Orgelmusik:Farbenreich

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Christian Brembeck ist von der Kaps-Orgel fasziniert. (Foto: Toni Heigl)

Christian Brembeck verdeutlicht die Klangfülle der Kaps-Orgel

Von Bärbel Schäfer, Dachau

Aus den kräftigen Klangkaskaden der "Cortège et Litanie" von Marcel Dupré lösten sich zauberhafte Töne, kleine Intervalle von feinen Flötentönen, die an fließendes Wasser und flirrende Luft erinnern. Dupré hatte die Komposition ursprünglich für ein Kammerorchester komponiert - Prozession und Litanei - und auf den Rat seines amerikanischen Agenten für Orgel umgeschrieben. Ein Glück, denn so konnte Christian Brembeck das liedhafte Stück auf der neuen Orgel in Mariä Himmelfahrt in seiner ganzen Klangfinesse aufführen.

Das fünfte Konzert in der vom Kirchenmusiker Rainer Dietz initiierten Reihe war sehr gut besucht und offenbarte eine fantastische und farbenreiche Klangwelt. Bei der Planung der Orgel wurde viel in die klangliche Gestaltung investiert, um einen auf den Kirchenraum abgestimmten Klang zu erzeugen. Aus diesem Grund seien die Erwartungen an die Orgel hoch gewesen, berichtete Rainer Dietz, und würden nun in der Konzertreihe bei weitem übertroffen.

"Viele bekannte Organisten würden gerne bei uns spielen", so Dietz. Unter ihnen ist auch Christian Brembeck, der eine weit gefächerte Karriere als Solist und Kammermusiker zu bieten hat, unter anderem mit Sergiu Celibidache. Dass Brembeck auch ein feinfühliger und subtiler Organist ist, zeigte er in Mariä Himmelfahrt. Um das ganze Klangspektrum des neuen Instrumentes zu demonstrieren, spielte er ein exquisites Programm mit Werken aus mehreren Jahrhunderten, wobei er den Schwerpunkt auf französischer Orgelliteratur legte. Brembecks Vortrag am Spieltisch auf der Empore wurde per Video in den Kirchenraum übertragen. Sehr schön konnte man das Spiel der Hände und die Fußarbeit beobachten. Romantisch und schwelgerisch klang César Francks "Choral No. 1 en mi majeur".

Zart schwangen sich die Töne in Arabesken in die Höhe, heiter plaudernd und lieblich schwebten sie über tieferen, gequetscht klingenden Tönen oder schlängelten sich unter ihnen hindurch, um in die Lüfte aufzusteigen und davon zu fliegen. Wunderbar brachte Christian Brembeck den Kontrast von leise und laut, filigran und dicht zum Ausdruck und schuf eine intime Stimmung. In Johann Sebastian Bachs ungewöhnlicher Choralbearbeitung "An Wasserflüssen Babylon" traten Orient und Okzident in einen spannenden Dialog. Christian Brembeck entlockte dem Instrument exotisch klingende, quirlig quäkende Töne, die er über einen melodiös dahinfließenden Klangteppich legte. Olivier Messiaens "Le Banquet céleste" offenbarte wiederum ein neues Hörerlebnis. Brembeck kostete die wechselnden Harmonien und das sehr langsame Tempo des himmlischen Gastmahles aus und schuf mit pulsierenden Rhythmen eine mystische Grundstimmung, die zutiefst Abgründiges und Endzeitliches verriet. Damit bereitete der Organist den Boden für den fulminanten Gegenentwurf, Max Regers Fantasie über den Choral "Straf mich nicht in deinem Zorn".

Seine eigenen Improvisationen zum überkonfessionellen Kirchenlied "Wer nur den lieben Gott lässt walten" wurde zum akustischen Showdown. Trompeten und Posaunen, himmlische Silberglöckchen und tirilierende Blockflöten erfüllten die Luft. Das war humorvoll und packend zugleich. Wie auch die Zugabe, in der verschiedene Anleihen, unter anderem aus der Zauberflöte, zu hören waren. Begeisterter Applaus.

© SZ vom 05.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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