Odelzhausen:Neuer Versuch

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Nach dem Scheitern der Inklusionspläne im Sommer bietet der Zweckverband der Odelzhausener Grund- und Mittelschule dem Franziskuswerk eine andere Lösung an: Die Johannes-Neuhäusler-Schule soll bis zum Abriss der alten Schule in den Neubau ziehen, später in einen Satellitenbau

Von Renate Zauscher und Wolfgang Eitler, Odelzhausen

Vielleicht kommt es doch noch zu einer Zusammenarbeit des Zweckverbands der Odelzhausener Grund- und Mittelschule mit dem Franziskuswerk Schönbrunn: In der Sitzung des Zweckverbands teilte dessen Vorsitzender, der Pfaffenhofener Bürgermeister Helmut Zech (CSU), mit, dass es erneut Gespräche zwischen den Beteiligten gegeben habe. Der Zweckverband will demnach dem Franziskuswerk eine Lösung anbieten, bei der nach Fertigstellung des Schulneubaus zunächst eine Fläche von 220 Quadratmetern für die Johannes-Neuhäusler-Schule zur Verfügung gestellt und anschließend ein "Satellitenbau" neben dem Schulgebäude errichtet würde. Ein entsprechender Beschlussvorschlag wurde von den Zweckverbandsmitgliedern einstimmig angenommen.

Ob und wie dieser Beschluss mit den Vorstellungen des Franziskuswerks im Einklag steht oder zu bringen ist, müssen jetzt die weiteren Verhandlungen erbringen. Wie Geschäftsführer Markus Tolksdorf der SZ am Donnerstag mitteilte, wünscht er sich die Einrichtung von sogenannten Partnerklassen. Solche bestehen beispielsweise an der Grundschule in Röhrmoos oder an den Grund- und Mittelschulen in Hebertshausen und Haimhausen. Die Idee dabei ist, dass behinderte und nicht behinderte Schüler je nach ihren Möglichkeiten kooperieren. Insofern plädiert Tolksdorf für eine Integration der Klassen, die sich zurzeit in einem Gebäude im Gewerbegebiet von Wagenhofen befinden. Die Ortschaft gehört zur Gemeinde Pfaffenhofen. Der von Bürgermeister Zech angesprochene Satellitenbau ist in Tolksdorfs Augen erst eine Option, wenn sich im Laufe der Jahre herausstellen sollte, dass die Grund- und Mittelschule sämtliche Klassenräume aus Kapazitätsgründen benötigt.

Angestoßen wurden die erneuten Gespräche und Verhandlungen offenbar durch die Berichterstattung der SZ im Juli, wonach in der Schule Odelzhausen keine Einbindung der behinderten Kinder geplant sei, die in Wagenhofen untergebracht sind und vom Sprengel her zur Johannes-Neuhäusler-Schule für geistig und mehrfach behinderte Schüler in Schönbrunn zählen.

In der Verbandssitzung verwies die Rektorin der Grund- und Mittelschule, Cordula Weber, darauf, dass eine Inklusion im eigentlichen Sinne mit einer aktiven Einbindung der Kinder in den Unterricht in diesem Fall nicht möglich sei: Die Kinder der Neuhäusler-Schule, die im Heim der Wiege leben, seien schwerstbehindert, was einen gemeinsamen Unterricht mit anderen Schülern unmöglich mache. Es gehe somit um eine Form der Kooperation mit dem Franziskuswerk und die Bereitstellung gesonderter Räume innerhalb des Schulzentrums. Im Übrigen betonte sowohl Cordula Weber wie ihre Kollegin von der Realschule, Anette Schalk, dass Inklusion mit derzeit vier behinderten Kindern auch jetzt schon an beiden Schulen gelebt werde.

Noch vor Kurzem hatte es so ausgesehen, als käme eine Zusammenarbeit von Schulverband und Franziskuswerk nicht mehr zustande. Die Pläne waren an der Höhe der Mietzahlungen von monatlich 9000 Euro gescheitert, die das Franziskuswerk für entsprechende Räume an den Zweckverband entrichten sollte und an der Weigerung der Regierung von Oberbayern, diese Kosten zu übernehmen.

Der Odelzhausener Zweckverbandsvertreter Roderich Zauscher (BGO) hatte per Antrag Informationen darüber gefordert, auf welcher Basis die Höhe der geforderten Mietzahlung errechnet worden sei. Zech erklärte hierzu, dass das Franziskuswerk von einer benötigten Fläche von 450 Quadratmetern ausgegangen sei und von Baukosten in Höhe von 1,55 Millionen Euro. Ausgehend von dieser Kostenschätzung und einer Nebenkostenpauschale sei vom Projektsteuerer des Franziskuswerks errechnet worden, dass sich bei einer Abschreibung auf 25 Jahre eine Mietzahlung von monatlich 9000 Euro ergeben würde. Im Mai dieses Jahres sei die Mitteilung aus Schönbrunn gekommen, dass man unter diesen Rahmenbedingungen von den gemeinsamen Plänen Abstand nehmen müsse. "Nicht wir sind ausgestiegen, sondern das Franziskuswerk", betonte Zech.

Helmut Zech unterstrich im Übrigen ebenso wie sein Stellvertreter Markus Trinkl (parteifrei), dass eine Kooperation mit dem Franziskuswerk für den Schulverband kostenneutral sein müsse. Außerdem, so Zech, sei die Erstellung von Räumen für behinderte Kinder mit Mehrkosten und eine später vielleicht nötige Nutzungsänderung mit erheblichen Umbaukosten verbunden.

Die jetzt vorgeschlagene Lösung sieht vor, dass zunächst Räume im Neubau befristet an das Franziskuswerk vermietet und nach dem Abriss der alten Schule ein förderrechtlich genehmigter Satellitenbau für das Franziskuswerk errichtet wird. Als Voraussetzung verlangt der Zweckverband die schriftliche Zustimmung der Regierung für das Bauprojekt. Es dürfe zu keiner Verzögerung des Satellitenbaus kommen, damit die zwischenzeitlich vermieteten Räume wieder für den Schulbetrieb genutzt werden können. Mehrkosten, die durch höheren baulichen Aufwand entstehen, sind laut Zweckverbandsbeschluss vom Franziskuswerk zu übernehmen.

Die Regierung von Oberbayern war in die bisherigen Gespräche einbezogen, da sie für die Finanzierung der Neuhäusler-Schule zuständig ist. Auch sie spricht sich dafür aus, Partnerklassen an dem Neubau der Grund- und Mittelschule einzurichten. Der Regierung obliegt die Entscheidung über die Höhe der Pacht, die sie zu bezahlen bereit ist. In deren Stellungnahme heißt es: "Der Pachtzins sollte aufgrund betriebswirtschaftlicher Überlegungen zwischen 8000 und 9000 Euro pro Monat betragen. Unter bestimmten Voraussetzungen können Mietkosten als notwendige Kosten des Sachaufwandes erstattet werden, jedoch nur in dem Umfang, in dem sie die ortsübliche und angemessenen Miete nicht übersteigen."

Wie Pressesprecherin Ines Schantz weiter mitteilt, habe die Regierung daher die Immobilien Freistaat Bayern gebeten, die erstattungsfähige, ortsübliche Miethöhe zu ermitteln. Die sei zu einem Betrag maximal von knapp 7000 Euro gelegen. Schantz weiter: "Eine darüber hinaus gehende Erstattung des Mietzinses ist grundsätzlich nicht möglich, da bei Aufwendungen, die vom Freistaat Bayern refinanziert werden sollen, die Grundsätze von Wirtschaftlichkeit und Sparsamkeit zu beachten sind." In Odelzhausen ist der Neubau einer Realschule beschlossen; ursprünglich als Anbau an die bestehende Grund- und Mittelschule. Allerdings hatte sich herausgestellt, dass die bestehende Schule in ihrer Substanz sanierungsbedürftig ist und ein Neubau billiger kommt.

© SZ vom 25.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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