetzt alle greifbaren Daten aus Petershausen zu diesem Themenkomplex zusammengetragen. Ziel war, eine Planungsgrundlage für den Sozialausschuss des Gemeinderats zu schaffen. Die Zahlensammlung bringt überraschende Einsichten, aber auch vorhersehbare Aussagen. Wie etwa die, dass auch in Petershausen Wohnungen fehlen, neue Unterkünfte dringend benötigt werden. Ein Aufgabengebiet, bei dem die Gemeinde bald handlungsfähig sein wird. Schon im Herbst sollen Planungen für das neue Baugebiet Rosenstraße beginnen, wo auch Sozialwohnungen und Appartements nach dem Einheimischen-Modell entstehen könnten.

Aktuell sind in Petershausen 2639 Haushalte in 2725 Wohnungen registriert. "Wir haben also Leerstände oder Einwohner, die nicht gemeldet sind", sagt Fath. Trotzdem fehlen in Petershausen Wohnungen, die Obdachlosenunterkunft der Gemeinde mit vier Plätzen ist komplett belegt. Weil demnächst zwei alleinerziehende Mütter mit je zwei Kindern untergebracht werden müssen, wird die Gemeinde Wohncontainer aufstellen. Ein Standort sei gefunden. "Nicht schön, aber akzeptabel", sagt der Bürgermeister.

Von elf Sozialwohnungen, die in Petershausen stehen, kann die Gemeinde nur fünf eigenständig belegen. Die übrigen sechs stehen unter der Regie der Kreiswohnbaugesellschaft, die dort Bürger aus dem gesamten Landkreis nach Dringlichkeit unterbringt. Sorgen bereiten dem Bürgermeister die bereits anerkannten Asylsuchenden, um deren Unterbringung sich die Gemeinde kümmern muss. Sie dürfen nur noch bis 2018 als sogenannte Fehlbeleger in der Container-Unterkunft leben. Nach Ablauf aller Anerkennungsverfahren werden wohl insgesamt 60 Flüchtlinge in Petershausen bleiben, rechnet Fath. Noch ist unklar, wo sie wohnen sollen. Ein Grundstück hat die Gemeinde gekauft. Aber es fehle die Rechtssicherheit, dass ein dort errichtetes Gebäude später für reguläre Sozialwohnungen genutzt werden dürfe.

Überraschende Erkenntnis des Sozialberichts: Zahlen zur älteren Generation, zu Altersarmut oder sozialen Problemen der Senioren fehlen. Bekannt ist, dass 22 Petershausener mit ihrer Rente nicht über die Runden kommen und Grundsicherung im Alter beziehen. Diese Zahl bildet wohl nur die Spitze des Eisbergs ab. "Es gibt mehr als genug Senioren, die an ihrem Existenzminimum sind, aber kämpfen und sich durchschlagen", sagt Helga Zull, die im Rathaus für soziale Angelegenheit zuständig ist. Offenkundig ist auch, dass mit einem Bestand von nur 251 verfügbaren Ein- und Zwei-Zimmer-Appartements genau die stark nachgefragten kleinen Wohnungen für die ältere Generation fehlen. Ebenfalls unerwartet: In Peterhausen leben überdurchschnittlich viele Alleinerziehende, fast jedes dritte Kind wird von nur einem Elternteil erzogen. Doch anders als in vielen Gemeinden, beziehen sehr wenige dieser kleinen Familien Sozialleistungen. Nur 25 Alleinerziehende benötigen staatliche Hilfe, also 9,1 Prozent im Vergleich zum Landesdurchschnitt von 26,2 Prozent.

Der Mix aus "noch bezahlbarem Wohnraum", guter Kinderbetreuung und hervorragender Verkehrsanbindung mache sich bemerkbar, sagt der Bürgermeister. Alleinerziehende kommen nach Faths Einschätzung gezielt nach Petershausen, weil sie es dort schafften, Arbeit und Kinder unter einen Hut zu bekommen. Fazit des Bürgermeisters: Der Sozialbericht ist eine wichtige Datenbasis für die Entwicklung der Gemeinde. "Damit wir wissen, was gebraucht wird und nicht am Bedarf vorbei planen."

© SZ vom 18.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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