Odelzhausen:Auf Wachstumskurs

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Wie Odelzhausens Bürgermeister Markus Trinkl die Folgen des Zuzugs stemmen will

Von Renate Zauscher, Odelzhausen

Odelzhausen wächst, und zwar gewaltig: In der ersten von insgesamt drei Bürgerversammlungen sprach Bürgermeister Markus Trinkl (parteifrei) von einem "extrem dynamischen Zuwachs" der Einwohnerzahlen und von "unglaublicher Nachverdichtung" vor allem im Zentralort: "Es wird gebaut an allen Ecken". Allein im letzten Jahr sei Odelzhausen um 150 Personen auf jetzt 5125 Einwohner angewachsen. In dieser Zahl sind noch nicht die 110 Asylbewerber enthalten, die laut Markus Trinkl kurz vor Weihnachten erwartet werden. Und das Wachstum hat Folgen. Mit am spürbarsten sind sie im Bereich der Kinderbetreuung. Hier rechnet Odelzhausen heuer mit einem Defizit von 710 000 Euro und von bereits einer Million im Jahr 2018.

Praktisch alle in der Gemeinde lebenden Kinder in entsprechendem Alter besuchen den Kindergarten; darüber hinaus werden 64 Prozent der Kinder von einem Jahr an in einer Krippengruppe betreut. "Das ist eine unfassbar hohe Zahl für eine Landgemeinde", sagt Trinkl; entsprechend schwierig sei es, ein solches Angebot vorzuhalten. Noch ist die Kinderbetreuung mit Kosten von beispielsweise 284 Euro für eine neun- bis zehnstündige Krippenbetreuung pro Tag vergleichsweise günstig. Angesichts enormer Personalkosten und schon wieder räumlicher Enge im erst zwei Jahre alten Kinderhaus aber hat Trinkl eine Arbeitsgruppe gegründet, in der er gemeinsam mit Eltern nach einem "fairen System" der Lastenverteilung sucht.

Odelzhausen wird in den nächsten Jahren aber auch in vielen anderen Bereichen große Aufgaben bewältigen müssen. Dazu gehört der Ausbau der Kläranlage für etwa drei Millionen Euro, vor allem aber auch die finanzielle Beteiligung am Neubau des örtlichen Schulzentrums. Etwa 13 der insgesamt 50 Millionen für das Vorhaben muss die Gemeinde beisteuern. Trinkl ist dennoch optimistisch: "Ich bin überzeugt, dass Odelzhausen das mit den aktuellen Niedrigzinsen leisten kann", erklärte er den zirka 80 Besuchern im Gasthof Willibald.

Trinkls Optimismus ist deshalb bemerkenswert, weil Odelzhausen heuer mit finanziellen Schwierigkeiten zu kämpfen hat: Eine Gewerbesteuerrückzahlung an ein Unternehmen lässt die Einnahmen aus der Gewerbesteuer dieses Jahr auf bescheidene 1,47 Millionen Euro schrumpfen. Die vorgeschriebene Mindestzuführung vom Verwaltungs- in den Vermögenshaushalt wird deshalb 2015 und 2016 nur knapp erreicht. Erst 2017 werden bessere Zahlen erwartet. In den nächsten zwei Jahren werden die gemeindlichen Schulden auf etwa sieben Millionen Euro steigen, sollen dann aber rasch wieder zurückgefahren werden. Dazu kommen hohe Kreditaufnahmen für den Schulneubau.

Bei der Bürgerversammlung in Odelzhausen nahm Markus Trinkl auch Stellung zu den Austrittsplänen der beiden Nachbargemeinden aus der Verwaltungsgemeinschaft. "Wir haben den Austrittswunsch zur Kenntnis genommen, jetzt muss der Landtag entscheiden", sagte Trinkl. Wie dessen Entscheidung ausfallen werde, wage er nicht abzuschätzen. Für Odelzhausen würde der VG-Austritt von Sulzemoos und Pfaffenhofen jedoch "in keinster Weise ein Problem darstellen". Angesichts von Bevölkerungswachstum und dem Vorhandensein aller nötigen Infrastruktureinrichtungen sehe er für die eigene Gemeinde "kein Risiko und keine Mehrkosten".

Optimistisch ist Markus Trinkl auch was die weitere Verbesserung des öffentlichen Nahverkehrs angeht. Er verwies auf das gut angenommene aber noch ausbaufähige Rufbussystem und auf Pläne für einen Schnellbus auf der A 8 zwischen Dasing und Pasing. Sollten die Gemeinden Adelzhausen und Dasing hier weiter zögern, könne man die mit eintausend Passagieren sehr gut ausgelastete Buslinie 732 nach Pasing noch weiter ausbauen.

Von Bürgerseite gab es Nachfragen zu nur wenigen Themen. Bezüglich eines Umgehungsstraßenbaus erklärte Trinkl, man suche nach einer tatsächlich umsetzbaren, realistischen Lösung und führe entsprechende Gespräche. Positiv reagierte der Bürgermeister auch auf den Wunsch nach Einrichtung eines Waldkindergartens: Der Gemeinderat werde sich hiermit befassen. Kein Thema war für die Besucher die bevorstehende Ankunft der Flüchtlinge, die in Container hinter dem Feuerwehrhaus einziehen werden: Es gab keinerlei Anfragen hierzu.

© SZ vom 23.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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