Petershausen:Einkaufen im Ortskern oder auf der grünen Wiese

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Die Petershausener diskutieren über richtigen Standort für einen Supermarkt: im Dorfzentrum oder doch ein Neubau am Ortsrand.

Von Petra Schafflik, Petershausen

"50 zu 50" - diese Quote war oft zu hören gegen Ende der Bürgerdiskussion, zu der die CSU geladen hatte. Denn in der Frage, ob der zentral gelegene Edeka-Supermarkt mitten im Dorf bleiben oder als großzügiger Neubau an den Ortsrand umziehen soll, zeichnete sich in der lebhaften Debatte im völlig überfüllten Wirtssaal keine klare Linie ab. Auch die von Bürgermeister Marcel Fath (FW) präsentierte Option, dass das Lebensmittelgeschäft umziehen und am alten Standort ein Penny eröffnen könnte, wurde nicht von allen Bürgern als gute Lösung bewertet. Mit Aldi im Gewerbegebiet, einem neuen Edeka an der Jetzendorfer Straße und einem Penny im Dorf entstünden gleich drei Einkaufszentren "mit furchtbaren Folgen für den örtlichen Einzelhandel", prognostizierte Herwig Feichtinger, Vorsitzender des Gewerbeverbands. Bedenken, die auch CSU-Fraktionssprecher und Veranstaltungsmoderator Josef Gerer teilt, der eine "Kannibalisierung" der Lebensmittelgeschäfte befürchtet. Nun steht der Gemeinderat vor einer schwierigen Entscheidung, wenn er kommende Woche einen ersten richtungsweisenden Beschluss fassen wird, ob ein Edeka-Umsiedlung näher geprüft oder von vornherein abgelehnt werden soll.

Wo werden wir in Zukunft einkaufen? Diese Frage treibt die Petershausener um. Deshalb drängten sich am Dienstagabend bei der CSU-Debatte viele Bürger, darunter auch Geschäftsleute, Verbandsvertreter, Gemeinderäte aller Fraktionen und Bürgermeister Marcel Fath (FW). Brisant und ganz aktuell ist die Frage nach dem Standort des örtlichen Supermarkts wieder einmal. Edeka möchte von der Münchner Straße weg auf ein Areal an der Jetzendorfer- / Mitterfeldstraße an den östlichen Ortsrand aussiedeln, um dort großzügig mit weitläufigen Parkplätzen neu zu bauen. Denkbar wäre das nur, wenn die Gemeinde mitspielt. 2012 hat der Gemeinderat klar festgelegt, dass Läden nur im engeren Ortskern zulässig sind. Damit wollte man der Gefahr entgegentreten, dass Nahversorgungszentren auf der grünen Wiese entstehen, während der Ortskern ausstirbt.

Gefahr für das lebendige Zentrum

Doch was denken die Bürger? Wenn es im Dorf keinen Lebensmittelladen mehr gibt, "ist das der Supergau", fürchtet Gerer. Mit Geschäften außerhalb des Dorfs "locken wir die Leute aus dem Ortszentrum raus", warnte auch Herwig Feichtinger vom Gewerbeverband. Die bereits jetzt sichtbaren Leerstände um die Bahnhofstraße würden zunehmen. Auch Wolfgang Kögler vom Sozialverband VDK plädierte im Sinn der älteren Generation für einen fußläufig erreichbaren Lebensmittelladen im Ort. Das Geschäft hinter dem Pertrichhof sei ausreichend, betonte eine Bürgerin. Im Sinn der Umwelt "muss nicht immer alles größer werden", erklärte eine junge Frau. Für die Bürger der Wohnquartiere östlich der Bahn wäre Edeka am Ortsrand dagegen endlich ein Versorger vor der Haustür und deshalb "hervorragend", betonte ein Bewohner der Vogelsiedlung. Allerdings müsste dann eine bessere Fuß- und Radverbindung vom Dorf geschaffen werden, verlangte ein Redner.

Auch das Kaufverhalten der Petershausener spreche für eine Aussiedlung, sagten mehrere Bürger. Viele würden momentan in Nachbarorten einkaufen, weil das Angebot in Petershausen nicht ausreiche, der Edeka-Laden zu klein sei und dort Parkplätze fehlten. Weil es Mängel gebe, müsse die Gemeinde aktiv werden, soll Edeka im Dorf eine Zukunft haben, betonte Moderator Gerer. Mit der Bebauung der Ortsmitte, der Ortskernsanierung und einer Lösung für die Parkplätze sollte der Lebensmittelladen als "Anker" fürs Zentrum gesichert werden. Die von Bürgermeister Fath präsentierte Alternative - die Umsiedlung von Edeka und der Erhalt des bestehenden Geschäfts unter neuer Regie - halten der ehemalige SPD-Gemeinderat Eduard Meßthaler und andere Redner für "ideal". Doch Feichtinger sieht Gefahren für das noch lebendige Zentrum. Allein in den vergangenen Monaten haben dort vier Läden dichtgemacht, mit einem Supermarkt außerhalb "wird sich dieser Trend beschleunigen". Auch Josef Gerer sieht die Gefahr, dass sich die Lebensmittelläden gegenseitig das Wasser abgraben. Die kontroverse Debatte ließ einen klaren "Bürgerauftrag" an die Politik nicht erkennen. Der Gemeinderat muss kommende Woche dennoch entscheiden, ob die Ansiedlung von Edeka auf der grünen Wiese abgelehnt oder doch zumindest geprüft werden soll.

© SZ vom 19.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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